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Jenny Don't & The Spurs: Broken Hearted Blue (Review)
Artist: | Jenny Don't & The Spurs |
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Album: | Broken Hearted Blue |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Americana, Country, Rock'n'Roll |
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Label: | Hi-Fidelity | |
Spieldauer: | 36:22 | |
Erschienen: | 14.06.2024 | |
Website: | [Link] |
Oha! Hier bekommen wir's doch tatsächlich mit einer waschechten Rock'n'Country-Rebellin zu tun, die wohl gerne unverhohlen auch deutlich „Nein!“ oder „Nicht mit mir!“ sagt, statt als angepasster toter Fisch mit der Strömung zu schwimmen – oder um beim Südstaaten-Americana zu bleiben, als gezähmtes Pferd hinter dem Cowboy widerstandslos hinterherzutraben. Denn JENNY DON'T & THE SPURS geht’s auf ihrem von außen her schwer retro-nostalgisch wirkendem Country-Folk-Rock-Album nicht in erster Line um säuselnde Liebesschwüre, sondern das, was oft danach kommt. Der schwere Herzschmerz, wenn die Schmetterlinge im Bauch wieder auf entfernte Reise davongeflattert sind oder sich ihre bunten Flügelchen unheilbar gebrochen haben und nur noch „Broken Hearted Blue“ zurücklassen.
Oder um es mit einem Song von JENNY DON'T & THE SPURS auszudrücken: Hier geht es um die „Unlucky Love“. Und seien wir ehrlich – über die lässt es sich viel besser und frecher und rockiger Singen als über die romantische, sich tief in jeglichem Schmalztopf suhlende Liebe.
Die 'Nicht mit mir'-Jenny und ihre Spurs kommen direkt aus dem pazifischen Westen, wo man gerne Cowboy-Hüte trägt und der Sonne im Country-Klang entgegenreitet. Außer man mochte solche Wohlfühl-Attitüden noch nie und rebellierte, weswegen man schon in jungen Jahren den Spitznamen 'Jenny Don't' verpasst bekam und in der 'Aufsässigen'-Schublade abgelegt wurde, aus der man schon als Kind verdammt schwer wieder rauskommt. Autoritäten als solche waren echte Scheiße – zumindest wenn sie sich von oben herab gaben und an der Felswand ihrer Vorurteile jeder andersdenkende Wagemut zerschellte. Und auch die bekommen bei Jenny Don't immer wieder ihr Fett weg, selbst wenn die Musikerin dann zu flotten Country-Rhythmen mit „You're What I Need“ auch eine ganz andere, ernsthaft verliebte Tourleben-Seite anschlagen kann, zu der sie selber feststellt: „Dieser Song wurde von dem Wunsch inspiriert, jedem, den wir auf der Tour getroffen haben, unsere Wertschätzung zu zeigen und für die kontinuierliche Unterstützung zu danken. Das Tourleben macht süchtig; jede Nacht treffen wir neue Freunde und treffen bekannte Gesichter von früheren Shows wieder. Da wir aus bescheidenen Verhältnissen stammen, hätten wir nie gedacht, dass wir einmal die Möglichkeit haben würden, an die meisten Orte zu reisen, an denen wir schon waren. Deshalb sind wir unglaublich dankbar für die Leute, die kommen und Interesse zeigen und uns ermöglichen, unserer Leidenschaft nachzugehen. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir niemals Shows absagen, denn die Fans, die zu uns kommen, sind uns jede Mühe wert. Wir nehmen große Strapazen auf uns, um zu einer Show zu kommen - wir durchqueren sengende Wüsten, Ozeane, schneebedeckte Berge und schwüle Dschungel (buchstäblich). Wir reisen um die Welt, weil wir euch brauchen!“
Man spürt daher dem Album „Broken Hearted Blue“ sofort an, dass es vorrangig für die Bühne (und die Fans) geschrieben wurde und eine mitreißende Aura entfaltet, der man sich nur schwer entziehen kann.
Wenn die gute Jenny zudem die höheren Töne anschlägt, dann kommen einem schnell mal BEAUTIFUL SOUTH und deren erste Sängerin Briana Corrigan in den Sinn (Hoffentlich erinnert sich an die noch jemand, denn die britische Band hat es eigentlich nicht verdient, in Vergessenheit zu geraten!) – man höre nur noch einmal ihren Hit „A Little Time“.
JENNY DON'T & THE SPURS vollziehen mit „Broken Hearted Blue“ auf wirklich schöne Art ihren Dank an die Fans – und das ganz ohne jeglichen Abwehrgedanken. Man vertraut sich eben.
In unseren Breiten sind JENNY DON'T & THE SPURS allerdings noch nicht wirklich angekommen oder angesagt. Dabei hat die aus dem pazifischen Nordwesten stammende Band sich in den letzten zehn Jahren nicht nur in ihren Breiten einen Ruf als fleißige und musikalisch engagierte Vertreter der Country-Western-Szene samt Rock-Appeal erarbeitet. Die meisten ihrer 13 Alben und Singles erschienen lange Zeit, um konsequent unabhängig zu bleiben, auf ihrem eigenen Label. Durch ausgedehnte Touren durch Europa, Australien und Neuseeland sowie Auftritte in Indonesien, Malaysia, den Philippinen und Mexiko erspielten sie sich zusätzlich eine immer größere internationale Fangemeinde. Allerdings sollte man wirklich dem Country gegenüber aufgeschlossen sein – ansonsten wird trotz des großen Charmes und Live-Album-Styles der Musikerin und ihrer Band der Funke nicht überspringen.
Allerdings würde einem, wenn der Funke nicht überspringt, solch ein bewegender Song wie der die LP abschließende „Bones In The Sand“ entgehen, in dem die Band, die hier erstmals mit einem neuen Schlagzeuger spielt, ihrem ehemaligen, langjährigen Schlagzeuger Sam Henry gedenkt, der 2022 seinen Kampf gegen den Krebs verlor.
So wird der letzte Song des Albums nicht nur zu einem der bewegendsten, sondern auch zu einem, der deutliche GIANT SAND-Züge in sich trägt und auf der Bühne eine melancholischere Schluss-Phase bestens einleiten könnte.
Am Ende sind die zehn (auch auf Vinyl gepressten) Songs für sich genommen eine bunte Country-Mischung, der vom Rock bis zum Folk alles innewohnt, wobei die Stimme von Jenny Don't der Musik ihren besonderen Wiedererkennungswert verleiht.
„Broken Hearted Blue“ überzeugt außerdem mit einer richtig guten Produktion und einem Sound, der voll und warm aus den schwarzen oder farbigen Vinyl-Rillen kriecht, um nach und nach den ganzen Raum zu füllen, oder um es mit den Worten der Musiker auszudrücken: „Hier wird der deutlich weiterentwickelte Band-Sound, der die Einflüsse der Nordwestmusik mit der Nostalgie der westlichen Prärien verbindet, zu neuen Höhen geführt.“
Das Musik-Pferd von JENNY DON'T & THE SPURS ist gesattelt – nun braucht der Folk-Country-Blues-Liebhaber nur noch in den „Broken Hearted Blue“-Sattel zu steigen.
FAZIT: Wenn JENNY DON'T & THE SPURS ihre Instrumente herausholen und die widerborstige Jenny ans Mikro tritt, dann gibt’s genau das zu hören, was einem das Cowboy-Style-LP-Cover schon andeutet: Sonnenbeschienener Americana, der durchaus Biss und Widerstand mit sich bringt, denn auf „Broken Hearted Blue“ wird der Country verrockt und flott sowie durchaus auch poppig als eine Art, nennen wir es mal 'Country'n'Roll' präsentiert. Eine interessante Mischung, auch weil die Songs von Emotion wie Anspruch geprägt sind und sich mehr mit den Abschieden als dem Willkommen sowie der 'Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität' beschäftigen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (17:35):
- Flying High (3:47)
- Pain In My Heart (3:29)
- Jealous Heart (2:54)
- Sidewinder (2:27)
- Unlucky Love (4:58)
- Seite B (18:47):
- Broken Hearted Blue (4:06)
- You're What I Need (3:52)
- One More Night (5:18)
- My Baby's Gone (2:27)
- Bones In The Sand (3:04)
- Bass - Kelly Halliburton
- Gesang - Jenny Don't
- Gitarre - Christopher March, Jenny Don't
- Schlagzeug - Buddy Weeks
- Broken Hearted Blue (2024) - 11/15 Punkten
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