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Jutta Weinhold: The NOVA Years – 'Coming' & 'Jutta Weinhold' (Review)
Artist: | Jutta Weinhold |
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Album: | The NOVA Years – 'Coming' & 'Jutta Weinhold' |
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Medium: | CD | |
Stil: | Rock |
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Label: | MIG music | |
Spieldauer: | 72:45 | |
Erschienen: | 26.01.2024 | |
Website: | [Link] |
Nun gut…
...UDO LINDENBERG war (Und ist?) ein uneingeschränkter Fan von ihr, der noch dazu im Hintergrund ein wenig an den Musik-Kontakt-Strippen zog, damit die gute Rockröhre JUTTA WEINHOLD Mitte bis Ende der 70er-Jahre mehr Aufmerksamkeit erhielt, obwohl sie damals eigentlich nicht in der allerersten Liga der besten Rock-Musikerinnen spielte und dort ebensowenig hingehörte.
Und auch dass sie gerne 'zwischen den Zeilen' liest, wissen wir ebenfalls, womit sie genauso wenig den Sprung in die Meisterklasse solcher Mega-Musikerinnen wie INGA RUMPF oder NINA HAGEN sowie TAMARA DANZ von SILLY und VERONIKA FISCHER zu PANTHA RHEI- und STERN COMBO MEISSEN-Zeiten (Oh ja, auch in der DDR hatten wir damals so einiges zu bieten) schafft. Wenn überhaupt ein Vergleich halbwegs haltbar ist, dann der zu einer DORO Pesch, doch auch hier scheidet Frau Weinhold schlechter ab – und dass dann noch ein sehr interessanter Vergleich in der deutschen Kult-Musiksendung 'disco' herausgekramt wurde, dazu später...
Genau diesen, doch insgesamt recht wechselhaften Gesamteindruck beweisen auch die beiden ersten Weinhold-Alben aus den Jahren 1976 und 1978, welche hier von MIG music erstmals unter dem Titel „The NOVA Years – 'Coming' & 'Jutta Weinhold'“ als digitaler Tonträger veröffentlicht werden.
Und dass der Mann mit dem Hut und der Zigarre, der auch gerne mit Eierlikör Bilder malt, nicht nur Weinholds Musik mochte, sondern diese auch massiv unterstützte, beweist die Tatsache, dass Mitglieder des PANIKORCHESTERs intensiv an der Einspielung des ersten Albums beteiligt waren und JUTTA WEINHOLD, die damals eigentlich vorrangig als Musical-Sängerin agierte, was man leider zu oft auch auf ihren beiden auf hart getrimmten Rock-Scheiben spürt, vom lindenbergschen Einfluss auf den bemühten Erfolg der 'Rockerin' Weinhold profitierte. Außerdem war sie von 1976 – 1978 bei UDO LINDENBERG eine gern gesehene Gastmusikerin, die noch dazu auf seinem erfolgreichen Live-Album „Livehaftig“ (1979) die weiblichen Gesanganteile – und in diesem Falle nicht schlecht – übernahm.
Das 1976er-Album „Coming“ sorgte für etwa Aufsehen speziell in der Hamburger Rock-Szene, in der sie sich – die zuvor sogar mit AMON DÜÜL auftrat – vorrangig bewegte. Die 10 Songs klangen nach rockigen, durchaus sehr melodiösen Power-Nummern mit etwas aufgesetzt wirkendem Gesang und einer Lindenberg-Attitüde, was speziell dadurch erreicht wurde, weil Lindenbergs Produzent Thomas Kuckuck im Tonstudio bei JUTTA WEINHOLDs Debüt an den Reglern saß.
Mit „Walking In The Rain With Untied Shoes“ driftet Frau Weinhold auch mal in den Blues ab und schon der Titelname hat was, denn wer läuft heutzutage noch mit nicht fest sitzenden Schuhen durch den Regen…
...das gibt doch nur nasse Füße und statt eben „I'm singin' in the rain“ zu tirilieren, beschwert man sich bluesrockig über die unpassenden Schuhe.
Der Versuch, hierbei wie eine INGA RUMPF, die mit ihrer Stimme und FRUMPY die deutsche Musik-Szene regelrecht revolutionierte, zu klingen, ist unüberhörbar – doch im Endeffekt bleibt es bei dem Versuch. Hätte ein Lindenberg das Album eingesungen – allerdings mit deutschen Texten – man hätte ihm dies als eine mittelmäßige Ausgabe seines Platten-Katalogs durchgehen lassen.
Vielleicht hätte selbst JUTTA WEINHOLD einfach auch weiterhin auf deutsch singen sollen, wie sie es noch unmittelbar vor der LP-Veröffentlichung auf ihrer ersten Single tat und damit sogar am 3. August 1974 im Fernsehen bei 'disco' auftreten durfte – und die Ilja Richter (gar nicht mal so unpassend) als „die deutsche Antwort auf SUZI QUATRO“ ankündigte.
Ähnliches gilt auch für das zweite Album, schlicht „Jutta Weinhold“ benannt. Allerdings hat sich hierauf das 'kleine' PANIKORCHESTER verabschiedet, doch dafür bekommt die Weinhold wiederum großartige musikalische Band-Unterstützung – und zwar von den damals schwer angesagten LUCIFER'S FRIEND.
Und so sehr sich JUTTA WEINHOLD auch die Seele aus dem Körper zu singen versucht – diese Seele liebt sicher den Rock'n'Roll, aber diesen wirklich vokal auszuloten gelingt nicht wirklich. Selbst die Produktion des Albums erscheint zu glatt, es fehlen die Ecken und Kanten. Wie sehr sich die Sängerin und ihr Können tatsächlich überschätzt, beweist dann der gewählte Cover-Song „Keep On Runnin'“ der SPENCER DAVIS GROUP, von dem sie unbedingt die Finger und ihre Stimme hätte lassen sollen.
Alle 10 Songs kommen im klassischen Radio-Format zwischen 2 und 4 Minuten daher und dürfen gerne auch mal nur nebenher gehört werden, denn viel verpasst man dabei nicht, selbst wenn Frau Weinhold heute noch feststellt: „Im Rock'n'Roll stirbt man entweder jung oder gar nicht. Ersteres kann mir nicht mehr passieren.“
Ein vielzitiertes Klischee, das von Ausnahmen betrachtet, schon längst ins Reich der Legenden gehört, in dem JUTTA WEINHOLD nach diesen beiden Alben bis heute nie angekommen ist. Dafür aber hat sie ein ordentliches Alter erreicht.
FAZIT: Schwelgen in Erinnerungen und einer Zeit, in der die Rockmusik die Spitze der Musikgeschichte erklomm. Mitte und Ende der 1970er-Jahre war einer der rareren weiblichen Musikerinnen der deutschen Szene JUTTA WEINHOLD, die mit UDO LINDENBERG, in dessen Band sie ebenfalls live als Sängerin agierte, einen mehr als namhaften Förderer gefunden hatte. So spielten 1976 sogar die wichtigsten Vertreter des PANIKORCHESTERs ihr erstes Album „Coming“ mit ein und ihr zweites „Jutta Weinhold“ entstand mit der tatkräftigen Unterstützung von LUCIFER'S FRIEND. Ideale Voraussetzungen, die allerdings nicht wirklich ausgeschöpft wurden, da die Kompositionen wie auch die auf RUMPFsche Rauheit getrimmte Stimme der Musical-Sängerin nicht wirklich zu überzeugen verstehen. Beide Alben erfahren durch MIG music nun unter dem Titel „The Nova Years“ auf einer CD ihre Neuauflage, die mehr Erinnerungs- und Sammlerwert besitzt, als musikalisches Highlight der Siebziger zu sein.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Coming (1976):
- Blood And Life
- Take All My Action
- A Forest With No Trees
- I Depise You
- Walking In The Rain With Untied Shoes
- Tell How You Feel
- Teddy
- Daddy
- Don't Ask Your Mother
- Rock'n'Roll
- Jutta Weinhold (1978):
- Be Bop Rock'n'Rollin'
- I Don't Mean Stayin' Here For Long
- Keep On Runnin'
- The Night Time Is The Right Time
- A Better Aim
- Bloody Sunday
- In The Mood
- I'm Tired
- The Emptiest Place
- Mister Moon
- Bass - Steffi Stephan, Dieter Horns
- Gesang - Jutta Weinhold
- Gitarre - Karl Allaut, Werner Grabowski, Peter Hesslein, Rainer Baumann
- Keys - Jean-Jacquez Kravetz, Chris Klöber, Peter Hecht
- Schlagzeug - Bertram Engel, Herbert Bornhold
- Sonstige - Olaf Kübler (Saxophone), Olaf Casalich (Percussion)
- Read Between The Lines (2010) - 9/15 Punkten
- The NOVA Years – 'Coming' & 'Jutta Weinhold' (2024)
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