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Kinga Glyk: Real Life (Review)

Artist:

Kinga Glyk

Kinga Glyk: Real Life
Album:

Real Life

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Funk, Jazz, Fusion

Label: Warner Music
Spieldauer: 44:00
Erschienen: 26.01.2024
Website: [Link]

Auf dem LP-Cover von „Real Life“ liegt KINGA GLYK die elektrische Bassgitarre vor den Füßen. Es ist fest anzunehmen, dass nach dem Hören von „Real Life“ auch viele Musikfreunde Frau Glyk direkt neben dem E-Bass vor ihren Füßen liegen – und dafür gibt’s sehr gute Gründe.

Die gebürtige Polin erzählt aus ihrer Kindheit, dass sie als Kleinkind oft Musik im Radio ihrer Eltern hörte und grundsätzlich dazu in ihrer Fantasie den Bass spielte. Ja, die einen spielen eben gerne Luftgitarre, die Andere aber spielt Luftbass. Darum trat die heute 27-Jährige schon sehr früh gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Bruder in der 'Family Band' auf und trägt sogar voller Stolz auf ihr Land vor, dass die Polen eben sehr ehrgeizig sind, ohne dabei etwas vorzutäuschen. Und jeder, der die breit gefächerte Jazz- oder Progressive-Rock-Szene Polens – und damit auch solche Namen wie NIEMEN oder SBB kennt, der kann dieser Aussage nur voll und ganz zustimmen.
Daher ist es auch kein Wunder, dass Glyk bereits gemeinsam mit dem SBB-Urgestein Apostolis Anthimos auftrat, was einer Adelung eines jeden jungen polnischen Musikers gleichkommt.

Mit gerade mal 22 Jahren eroberte KINGA GLYK bereits den Polnischen Grand Prix mit dem Titel „New Hope Of Polish Jazz“ und wurde 2021 für den „Deutschen Jazzpreis“ nominiert. Verdammt fett, was sie da schon alles mit dem Bass vor ihren Füßen erfolgreich angestellt hat – und nun also die LP „Real Life“, die schon vom Titel her darauf hinweist, dass die Musikerin authentisch und ganz sie selbst in ihrer Musik sein will. Und das ist sie auch, von der ersten „Real Life“-Minute an, auch wenn sie auf diesem Album weniger auf den Jazz als vielmehr die organische Fusion von Funk, fetten Beats und rhythmischen Jazz setzt, der deutliche Erinnerungen an solcke Größen wie HERBIE HANCOCK oder HELLMUT HATTLER von KRAAN und STANLEY CLARKE sowie den unvergssenen JACO PASTORIUS von WEATHER REPORT weckt. Unvergessen ist hierbei der 'Jaco'-Satz, mit dem er sich bei Joe Zawinul vorstellte, um bei den Jazz-Rock-Giganten WEATHER REPORT einzusteigen: „Mein Name ist John Francis Pastorius III und ich bin der größte E-Bass-Spieler der Welt!“
Nun könnte man das überheblich nennen, ABER es entsprach tatsächlich der Wahrheit. Da Pastorius Leben aber leider viel zu früh schon 1987 endete, ist dieser Platz ja längst frei geworden – vielleicht sollte sich eine KINGA GLYK dafür bewerben. Nach „Real Life“ stehen die Chancen durchaus bestens dafür. Als beste E-Bass-Spielerin der Welt sowieso – obwohl es heutzutage in diesem Bereich weltweit auch einige unsagbare weiblichen Größen gibt, egal, ob sie aus dem PRINCE-Umfeld kommen oder MANOU GALLO heißen.

Genau hier fühlt sich auch „Real Life“ wohl und die Musik dahinter richtig gut an. Dabei ist es heutzutage doch extrem schwer, mit rein instrumentaler Musik wirklich eine breite Hörerschar zu erreichen. Doch ist nicht die große Frage diesbezüglich: „Bleibe ich mir und meinen musikalischen Vorstellungen treu oder setze ich auf den Massengeschmack, der eigentlich gar nicht meiner ist?“
Glyks Antwort fällt diesbezüglich eindeutig aus: „Musik kann auch ohne Lyrics interessant und stark genug sein, um dein Herz zu berühren. Ob sie von einer Bassistin gemacht wurden? Das ist doch letztlich nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass man mit der Musik eine Geschichte erzählt.“

Schon der Album-Opener „Fast Life“ hält genau das, was der Titel verspricht. Verschlafen beginnend und sich dann zum unendlichen Tempo steigernd. Musik zum Eintauchen – genauso wie es die Musikerin in der Badewanne zum dazugehörigen Video tut.

Und so dürfen wir der abwechslungsreichen, aus 9 Stücken bestehenden Geschichte der Bassistin folgen, die noch dazu in fettem, absolut ansprechendem Sound produziert wurden und so ein wahres Klangerlebnis darstellen, wenn die schwarze Scheibe auf dem Plattenteller läuft. Unweigerlich denkt man dabei beispielsweise bei „The Friend You Call“ sofort an den guten Freund SBB oder die Vielzahl der Keybaords stellen immer wieder einen direkten Draht zu WEATHER REPORT her. Geschickt achtet die Bassistin hierbei allerdings darauf, dass ihr Bass immer die musikalische Richtung bestimmt, wobei ihr auch das komplexe Schlagzeugspiel permanent bereitwillig folgt, um trotzdem im einen oder anderen Stück ganz eigene Akzente zu setzen. Es groovt und funkt ohne Ende – aber es experimentiert und jazzt auch.

FAZIT: Schön, dass aus den Bass-Phantasien ihrer Kindheit bei KINGA GLYK längst klangvolle Wirklichkeit geworden ist. „Real Life“ klingt eben wie der wahr gewordene Traum einer noch jungen Musikerin, die vom Luft-Bass auf den knackigen E-Bass umgestiegen ist und diesem die grandiosesten Töne zwischen Funk und Jazz zu entlocken versteht, während ein Jaco Pastorius dazu aus dem Himmelreich Beifall klatscht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1986x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Seite A:
  • Fast Life
  • Unfollower
  • Who Cares
  • Island
  • Seite B:
  • Not Real
  • Swimming In The Sky
  • The Friend You Call
  • That Right There
  • Sadness Does Not Last Forever

Besetzung:

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