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Neon Nightmare: Faded Dream (Review)

Artist:

Neon Nightmare

Neon Nightmare: Faded Dream
Album:

Faded Dream

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Type-O-Negative-Worshipping

Label: 20 Buck Spin / Soulfood
Spieldauer: 41:17
Erschienen: 01.11.2024
Website: -

Die gar nicht mehr so neue New Wave of Gothic Rock Inspired Metal (NWOGRIM -schickes Akronym, oder?) rollt weiter voran, und wie meistens bei eigentlich nicht kalkulierten Bewegungen werden Labels früher oder später beginnen, einen Trend zu forcieren. In Solitude und Beastmilk beziehungsweise später Grave Pleasures waren früh an mit diesem Konglomerat aus Metal-Härte sowie Eighties-Gothic, -New-Wave und -Post-Punk, Tribulation entwickeln sich schon seit einer ganzen Weile dorthin, und Unto Others dürften die Repräsentanten der jüngsten Generation sein, wobei ihnen Pøltergeist dicht auf den Fersen sind.

Die Entwicklung vollzieht sich also von Europa nach Nordamerika, woher auch das Projekt NEON NIGHTMARE stammt, das sich allerdings nicht direkt auf gut 40 Jahre zurückliegende Musik beruft. Brooklyn/New York ist indes vielleicht gar kein zufälliger Herkunftsort, wenn man "Faded Dream" hört, denn dorther kam schließlich auch eine der Goth-Metal-Bands schlechthin - Type O Negative, deren Sound und visuelle Ästhetik (immerhin: Blau statt Grün) der (Stand Mitte Oktober 2024: noch) anonyme Protagonist hinter diesem Debütalbum (dem laut eigener Aussage der verstorbene Type-O-Kopf Peter Steele in Träumen erscheint…) nahezu eins zu eins adapiert, emuliert, kopiert oder was auch immer; tatsächlich dürfte die genaue Einordnung Geschmackssache sein.

Aber noch einmal zu Brooklyn und dem anonymen Macher… Der Gesang gleich im ersten Track erinnert mich frappierend an 'Give Her To The River' vom 2023er-Geniestreich der Heavy-Metal-Band Spirit Adrift. Ich rufe die GEMA-Rechercheseite für Kompositionen auf, werde aber unter Angabe von 'Lost Silver' nicht fündig. Also gut, das amerikanische GEMA-Pendant ASCAP konsultiert, und siehe da: die Nummer ist dem Künstler NEON NIGHTMARE zugeordnet und wurde komponiert von… Garrett Nathan Raleigh, dem Kopf von Spirit Adrift. Bingo!

20 Buck Spin waren schließlich auch Spirit Adrifst erstes Label, und Garrett hat sich schon mehrmals als Type-O-Fan geoutet. Dass beim Hören der Eindruck entsteht, NEON NIGHTMARE seien aus Faszination und aufrichtiger Begeisterung für Type O Negative geboren, ist also kein Wunder. Die Musik orientiert sich einerseits überwiegend am wohl kommerziellsten Album der Band - "October Rust" (1996), von dem zwei Tracks direkte Pendants auf "Faded Dream" zu haben scheinen, nämlich 'Be My Druidess' (hier 'She's Drowning') und 'Lost Silver' ('Love You To Death', spielt der Titel womöglich auf Josh Silver als einziges nicht mehr aktives Type-O-Negative-Mitglied an?); andererseits blitzen auch in allen Stücken "Eigenanteile" auf, bloß dass die adaptierten Stilmittel eben alles andere als dezent eingesetzt werden und somit alles andere überdecken.

Identisch sind der Themenkomplex unerfüllter oder glückloser Liebe in den Songtexten, die vielen (Keyboard-)Chöre - tatsächlich wurde auch der The Bensonhoist Lesbian Choir herangezogen, mit dem auch Type O arbeiteten -, ein harmonisch verzerrter E-Bass, ein Gruft-Bariton (Steele sang gleichwohl noch tiefer) und sogar manche musikalische Wendungen (etwa chromatisch absteigende Halbtöne), außerdem ist das Intro 'Higher Calling' (Handyvibration, Stimmengewirr) genauso abstrakt geräuschhaft wie jene von Type O.

Andererseits kommen an einzelnen Stellen zweistimmige Gitarren zum Einsatz ('LATW2TG' ), die man so dann doch nicht bei den Originalen gehört hat, und wohingegen diese gerne Hardcore/Punk-Roots hervorkehrten, verfallen NEON NIGHTMARE (zu selten) in einen Uptempo-Swing (wie die frühen Black Sabbath), wobei etwas flottere und geradlinigere Momente ('They Look Like Shadows') die Ausnahme bilden. Das Gros der Platte machen detailverliebte Kompositionen aus, die in dem fast zehnminütigen Highlight 'Promethean Gift' gipfeln.

FAZIT: "Faded Dream" ist ein sehr weit ausgereiftes Debütalbum zwischen Doom Metal und Gothic Rock/Shoegaze, wobei der Schöpfer keinen Hehl daraus macht, dass er regelrecht besessen von Type O Negative ist. Der springende Punkt dabei ist aber: Die Songs finden emotionalen Anklang, auch weil man dem/den Musiker(n) hundertprozentig abkauft, was sie da tun. Dreister geht's nur noch bei den Slowaken Drown, die Type O Negative bereits seit 1997 mit eigenen Songs Tribut zollen, bloß muss man neidlos zugeben, dass NEON NIGHTMARE ihre Sache verdammt gut machen… und wie gesagt, das ist nur das erste Lebenszeichen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 445x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • 01] Higher Calling
  • 02] Lost Silver
  • 03] It's All Over (For You)
  • 04] LATW2TG
  • 05] They Look Like Shadows
  • 06] She's Drowning
  • 07] Promethean Gift

Besetzung:

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