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No-Man: Housekeeping - The OLI Years 1990-1994 (Review)
Artist: | No-Man |
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Album: | Housekeeping - The OLI Years 1990-1994 |
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Medium: | 5-CD-Box | |
Stil: | Artpop, Progressive-Rock, Sophisticated-Pop, Synth-Pop, Electro, Funk-Rock, Ambient-Pop, Jazz-Rock |
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Label: | One Little Indian/Bertus | |
Spieldauer: | 52:37 / 66:37 / 70:55 / 57:49 / 60:39 | |
Erschienen: | 26.01.2024 | |
Website: | [Link] |
Wer heute bewundernd auf die Weltkarriere und die (zumindest in manchen Musik-Communitys) fast gottgleiche Stellung von Steven Wilson als Musiker und Produzent schaut, mag es vielleicht kaum glauben. Aber seine Version von melodischem Artpop und Neo-Progressive-Rock war nun wirklich nicht der letzte Schrei, als er Ende der 80er Jahre zunächst allein und bald darauf im Trio-Projekt NO-MAN startete (das übrigens anfangs halbwegs witzig, aber bandnamenstechnisch eher hinderlich No Man Is An Island (Except The Isle Of Man betitelt war). Der Genie-Kult um Porcupine Tree und Wilsons bis an die Albumcharts-Spitze führenden Solo-Erfolge waren da noch weit weg.
Zusammen mit dem Sänger Tim Bowness und dem Geiger Ben Coleman schuf der britische Multiinstrumentalist aber schon damals unter dem Moniker NO-MAN eine ganz eigene Klangwelt, die immer wieder zu wohlmeinenden, ehrenvollen Vergleichen einlud. Selbstbewusst, fast schon sturköpfig verfolgte diese Band in den Zeiten von Madchester-Britpop, Hip-Hop-Mainstreamisierung und aufkommender Grunge-Rock-Welle ihre künstlerische Vision - mit leider nur arg sporadischen Veröffentlichungen bis heute (zuletzt "Love You To Bits" von 2019).
Eine hübsche Beschreibung der exquisiten Musik von NO-MAN findet sich als Kritiker-Zitat im großzügig ausgestatteten neuen Box-Set "Housekeeping - The OLI Years 1990-1994" (5 CDs remastered im vinylformatigen "Mediabook"). "Pitch them somewhere between The Aphex Twin and Frank Sinatra, Pink Floyd, Prefab Sprout, Curtis Mayfield and God; take them to your heart." Kantige Elektro-Sounds und Crooner-Vocals, klassischer 70s-Prog, englischer Sophisticated-Pop, Motown-Soul und eine als Muse behilfliche höhere Macht - diese raffinierte Mischung konnte man wahrhaftig ins Herz schließen. Auch die beiden großen Davids der 70er und 80er Jahre, Bowie und Sylvian, sowie Peter Gabriel, Roxy Music, The Blue Nile oder Tears For Fears kann man heute in den ersten Alben von NO-MAN als Einflüsse heraushören - ebenso eine Affinität für Jazz, Soul und Ambient.
Steven Wilson war laut Albumcredits bei NO-MAN immer für die "Instruments" zuständig - seine Beherrschung von Keys, Bass, Gitarren unter anderem beeindruckt bis heute. Colemans prachtvolle Violine fand sich oft sehr präsent im Mix. Und Bowness war, abgesehen von einigen weiblichen Gesangs-Samples, der uneingeschränkte Vokalist. Seine noble Stimme erinnert schon auf der bestens kompilierten CD 1 des Boxsets ("Lovesighs - An Entertainment", 1991-1994) zeitweise an David Sylvian und Bryan Ferry, mehr noch an Paddy McAloon (daher der Prefab-Sprout-Vergleich).
Hinzu kommen mit CD 2 ("Lovesblows And Lovecries - A Confession", 1993/1994) und CD 3 ("Singles", 1992/1993) fantastische Gastmusiker der Artpop-Szene wie Keyboarder Richard Barbieri, Sylvian-Bruder Steve Jansen am Schlagzeug und Bass-Genie Mick Karn. Auf CD 4 (das "Flowermouth"-Album von 1994) spielen auch Prog- und Jazzrock-Koryphäen wie Robert Fripp (Gitarre, Frippertronics), Mel Collins (Saxophon), Lisa Gerrard (Vocals) und Ian Carr (Trompete) mit. CD 5 enthält schließlich Radio-Sessions, überwiegend bei der BBC, von 1992 bis 1994.
Soviel zum üppigen Angebot mit etlichen Stunden Frühphase von NO-MAN. Jenseits der technischen Daten und des beliebten Namedroppings gibt es hier natürlich allerfeinste, hoch ambitionierte Popmusik noch junger Musiker zu hören (Wilson war damals erst Mitte 20, Bowness kaum älter).
Wer diese Band bisher als die zahmere, balladigere Vorläufer-Version von Steven Wilsons Prog- und Metal-Exzessen mit Porcupine Tree oder als Solist eingeordnet hatte, wird über die vielen tanzbaren, mit Funk und Electro-Rock spielenden Tracks auf den fünf CDs von NO-MAN womöglich etwas überrascht sein. Das hat Groove, das hat Schmackes, das hat Dancefloor-Appeal - erst recht jetzt in den Remaster-Fassungen.
Aber auch melancholische, rhythmisch komplexe, teils jazznahe Stücke wie "Sweetheart Raw", "Lovecry" und "Beautiful And Cruel" sowie das gesamte "Flowermouth"-Album, wo Bowness den hauchigen Schmelz seiner immer irgendwie traurigen Stimme voll zu entfalten weiß, oder aber der treibende Monster-Track "Heaven Taste" von der "Singles"-Compilation (22:30 Minuten pure Energie und Fantasie) sind toll gealtert.
Warum nun "The OLI Years" im Untertitel von "Housekeeping"? NO-MAN brachten ihre frühen Alben und eine ganze Reihe Singles auf dem einflussreichen britischen Label One Little Indian (OLI), damals unter anderem Heimat von Björk, Chumbawamba, Skunk Anansie oder The Shamen, heraus. Diese Veröffentlichungen fuhren trotz der oben erwähnten geringen Hit-Ausbeute hervorragende Reviews ein - einige davon wurden im hochwertigen Booklet stolz abgedruckt. Den gesamten Output jener Jahre versammelt das "Book-Set" also nun in faszinierender Form, inklusive Outtakes, Alternativ-Fassungen von Songs, den schon erwähnten BBC-Auftritten, seltenen Fotos und Memorabilia.
FAZIT: "A lovingly compiled tribute to the creative anomaly that is (and was) NO-MAN", bewirbt die Album-PR diese aufwendige CD-Sammlung zu einer frühen, bis heute immer mal wieder neu belebten Band des großen Meisters Steven Wilson. Das ist keineswegs übertrieben. "Housekeeping" kann schon jetzt zu den besten, wichtigsten Reissue-Projekten des Jahres gezählt werden. Diese fünf Silberlinge sind eine wahre Schatzkiste schöner, experimentierfreudiger Popmusik.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1: Lovesighs – An Entertainment
- Heartcheat Pop
- Days In The Trees (US Remix)
- Drink Judas
- Heartcheat Motel
- Kiss Me Stupid
- Colours
- Iris Murdoch Cut Me Up
- Days In The Trees (Reich)
- Days In The Trees (Ives)
- Days In The Trees (Bartok)
- Walker
- Road
- CD 2: Loveblows And Lovecries – A Confession
- Loveblow
- Only Baby
- Housekeeping
- Sweetheart Raw
- Lovecry
- Tulip
- Break Heaven
- Beautiful And Cruel
- Painting Paradise
- Heaven’s Break
- Taking It Like A Man
- Babyship Blue
- Tulip – Unedited Master
- CD 3: Singles
- Ocean Song
- Back To The Burning Shed
- Swirl
- Sweetheart Raw (Full Length Version)
- Bleed
- Only Baby (Breathe For Me)
- Only Baby (Be For Me)
- Long Day Fall
- Painting Paradise (Single Re-recording)
- Heaven Taste
- CD 4: Flowermouth
- Angel Gets Caught in the Beauty Trap
- You Grow More Beautiful
- Animal Ghost
- Soft Shoulders
- Shell Of A Fighter
- Teardrop Fall
- Watching Over Me
- Simple
- Things Change
- CD 5: Radio Sessions 1992-94
- Break Heaven (Nicky Campbell Session)
- Heartcheat Pop (Nicky Campbell Session)
- Housekeeping (Nicky Campbell Session)
- Ocean Song (Hit The North Session)
- Days In The Trees (Hit The North Session)
- Taking It Like A Man (Hit The North Session)
- Lovecry (GLR Session)
- Days In The Trees (GLR Session)
- Sweetheart Raw (The Way Out Session)
- Teardrop Fall (Acoustic Session)
- Watching Over Me (Acoustic Session)
- Shell Of A Fighter (Acoustic Session)
- You Grow More Beautiful (Acoustic Session)
- Bass - Steven Wilson, Silas Maitland, Mick Karn, Colin Edwin
- Gesang - Tim Bowness, Lisa Gerrard
- Gitarre - Steven Wilson, Robert Fripp
- Keys - Steven Wilson, Richard Barbieri
- Schlagzeug - Chris Baker, Chris Maitland, Steve Jansen
- Sonstige - Ben Coleman (Violine), Ian Carr (Trompete), Mel Collins (Saxophon), Rick Edwards (Percussion)
- Schoolyard Ghosts (2008) - 8/15 Punkten
- Mixtaped (2009)
- Housekeeping - The OLI Years 1990-1994 (2024) - 13/15 Punkten
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