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Oregon & Tchaikovsky Symphony Orchestra: Oregon In Moscow (Review)
Artist: | Oregon & Tchaikovsky Symphony Orchestra |
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Album: | Oregon In Moscow |
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Medium: | Do-LP/Do-CD/Remaster | |
Stil: | Klassik und Jazz |
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Label: | Intuition | |
Spieldauer: | 90:45 | |
Erschienen: | 05.04.2024 | |
Website: | [Link] |
Sie ist nun schon über ein halbes Jahrhundert lang extrem wechselhaft – die Geschichte von und die Musik hinter OREGON, die im Jahr 1971 beginnt. Unter Federführung des amerikanischen Jazz-Gitarristen RALPH TOWNER, der als klassisch ausgebildeter Trompeter und autodidaktisch erprobter Pianist, doch vor allem (in Wien) studierter Gitarrist ein meisterhafter Multiinstrumentalist ist, besticht diese OREGON-Historie dabei immer mit für jeden Jazz- wie mitunter auch Klassik-Freund durch großartige Musik, von der die vor zweieinhalb Jahren erschienene CD „Oregon: 1974“ bereits ein klangvolles Tondokument als Beweis ablegt.
Von Anbeginn setzten OREGON hierbei auf die stilistische Fusion zwischen Jazz, symphonischer Klassik und weltmusikalischen Einflüssen, die zu einer eigenständigen – ja einzigartigen – Mixtur mit viel improvisatorischem Feingefühl vermischt wurde.
Lange Zeit spielte hierbei Gründungsmitglied Collin Walcott, begnadeter Ethno-Jazzer an Sitar und Perkussion, eine tragende Rolle hinter OREGON, die auf tragische Weise bei einem tödlichen Autounfall in der Nähe von Magdeburg während einer OREGON-Tournee durch die DDR im Jahr 1984 endete, was gerade für den Kritiker ein trauriger Fakt ist, weil der in Magdeburg geboren wurde und sich sogar noch ein wenig an dieses Unglück erinnern kann, da er mit seinen damals 20 Jahren nach seiner anfänglichen Leidenschaft für den Progressive Rock sich auch immer mehr für progressive, auf Fusion setzende Jazz-Musik, genau wie sie OREGON kreierte, interessierte.
Trotz dieser Rückschläge setzten OREGON ihre Musiklaufbahn fort – man kann nur sagen: Zum Glück!
Aktuellstes Beispiel für die bahnbrechende Wirkung ihrer Musik ist die aktuelle Doppel-LP „Oregon In Moscow“, auf der sie gemeinsam mit dem russischen TCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA auftreten und uns ein wenig den bestialischen Diktator Putin vergessen lassen, wenn man eben mal statt aller Kriegsrhetorik die Musik und Kultur für sich sprechen oder besser klingen lässt.
Im Mittelpunkt stehen diesmal mehr die ruhigen sowie harmonischen – sowie selbstverständlich bei solch einem Vorhaben – die symphonischen Momente, bei denen Towner vorrangig zur akustischen Gitarre greift oder sich ans Piano setzt, aber auch der Synthesizer kommt verhalten zum Einsatz.
„Oregon In Moscow“ spiegelt in dieser Hinsicht nunmehr eins der ehrgeizigsten Projekte OREGONs wider, die sich als Trio (mit zusätzlicher Unterstützung durch den Perkussionisten Mark Walker und den Produzenten Steve Rodby) auf den Weg in die russische Hauptstadt machten, um ein völlig neues Kapitel ihrer Jazz-Geschichte aufzuschlagen – nämlich ein Album mit ausgiebiger symphonischer Orchester-Unterstützung aufzunehmen, das den progressiven, größtenteils harmonischen Jazz mit der symphonischen Klassik vereint.
Wohl auch durch ein wenig Glück, weil im Jahr 1999 noch nicht Chef-Diktator Putin an der Macht war, sondern Boris Jelzin mit schweren Alkohol-Problemen noch in den letzten Zügen lag (Rücktritt am 31. Dezember 1999), konnten OREGON ihre verwegene Absicht verwirklichen, im Jahr 1999 gemeinsam mit dem 'Großen Symphonie-Orchester des Moskauer Radios im Namen Tschaikowskis' (so werden sie übersetzt wohl in Russland genannt) im eine hervorragende Akustik bietenden 'Staatsaufnahmehaus' ihre 15 Stücke einzuspielen, welche einen Querschnitt durch die gesamte OREGON-Geschichte darstellen. Voraussetzung für alle Aufnahmen war die strikte Simultanität, sodass sich Band und Orchester während der Aufnahmen immer direkt gegenüberstanden und alle Stücke komplett gemeinsam einspielten.
Overdubs verboten!
Nachträgliche Schönheitskorrekturen verboten!
Technische Verfremdungen im Nachhinein verboten!
Nur die Produktion, Aufzeichnung und Abmischung sowie der Klang mussten perfekt sein. Und das alles innerhalb von sechs Tagen, die zur Verfügung standen, um „Oregon In Moscow“ als live eingespielte Originalaufnahme so klingen zu lassen, als wäre sie unter optimalen Bedingungen wie ein Studio-Album entstanden.
Hört man diesen vor 25 Jahren eingespielten symphonischen Klassik-Jazz-Rock von der Doppel-LP, deren Vinyl in einem Gatefoldcover mit umfangreichem Begleittext steckt, dann wird man kaum glauben, welche faszinierende musikalische Meisterleistung da OREGON und das TCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA DES MOSKAUER RADIOS vollbracht haben.
Selbst der Produzent Steven Rodby war dermaßen bewegt, dass er in den Linernotes zum Album feststellt: „Die Musik schwang sich empor und als die Aufnahme beendet war, brach das Orchester spontan in Applaus, Füßestampfen und Jubelrufe aus. Diesen Augenblick werde ich, wie viele andere aus diesen Tagen, nie vergessen.“
Als Hörer von „Oregon In Moscow“ geht es einem ganz genauso: Man möchte schon nach der ersten LP-Seite genauso spontan vor Begeisterung ausbrechen – und diese Begeisterung setzt sich auch die verbleibenden drei weiteren LP-Seiten über 90 Minuten hinweg im gleichen Maße fort!
FAZIT: OREGON und das TCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA DES MOSKAUER RADIOS ließen im Jahr 1999 die Welt mit diesem „Oregon In Moscow“-Album aufhorchen, das auf friedlichem und (im Vorfeld sehr komplizierten) musikalischem Wege im besten Sinne der russisch-amerikanischen Völkerverständigung die Jazz-Musik von OREGON, unter Federführung von RALPH TOWNER, mit der Klassik des TCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA, unter Federführung von GEORGE GARANIAN, vereint. Hierbei überwiegen deutlich die ruhigen, symphonischen und harmonischen Klänge statt komplexer Jazz-Strukturen, die sich allerdings im Laufe der 90-minütigen Spielzeit immer mehr Bahn brechen. Ein Meisterwerk, das mit diesem remasterten Doppel-Vinyl-Jubiläum (bei dem der Laufzeit der einzelnen Vinyl-Seiten wegen auch die Reihenfolge geändert wurde, aber alle 14 Stücke erhalten blieben) zu seinem 25. Geburtstag seine wahre Vollendung findet!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (23:02):
- Round Robin (6:33)
- Beneath An Evening Sky (5:01)
- Acis And Galatea (7:51)
- Icarus (3:37)
- Seite B (23:53):
- The Templars (8:03)
- Anthem (5:56)
- All The Mornings Bring (6:30)
- Along The Way (3:24)
- Seite C (22:17):
- Waterwheel (8:40)
- Spanish Stairs (5:10)
- Free-form Piece For Orchestra And Improvisors (8:27)
- Seite D (21:33):
- Zephyr (6:12)
- Spirits Of Another Sort (2:32)
- Fireboat (10:46)
- Arianna (2:03)
- Bass - Glen Moore
- Gitarre - Ralph Towner
- Schlagzeug - Mark Walker
- Sonstige - Paul McCandless (Oboe, Flügelhorn, Sopran-Saxophon, Bass-Klarinette), Tchaikovsky Symphony Orchestra (Dirigent: George Garanian)
- Oregon In Moscow (2024)
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