Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Todd Sharpville: Live At Rockpalast (Review)

Artist:

Todd Sharpville

Todd Sharpville: Live At Rockpalast
Album:

Live At Rockpalast

Medium: 2CD+DVD
Stil:

Blues Rock

Label: Repertoire Records
Spieldauer: CD's – 90:36 / DVD – 88:47
Erschienen: 27.10.2023
Website: [Link]

Dass es anno 2023 zu einem Konzert von TODD SHARPVILLE – nennen wir ihn einfach vorerst mal einen englischen Blues-Rocker mit viel Herz und Sinn für tiefe Melancholie – kommen würde, stand lange Zeit in den Sternen, denn seine persönliche Situation hatte ihn dermaßen gebeutelt, dass er psychisch so schwer angeschlagen und kaum abzusehen war, ob es für ihn auf der Bühne noch weitergehen sollte.
Doch was macht ein Musiker, den Depressionen und schwere Tiefschläge plagen?
Er verarbeitet diese am besten in seiner Musik, die mehr heilende Wirkung hat, als der Besuch beim Therapeuten. Unter diesem Aspekt entstand sein aktuelles Album „Medication Time“, welches sich tatsächlich als so hilfreich erwies, dass er im gleichen Jahr auch die Bühne wieder betritt und dabei tiefen Eindruck hinterlässt, wie wir es nun auf der DVD+Doppel-CD-Kombination „Live At Rockpalast“ (veröffentlicht von Repertoire Records) mitverfolgen dürfen.

Wenn ein TODD SHARPVILLE – von britischem Hause aus, seiner adligen Wurzeln wegen, da er aus einer Aristokraten-Familie stammt, als 'der erste blaublütige Blues-Mann' gehandelt – die Bühne betritt, dann sind erstmal die ganz großen (ruhigen und melancholischen) Gefühle angesagt, die uns auch während des gesamten Rockpalast-Konzerts immer wieder begleiten werden.

Und so erwartet die Rockpalast-Besucher am 8. Mai 2022 vorerst ein sehr ungewöhnlicher Konzert-Beginn, den man so vielleicht von einem BILLY JOEL oder PETER GABRIEL kennt oder erwartet. Denn TODD SHARPVILLE betritt allein die Rockpalast-Bühne, spricht ruhig zum Publikum, setzt sich ans Klavier und beginnt mit „The Blue Standard“ eine wundervolle, sehr ruhige und textlich tief bewegende Ballade zu singen.

Nach diesen ersten acht melancholischen Minuten geht dann die Blues-Post auf der Bühne ab, die trotzdem oft von ruhig-melancholischen Momenten geprägt ist und beispielsweise deutliche Erinnerungen an einen CHRIS REA oder die DIRE STRAITS wachruft.
Apropos DIRE STRAITS – die spielen nicht nur auf Sharpvilles letztem Studio-Album eine bedeutsame Rolle, sondern auch in der Mitte dieses Konzerts, wenn als Gast der begnadete Mundharmonikaspieler Will Wilde die Bühne betritt und aus „Money For Nothing“ eine blues-durchtränkte, wilde und von einem langen Harmonica-Solo geprägte Blues-Nummer allererster Güteklasse werden lässt, der in keiner Weise auch der großartige Gesang und das Bluesgitarre-Spiel Sharpevilles nachsteht.

Sharpville ist kein Adliger auf der Bühne, sondern genau der Typ, dem man diesen ehrlichen Blues auch zu 100% abnimmt. Eindeutig am 'adeligsten' wirkt in dieser Beziehung sein Schlagzeuger Steve Rushton mit Jackett und weißem Hemd, dem trotz dieses Outfits die große Blues-Mission ebenso auf den Drummer-Leib geschneidert ist.

Insgesamt präsentiert TODD SHARPVILLE bei diesem Konzert 15 Songs, die überwiegend von seinem letzten Solo-Album „Medication Time“ sowie dem 2010er-Doppelalbum „Porchelight“ stammen, aber auch spannende Versionen von Klassikern wie „Red Headed Woman“ von Bruce Springsteen oder „Walk Out In The Rain“ von Bob Dylan, den Eric Clapton einst auf seinem Album „Backless“ zum Hit gemacht hat. Hier gibt’s die ureigene, bewegende 'Hit'-Version von Sharpville zu genießen.

Das extrem bedrückende „Medication Time“, in dem Sharpville (s)einen totalen körperlichen sowie nervlichen Zusammenbruch besingt (und zuvor darüber mit dem Publikum spricht), wird dann auch die alterprobten Blues-Hörer aus DDR-Zeiten auf den Plan rufen und an die wohl beste, heute noch immer aktive DDR-Blues-Band ENGERLING, die regelmäßig mit MITCH RYDER zusammenspielen, erinnern, welche mit „Moll Blues“ einen ganz ähnlich bedrückenden Blues-Song, der sofort unter die Haut ging, vertonten. Beide Songs, der aus dem ehemals eingemauerten Osten wie der aus dem Vereinigten Königreich dürfen gerne als absolute Highlights des 'weißen Blues' verstanden werden, wobei der „Moll Blues“ sich sogar durch einen extrem bewegenden deutschen Text auszeichnet – genauso bewegend wie der bedrückende englische Text von „Medication Time“.

Und selbst wenn ein Song des Konzerts „God Loves A Loser“ heißt, so tritt nach gut 90 Konzertminuten und 15 Songs TODD SHARPVILLE gemeinsam mit seiner Band als großer Gewinner von der WDR-Rockbühne ab.

FAZIT: TODD SHARPVILLE, der arg vom Leben gebeutelte und diese Probleme immer wieder auch in den Mittelpunkt seiner Songs stellende Blues-Rocker mit deutlichem Hang zur Melancholie, erwies sich am 8. Mai 2022 als großer Glücksgriff für den legendären WDR-Rockpalast. Bei dem über anderthalbstündigen Auftritt, der nun unter „Live At Rockpalast“ als DVD+Doppel-CD+8-seitigem Booklet von Repertoire Records veröffentlicht wurde, ist der bei den British Blues Connection Awards zum 'Best UK' gewählte Gitarrist in Höchstform, wobei einen besonders wirkungsvollen Eindruck im Rahmen der 15 Songs umfassenden Setlist auch sein Gast an der Mundharmonika, Will Wilde, hinterlässt. Spitzenklasse-Blues mit der einen oder anderen Träne im rockigen Knopfloch, der sich zum Großteil auf Sharpvilles letztes Album „Medication Time“ bezieht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1455x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • DVD (88:47):
  • The Blue Standard
  • God Loves A Loser
  • Used
  • Walk Out In The Rain
  • Medication Time
  • House Rules
  • Money For Nothing
  • Struggling
  • Sole Survivor
  • I Don't Need To Know Your Name
  • Lying To Me
  • Love Knows No Bounds
  • Red Headed Woman
  • Won't Say Goodbye
  • If Love Is A Crime
  • CD 1 (46:27):
  • The Blue Standard
  • God Loves A Loser
  • Used
  • Walk Out In The Rain
  • Medication Time
  • House Rules
  • Money For Nothing
  • CD 2 (44:09):
  • Struggling
  • Sole Survivor
  • I Don't Need To Know Your Name
  • Lying To Me
  • Love Knows No Bounds
  • Red Headed Woman
  • Won't Say Goodbye
  • If Love Is A Crime

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!