Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Admiral Fallow: First Of The Birds (Review)

Artist:

Admiral Fallow

Admiral Fallow: First Of The Birds
Album:

First Of The Birds

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folkrock, Chamber-Pop, Indie-Folk, Artpop, Celtic-Folk, Singer-Songwriter

Label: Chemikal Underground
Spieldauer: 42:45
Erschienen: 31.10.2025
Website: [Link]

Schon am Opener des neuen Albums "First Of The Birds" der schottischen Band ADMIRAL FALLOW lässt sich die Reifung von Haupt-Songwriter Louis Abbott gut ablesen. Schilderte er vor 15 Jahren, auf dem auch schon brillanten, aber ungeschliffeneren Debüt "Boots Met My Face", noch eine ungestüme Jugend inklusive der im Plattentitel angedeuteten schmerzhaften Scharmützel, so geht es in "First Names (Storms)" nun um die tiefe Liebe zum eigenen Kind: "Go to sleep, little one/Tomorrow we'll keep you from harm/And when we've run out/Of first names for all of the storms/There'll still be you/there'll still be me". Berührender kann väterliche Zuneigung nicht klingen.


"Das Album beginnt und endet mit zwei Lullabies. Dieser Song ist der chaotischere der beiden und spielt auf die Stürme an, denen wir in unserem Leben begegnen, ob metaphorisch oder nicht", sagt Jung-Vater Abbott im "Musikreviews"-Interview über "First Names (Storms)" und das abschließende Gegenstück "All The Distractions" ("All the distractions fall on deaf ears/'Cos I'm only tuned in to you breathing"). Es sind wunderbare, ganz leise, einfühlsame und dabei nie kitschige "Wiegenlieder", die ADMIRAL FALLOW in eine hauchfeine Chamber-Pop-Produktion hüllen. 

Viele Texte auf diesem neuen Album handeln tatsächlich "von den Jahren meines Lebens, in denen ich eine eigene junge Familie gegründet und über diese große Veränderung nachgedacht habe", bestätigt Abbott im Gespräch über "First Of The Birds". Noch verstärkt durch den rauen, sehnsuchtsvollen Schotten-Dialekt des in Edinburgh aufgewachsenen, seit langem in Glasgow lebenden Sängers, legt sich am Anfang und am Ende der Platte (und noch einige Male zwischendurch) eine muckelig warme Kuscheldecke über den Hörer.


Diese in einem kalten Herbst besonders willkommene Behaglichkeit (nicht zu verwechseln mit der im Indie-Folk derzeit oft so langweiligen Selbstgenügsamkeit) setzt sich auch in den lauteren, wuchtigeren Liedern des Albums fort. Die Vorab-Tracks "The Shortest Night", "Avalanche" und "Headstrong" sind epische, euphorische Artpop-Stücke, mit ambitionierten Arrangements und prachtvollen Vocals von Abbott und Keyboarderin Sarah Hayes, einer hoch anerkannten Sängerin und Komponistin der renommierten Glasgower Folk-Szene. 

Andernorts ist die seit 2010 über vier auch schon tolle Vorgänger-Alben bewährte Grundierung der ADMIRAL FALLOW-Songs im Celtic-Folkrock weiterhin spürbar. Auch dezente elektronische Spielereien und Mellotron-Einsätze finden ihren Platz in den zehn Liedern (plus ein kurzes Interlude-Stück). Die drei erwähnten Singles, aber auch "Living For You", "Dead In The Water", "Daydreaming (Why Any Of This?)", "To Not Be Left Behind" und "Overcoat" sind mit all ihren bezaubernden klangmalerischen Zutaten so komplex wie eingängig, so das diese Songs mit jedem Hören zu neuen Highlights im fast zwanzigjährigen Schaffen der Glasgower Band heranwachsen.


Im Interview nennen Abbott und Hayes als Referenzen für ihre anspruchsvolle Musik Sufjan Stevens, Bruce Springsteen, The Flaming Lips, John Grant und Radiohead. Alles richtig - doch zum Glück klingt "First Of The Birds" dabei immer sehr eigen, dank einer auch von Glasgows Top-Producer Paul Savage beaufsichtigten, klugen Weiterentwicklung dieses seit der Gründung unveränderten Quintetts, das neben Abbott (Gesang, Gitarre, Keyboards) und Hayes (Gesang, Keyboards, Flöte) noch aus Kevin Brolly (Keyboards, Klarinette), Phil Hague (Schlagzeug) und Joe Rattray (Bass) besteht.

Man spürt bei ADMIRAL FALLOW auch auf dieser Platte, ihrem Opus magnum, dass die Chemie zwischen den fünf Musikern untereinander und mit ihrem Stammproduzenten Savage stimmt. "In gewisser Weise sind wir zusammen durch unsere Zwanziger und Dreißiger gewachsen", so Hayes. "Ich kann nicht behaupten, dass es immer perfekte Harmonie war. Aber wir sind wahrscheinlich toleranter gegenüber den Macken der anderen als je zuvor. Wir sind einfühlsamer geworden. Wir haben eine musikalische Sensibilität und Kommunikation entwickelt, die sich wie ein Nachhausekommen anfühlt, vor allem, da wir alle an so vielen anderen Projekten beteiligt sind. Und wir können über die gleichen Dinge lachen, was sehr hilfreich ist. (...) Wir nehmen die Musik ernst, versuchen aber, uns selbst nicht allzu ernst zu nehmen, was seltsamerweise wahrscheinlich ein Zeichen von Reife ist."


"Natürlich stammen die Originalsongs von Louis, insofern ist er in dieser Hinsicht der Bandleader", erzählt Sarah Hayes weiter. "Aber um eine solide Gruppendynamik zu schaffen, bringt er sie zu uns und zeigt sich offen, wenn wir alle unsere eigenen Ideen und Parts einbringen. Musikalisch sind wir ziemlich demokratisch. Praktisch gesehen haben wir keinen Manager, also müssen wir ziemlich gut organisiert sein und die Aufgaben unter uns aufteilen - Buchhaltung, Social Media, Kontakt zu Promotern und Agenten, Planung von Proben, Buchung von Studiozeit, Meetings. Die ganze Arbeit hinter den Kulissen also..."

Ursprünglich gestartet als Abbott-Projekt Brother Louis Collective und dann umbenannt zu ADMIRAL FALLOW, blickt das Quintett auf 18 gemeinsame Jahre zurück in einer Pop-Metropole, die seit den Eighties zu den wichtigsten im UK gehört (man denke nur an Bands wie Orange Juice, Simple Minds, Deacon Blue, Love & Money, The Blue Nile, Belle and Sebastian und die jüngst zu später Prominenz gelangten Hollow Horse). "Einer der Gründe, warum ich mich entschieden habe, nach Glasgow zu ziehen, war ja, dass das eine so tolle Musikstadt ist. Ich hatte insgeheim gehofft, eine Band zu gründen, und zum Glück ist das auch passiert", sagt Hayes. Und wir Fans von wunderschönem schottischen Indiepop können darüber nun ebenfalls sehr froh sein.


FAZIT: ADMIRAL FALLOW singen und spielen Lieder, die Sehnsuchtsbilder im Kopf erzeugen. Wohl nicht nur Schottland-Fans wird beim Gesang von Louis Abbott schon durch den Klang der Worte warm ums Herz. Der Frontmann der Glasgower Band singt im herzhaft-rauen Dialekt seiner Heimat - die zauberhaften Co-Vocals von Sarah Hayes und die zwischen Celtic-Folk, Chamber-Pop und Artrock angesiedelte Musik des Quintetts verstärken die wohlige Stimmung zusätzlich. ADMIRAL FALLOW machen die derzeit schönsten epischen Lieder aus dem hohen Norden der britischen Insel. Mit "First Of The Birds" hat dieses traditionsreiche Indiepop-Herkunftsland mal wieder geliefert. Nämlich ein spätes Album für die Jahresbestenlisten 2025.

Werner Herpell (Info) (Review 71x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • First Names (Storms)
  • Living For You
  • The Shortest Night
  • Avalanche
  • Interlude: The First Of The Birds
  • Headstrong
  • Dead In The Water
  • Daydreaming (Why Any Of This?)
  • To Not Be Left Behind
  • Overcoat
  • All The Distractions

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!