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Alarmsignal: Insomnia (Review)
Artist: | Alarmsignal |
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Album: | Insomnia |
|
Medium: | CD/Download/LP farbig/LP+DL-Code | |
Stil: | Deutschsprachiger Indie- und Punk-Rock |
|
Label: | Aggressive Punk Produktionen | |
Spieldauer: | 38:56 | |
Erschienen: | 17.01.2025 | |
Website: | [Link] |
„Wie jedes Album ist 'Insomnia' nichts anderes als ein aktuelles Spiegelbild unserer Seele, unseres Kopfes und unseres Herzens. Es spiegelt unsere Nachdenklichkeit, unsere Traurigkeit, unsere Sehnsucht, unsere Wut, aber auch unsere Hoffnung wider.“ (ALARMSIGNAL)
Eine altgestandene, nunmehr bereits ein Vierteljahrhundert aktive, Punk-Band aus Deutschland (genauer Niedersachsen), bei deren Namensnennung automatisch alle Alarmglocken läuten: ALARMSIGNAL setzen auf „Insomnia“, ihrem bereits neunten Studio-Album, nach dem erfolgreichen „Ästhetik des Widerstands“ voll auf die durch Schlaflosigkeit erzwungene Unruhe und bereiten wahrscheinlich dem einen oder anderen nicht ganz so Richtung radikal links eingestellten Zeitgenossen bei ihren Texten über 'Zerstörte Seelen' („Dystopia“) oder 'schlecht stehende Chancen' („Zusammen untergehen“) sowie den Patriotismus als 'Religion der Allerdümmsten der Nation' („Deutsch mich nicht voll!“) erstmal für Kopfschütteln.
Durchaus verständlich.
Aber alle, die es auch einmal schaffen, ihre von rosa bis blaue, helle wie dunkle Gesinnungsbrille abzusetzen und anderen musikalischen Texten wie Meinungen zuzuhören und Spaß an glaubwürdigem Punk, der eben immer provoziert, mit deutschen Texten haben, denen spielen ALARMSIGNAL mit diesem keinesfalls einschläfernden Album voll in die Karten.
Neuerdings greift hierbei auch ein neuer Gitarrist in die Saiten, den seine neuen Bandkollegen gleich besondere Anerkennung zollen: „Unser neuer Gitarrist Tom besitzt neben einem Studio in Frankfurt auch eine mobile Studio-Variante, die uns ganz andere Möglichkeiten eröffnete. Nach knapp zwei Wochen intensiver Arbeit hatten wir bereits die meisten Songs als Demos fertig.“
Ganz schnell hört man genau diesen Einfluss auf „Insomnia“ und der extrem fetten, sehr gut abgestimmten sowie mit angenehmen Stereo-Effekten versehene Produktion, sodass aus musikalischer Sicht dieses Album zu ALARMSIGNALs besten wird.
Wer allerdings aus textlicher Sicht nur seiner eigenen Gesinnung konforme (und damit keinesfalls linksgerichtete) Musik hört, der darf hier gerne weiterhin an seinen Vorurteilen festhalten und nicht auf die besungenen ALARMSIGNALe hören, die besonders gerade in den Momenten ganz besonders stark sind, wenn es sich nicht vorrangig um Politik und Untergangsszenarien sondern unmittelbar betroffene Lebewesen, wie den ersten Hund, der ins Weltall flog und dafür sein Leben lassen musste („Laika“), oder die Hoffnung auf Frieden und Glück und Menschlichkeit („Rest Your Eyes“) und liebevolle (verstorbene) Zeitzeugen, die noch den Krieg erlebt und durchlitten haben („Johanna“), dreht.
Vielleicht werden gerade darum auf dem die LP-B-Seite dieses passend dazu neongelben Vinyls die „Neonlichter“ entzündet und auf all die Künstlichkeit verwiesen, die immer mehr unser Leben anstelle der Natürlichkeit bestimmt: „Es ist nichts wie es scheint / Das ist alles nur Fassade.“
Auch hier zeigt ALARMSIGNAL klare Kante: „Wir haben als Band die wunderschöne Möglichkeit, die Musik als Ventil zu nutzen, um Druck abzulassen. Sie dient uns als Werkzeug, durch das wir uns leichter öffnen, Gedanken leichter aussprechen und unser Inneres leichter nach außen kehren können. Dabei haben wir die Chance, eventuell auch anderen aus der Seele zu sprechen.“
Musikalisch sprechen aus dieser Seele dann ein wenig frühe TOTE HOSEN, welche auf irgendwie linksgewendete BÖHSE ONKELZ treffen und mit ein paar (besonders gesanglichen) ÄRZTE-Grüßen sich an die deutsche Nation wendet, indem man dieser beispielsweise mitteilt, dass man das Land, in dem man lebt, nicht wirklich geil findet und sich mit diesem einfach nicht anfreunden kann, wenn in einem der besten Songs, „Kein Vaterland“, mit gesanglicher Unterstützung von SARAH LESCH im Refrain festgestellt wird: „Keine Identifikation / mit Deiner Hymne, / Deinen Farben, / Deiner braunen Nation. / Keine Liebe, kein Lobgesang. / Mutter Erde statt Vaterland.“
Das muss man eben tolerieren und akzeptieren – und unter dem hohen Wert der 'Meinungsfreiheit', die übrigens gerade öffentlich auch von üblen Antifa-Schergen bekämpft wird, abhaken...
Aber es gibt noch weitere spannende Gäste, die den manchmal auf Dauer etwas eintönig dahinstampfenden Sound bereichern, als da wären SABASTIAN MADSEN, CHRIS KOTZE, MEL MARKER und BRCKX.
Wer heutzutage allerdings seine politische Gesinnungen auch zu seinem Leitfaden bei der Musik macht, der sollte mehr auf die roten statt die blauen ALARMSIGNALe stehen, weil selbst die 'Omas gegen Rechts' sich neuerdings nicht nur ihren Enkeln (und vielleicht deren Musik), sondern auch den lauthals propagierenden 'Alle die nicht so sind wie wir sind Nazis'-Strömungen zuwenden. Zum Glück stünden ALARMSIGNAL definitiv nicht auf ihrer Agenda – nur (ebenfalls zum Glück) gefallen würden sie den älteren Damen bestimmt auch nicht. Denn hier wird knackig gedeutschrockt sowie gepunkt und auch textlich geht’s zur Sache. Gesinnung hin oder her!
FAZIT: Auf ihrem bereits neunten Studio-Album „Insomnia“ schlagen die deutschen Punkrocker ALARMSIGNAL natürlich wieder Alarm und sendeZ ihre linksgerichteten Signale über ihre deutschen Texte und natürlich auch ihre Musik – irgendwo zwischen den BÖHSEN ONKELS, die sich ihre linken TOTEN HOSEN über den musikalischen ÄRZTE-Hintern ziehen – in Richtung rechter Tendenzen, sodass sie auch ihre Botschaft hinter dem Album eindeutig formulieren: „Auf politischer und sozialer Ebene raubt uns vieles den Schlaf: die Dummheit, die Ignoranz, der Egoismus, der Hass und die Rückwärtsgewandtheit der Menschheit. Anstatt aus der Vergangenheit zu lernen, rückt Europa immer weiter nach rechts. Diese gesellschaftliche Realität fließt in unsere Musik ein.“ Das muss nicht jeder ganz genauso sehen, aber die Musik überzeugt und die Texte regen zum Nachdenken an, egal, ob man die Botschaft mag oder nicht. Gut nur, dass hierbei ALARMSIGNAL genauso wenig den belehrenden Zeigefinger wie den beleidigenden Stinkefinger heben.
PS: Ab April 2025 sind ALARMSIGNAL wieder eifrig in Deutschland unterwegs, wobei diese Termine bereits bestätigt sind:
03.04.2025 Wiesbaden - Schlachthof Wiesbaden
04.04.2025 Stuttgart - Goldmark's
05.04.2025 Dortmund - JunkYard • Dortmund
11.04.2025 Berlin - SO36
12.04.2025 Hamburg - Uebel und Gefährlich
24.04.2025 München - Strom
25.04.2025 Nürnberg - Z-Bau
26.04.2025 Leipzig - Conne Island
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (20:06):
- You Will Be Safe To... (0:53)
- Rest Your Eyes (feat. Sebastian Madsen) (3:25)
- Scherbe / Licht (3:07)
- Unser Tape (2:50)
- Kein Vaterland (feat. Sarah Lesch) (2:46)
- Dystopia (2:35)
- Laika (3:30)
- Seite B (19:42):
- Neonlichter (2:53)
- D'Accord (feat. Mel Marker) (2:57)
- Nichts sehen, nichts hören (2:54)
- Zusammen untergehen (2:59)
- Manifest (feat. Beckx) (2:23)
- Deutsch mich nicht voll (feat. Chris Kotze) (2:15)
- Johanna (3:21)
- Alles ist vergänglich (2012) - 9/15 Punkten
- Insomnia (2025) - 11/15 Punkten
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