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Don Cherry & Krzysztof Penderecki: Actions (1977) – 2024 Remaster (Review)

Artist:

Don Cherry & Krzysztof Penderecki

Don Cherry & Krzysztof Penderecki: Actions (1977) – 2024  Remaster
Album:

Actions (1977) – 2024 Remaster

Medium: LP
Stil:

Free Jazz, Neue Musik, Experimentelles

Label: Intuition/edel kultur
Spieldauer: 39:26
Erschienen: 14.02.2025
Website: [Link]

„Ich hasse Professionalismus. Ich bin lange genug ein professioneller Musiker gewesen und habe gezeigt, dass ich das beherrsche. Aber Professionalismus ist in gewissen Kreisen zur Religion geworden. Für mich gehört mehr zur Religion als das.“ (Don Cherry zu „Actions“, nachzulesen auf dem Begleittext zur LP)

Wenn Jazz zur Zerreißprobe beim Hören wird, dann sollte man auf dieses Album zurückgreifen, das wohl nicht umsonst längst in Vergessenheit geriet. Und gerne auch in dieser hätte belassen bleiben dürfen, selbst wenn mich jetzt so einige Jazz- und 'Neue Musik'-Experten eines besseren belehren werden.

Actions (1977) – 2024 Remaster“ von DON CHERRY & KRZYSZTOF PENDERECKI präsentiert die Uraufführung von Werken des 1995 verstorbenen amerikanischen Jazz-Trompeters DON CHERRY und des 2020 verstorbenen polnischen Komponisten KRZYSZTOF PENDERECKI in Donaueschingen am 17. Oktober 1971 im Rahmen der Donaueschinger Festspiele. Und selbst wenn das Promo-Schreiben zu diesem in bester Klangqualität frisch remasterten Album dieses Konzert als „ein denk- und hörwürdiges Treffen von Jazz und Neuer Musik“ beschreibt, das endlich in dieser Qualität wieder auf Vinyl erhältlich ist, so ist diese Behauptung bezüglich der Denkwürdigkeit doch fragwürdig. Denn wer hier ein 'typisches Cherry-Album' mit eingängigeren Melodieführungen und Ideen erwartet, der wird sprachlos vor seiner Anlage sitzen bleiben. Hier nämlich trifft Free Jazz auf 'Neue Musik', experimentiert dabei in großem Stile herum, und scheitert ziemlich krach(mach)end!

Man braucht stellenweise Nerven wie Stahlseile, um diese Free-Jazz-Eruptionen aus schrägem Instrumentalklang und Gesang, Orchestralem und Experimentellem, an denen zudem das THE NEW ETERNAL RHYTHM ORCHESTRA (tatsächlich mit solchen Größen wie TERJE RYPDAL, ALBERT MANGELSDORFF, PETER BRÖTZMANN, KENNY WHEELER und MANFRED SCHOOF) mitwirkt, dauerhaft durchzuhalten. Selbst wenn man zu den Zeitgenossen gehört, die dem Jazz in all seinen Spielarten offen und gespannt gegenüberstehen.

Das alles weckt durchaus Erinnerungen an Hape Kerkelings „Hurz“, wobei wir gerne so tun dürfen, als würden wir das, was da auf der Bühne passiert, verstehen – genauso wie eine expressionistische Malerei mit schwarzem Punkt auf weißer Leinwand – und dabei wissend und intellektuell dreinschauen, während uns noch die Ohren nach all der instrumental-vokalen Kakophonie surrend brummen. Und so sehr das Publikum auch applaudiert...
...Wofür eigentlich?
Für ein „Hurz“ wahrscheinlich, auch wenn viele das anno 1971 noch gar nicht wissen konnten.
Und irgendwie passt da auch der kompostierbare Titel des ersten, sich über eine ganze LP-Seite erstreckenden Stückes: „Humus“, den Cherry laut Begleittext zur LP als den „Urgrund des Lebens, der Boden der Erde, die wir zu verwüsten im Begriff sind", versteht. Und wie das klingen muss, wissen wir nach diesen sehr anstrengenden 19 Minuten tatsächlich. Ein apokalyptisch ausuferndes Stück experimenteller Leidenschaft...

Wer das, was hier knapp 40 Minuten lang vor sich geht, wirklich zu verstehen versucht, der wird außerdem mit einer hochinformativ bedruckten LP-Innenhülle belohnt, auf der ganzseitig in englischer und deutscher Sprache alle Hintergründe zu dem Album, dem 1971er-Konzert sowie ein umfangreiches Interview mit Penderecki verewigt wurde. Das gibt Aufschluss zu dem, was auf dieser LP passiert – besser macht es die Live-Musik dahinter aber nicht, dafür allerdings verständlicher.


FAZIT: Im Jahr 1971 erschienen im Rahmen des Musikfestivals in Donaueschingen DON CHERRY & KRZYSZTOF PENDERECKI gemeinsam mit dem All-Star-Jazz-Ensemble THE NEW ETERNAL RHYTHM ORCHESTRA auf der Bühne, um ein seltsames, experimentelles Free-Jazz-Experiment der nervenaufreibenden Art in Vereinigung mit der 'Neuen Musik' zu zelebrieren. 30 Jahre blieb diese Aufzeichnung nach einer ersten LP-Veröffentlichung im Jahr 1977 vergessen. Nun also kehrt diese als „Actions (1977) – 2024 Remaster“, langwierig restauriert und remastert zurück. Selbst für hartgesottene Free-Jazz-Freunde eine Herausforderung, denn diese kakophonische Kombination aus Free Jazz und 'Neuer Musik' unter Federführung eines Jazzers und eines klassischen Komponisten, der besonders mit seinen 'Klangkompositionen' beeindruckte, hat mehr kritische Schnittpunkte als vereinende, klangvolle Momente zu bieten. Dafür ist der Sound nunmehr erste Güteklasse. Für Sammler besonders geeignet...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 95x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (18:36):
  • Humus – The Life Exploring Force (18:36)
  • Seite B (20:50):
  • Sita Rama Encores (4:17)
  • Actions For Free Jazz Orchestra (16:33)

Besetzung:

  • Sonstige - Don Cherry (Trompete), The New Eternal Rhythm Orchestra

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  • keine Interviews
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