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Saturndaze: Facades (Review)

Artist:

Saturndaze

Saturndaze: Facades
Album:

Facades

Medium: LP/Download/CD
Stil:

Classic Rock, Retro Pop, 70er-Jahre-Gefühl

Label: recordJET
Spieldauer: 42:07
Erschienen: 08.11.2024
Website: [Link]

„Eine emotionale Reise voller nostalgischer Geborgenheit und moderner Attitüde...“ (verspricht das Promo-Schreiben zu „Facades“ von SATURNDAZE völlig gerechtfertigt)

Wir leben in einer Zeit und Welt, in denen uns anscheinend nur noch Fassaden weiterhelfen. Also: Sei nie du selbst, sondern pass' dich denjenigen an, die zwar oft keine Ahnung, dafür aber das Sagen haben, sonst kommst du nicht weit, wirst schal beäugt oder im Extremfall wegen einer ironisch gemeinten Aktion gegen einen machthabenden Schwachkopf mit Schwarzkopf-Shampoo-Frisur aus dem Schlaf gerissen, dein Haus durchsucht und von Kripobeamten deiner elektronischen, internetfähigen Geräte beraubt. Ja, das hätte man nicht haben müssen, wenn man die langsam zur Pflicht gewordene, unterwürfige Fassade gewahrt hätte, statt diese einmal vorsichtig wie eine Maske abzulegen und sein Gesicht zu zeigen. Das ist nur in einem Land möglich, in dem Schwachköpfe mit Schwarzkopf-Frisur das Sagen haben und man besser dreimal überlegt, bevor man einmal seine Fassade fallen lässt und mit einem ironischen Mondgesicht der Meinungsfreiheit vorsichtig auf die Bühne, die sich Leben nennt, tritt.
Das hatten wir doch alles schonmal...


Oder bleibt man doch besser die an Strippen hängende Marionette auf der Bühne für deren Programmgestaltung die Mächtigeren verantwortlich sind?
Was sind das nur für Gedanken?
Und was hat das denn mit Musik zu tun?
Ganz viel natürlich. Besonders auch für den Kritiker, der hier seine Gedanken zu dem Debüt-Album von SATURNDAZE in die Tasten haut und aus der DDR stammt – und deswegen schon aus vollem Herzen alle 'Mauern' abgrundtief verabscheut!
Womit wie wieder bei „Facades“ von SATURNDAZE wären.


Denn wenn ein Album „Facades“ heißt und auch noch von einer sehr jungen Band aus Hamburg stammt, die alle Fassaden und Maskeraden (zumindest musikalisch) fallen lässt, gerade weil sie die Zustände dahinter in ihren 10 Songs offenlegt, und auch klar ihre Vorbilder erkennen lässt und dabei so herrlich retro klingt, dann scheinen solche Einleitungen fast zwingend notwendig.
Oder um es mit den Worten ihrer begnadeten Sängerin auszudrücken: „Thematisch geht es bei 'Facades' um Selbstfindung und die Gedanken und Gefühle, die einen dabei begleiten. Dabei spielt die Beziehung zu anderen Menschen stets eine große Rolle und bestimmt, wie man sich nach außen präsentiert und nach innen reflektiert.“


Und wo wir gerade bei Vorbildern sind. Das allergrößte von SATURNDAZE, dem Hamburger Fünfer mit beeindruckend singender Frontfrau, heißt SUPERTRAMP. Doch nicht nur das. Auf zwei der Songs (dem Titeltrack und „Sign“) begleitet sie sogar die SUPERTRAMP-Saxophon-Legende JOHN HELLIWELL himself.
Daher treten wunderschöne Klavier-Passagen in „Sign“ mit dem Helliwell-Saxophon und Klarinette sowie dem Gesang in einen musikalischen Diskurs, während das Schlagzeug den Song langsam vorantreibt, nachdem zuvor auch ein Cello seinen Einsatz bekam, und zu SATURNDAZEs „Breakfast In America“ macht.
Eigentlich ein echter Hit, der jede Radio-Station erobern sollte.
Sollte...
Aber leider bisher noch nicht hat...


SATURNDAZE mit der unvergesslich klingenden, sofort ins Ohr gehenden Stimme ihrer Frontfrau Rilana Wronowski entführen den Musikfreund auf ihrem Album deutlich in die Atmosphäre der 70er-Jahre, in der neben besagten SUPERTRAMP auch STYX und das ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA die wohl klingende wie tanzbare Musik-Szene bestimmten. Es war die große Zeit, als Pop-Musik nicht als Schimpfwort oder – wie heutzutage – als ewig gleicher 0-8-15-Radio-Mainstream verstanden wurde, sondern als einem bei einem Saxophon-Solo wie auf Raffertys „Baker Street“ oder der „School“-Mundharmonika von SUPERTRAMP sowie dem Geigenteil in KANSAS' „Dust In The Wind“ sowie den üblen „Gerüchten“ von FLEETWOOD MAC die Tränen in den Augen standen und man bei einer Stimme wie der von KATE BUSH, wenn diese ihre „Babooshka“ besang, dahinschmolz.

Ist es nicht schön, dass einem genau dieses Stück der musikalischen Lebensgeschichte in den Sinn kommt, wenn man sich ganz den „Facades“ von SATURNDAZE hingibt?
So bekommt der Titel „In Another World“ eine ganz eigene Bedeutung. Schließlich fühlt man sich musikatmosphärisch in diese andere Welt versetzt, die einem bekannt vorkommt, aber erst jetzt, ausgelöst durch das Hören von „Facades“, ihren wahren Wert entfaltet.


FAZIT: Was für ein 'altersweises' Debüt, das gerade als LP-Version samt einseitigem Einleger voller Bandfotos und einem warmen, voluminösen Vinyl-Stereo-Sound besticht! Eine wahre Hommage an die richtig gute Pop-Musik der 70er-Jahre zwischen SUPERTRAMP und FLEETWOOD MAC, aber auch den einen oder anderen progressiven Schlenker. Noch dazu wird diese junge Band aus Hamburg namens SATURNDAZE tatsächlich auf gleich zwei Songs von dem Kult-Saxophonisten John Helliwell (SUPERTRAMP) unterstützt, was den Eindruck in Richtung eines amerikanischen Frühstücks noch verstärkt, wobei noch nicht einmal auf die Stimme der Sängerin eingegangen wurde. Doch die darf natürlich nicht übersehen und überhört werden, denn sie klingt schlicht großartig, während sie laut eigener Aussage darüber singt, „wie man sich im Laufe des Erwachsenwerdens zwar durch Erfahrungen wie Schicksalsschläge, Liebeskummer, Unsicherheit oder Gruppenzwang kämpft, aber sich gleichzeitig auch durch Träume, Hoffnung, Aufbruch und Dankbarkeit immer wieder neue Türen öffnen“. Nach solch einem Album wie „Facades“ sollten SATURNDAZE alle Türen weit offen stehen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 827x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Seite A (20:44):
  • Cheers (2:53)
  • Second Choice (5:00)
  • Facades (feat. John Helliwell) (5:06)
  • In Another World (3:59)
  • Sign (feat. John Helliwell, INSA) (3:46)
  • Seite B (21:23):
  • Morning On The Other Side (3:53)
  • Parasite (4:45)
  • Song Of Uncertainty (4:45)
  • Mirror Scene (3:28)
  • Ten Years In The Waves (4:32)

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