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Interview mit Geist (20.04.2009)
GEIST haben mit „Galeere“ ein atmosphärisches Black-Metal-Album eingespielt, das sich nach Bestätigung durch Bandkopf Alboin irgendwo zwischen späten EMPEROR und den avantgardistischen TRIST ansiedeln lässt. Ein ziemlich weit gestecktes Feld, das interessante Musik vermuten lässt…
Hallo Alboin! Zuerst einmal ein paar Lobhudeleien, damit du positiv eingestimmt bist. ;-) „Galeere“ ist ein Höhepunkt des atmosphärischen Black Metals geworden. Ich nehme an, du bist selbst zufrieden mit eurem Werk. Also wäre es interessant zu wissen, was dir vielleicht nicht so gut gefällt, was könnte man beim nächsten Mal noch besser machen?
Danke für das aufrichtige Lob. Ich bin momentan noch nicht in dem Stadium angekommen, dass ich das Album bereits mit Abstand analysieren und mir überlegen könnte, was ich daran verbessern würde. Sicherlich gibt es immer Möglichkeiten, etwas zumindest anders zu machen, aber besser hätten wir es zum damaligen und auch jetzigen Zeitpunkt niemals aufnehmen können.
Was hat dich zu der maritimen Thematik des Albums inspiriert?
Cypher hat mich eines Tages, das ist schon über zweieinhalb Jahre her, darauf angesprochen, dass auf „Kainsmal“ auffällig viele maritime Ausdrücke in meinen Texten Platz gefunden haben. Das war mir damals gar nicht bewusst, aber es stimmte. Cypher schlug jedenfalls vor, das ein wenig auszuführen, und schon als ich darüber nachdachte, erschien es mir als eine hervorragende Idee. Und da war ich bereits mittendrin in der gedanklichen Strukturierung des Albums.
Der Song „Unter toten Kapitänen“ kann leicht auf metaphorischer Ebene aufgefasst werden. Wer sind für dich die toten Kapitäne?
Wir sind die toten Kapitäne. Vielleicht ist auch jeder ein toter Kapitän, ich weiß es nicht. Der Song kann nicht nur metaphorisch aufgefasst werden, er sollte es auch, anders kann man ihn vermutlich kaum begreifen. Wie man ihn begreifen kann, das werde ich allerdings tunlichst für mich behalten!
Ihr spielt eine sehr abwechslungsreiche, ungewöhnliche Form des Black Metals. Dabei klingt ihr weder so klinisch-chaotisch wie EMPEROR auf deren „Prometheus“-Album, noch so abgehoben avantgardistisch, wie z.B. TRIST. In die Progressive-Ecke kann man euch ebenso wenig stellen, obwohl „Galeere“ sicher auch Hörern gefallen wird, die nicht hauptsächlich im Black Metal verankert sind. Siehst du das auch so? Wie würdest du eure Musik charakterisieren?
Das ist schwer, aber irgendwo zwischen diesen Eckpfeilern stehen wir vermutlich nicht schlecht. Wir verwenden sicherlich Elemente aus allen diesen Genres, mit einer Black-Metal-Grundlage, die EMPEROR und anderen norwegischen Bands der Mittneunziger vielleicht wirklich nicht unähnlich ist. Das Ambiente von TRIST ist unseren Ambientparts auch vergleichbar (oder andersherum). Mit dem Progressiven tue ich mich etwas schwer, denn das klingt immer so „gewollt“. Ich will nicht gewollt technisch oder anspruchsvoll klingen, sondern lediglich meine Vorstellung von atmosphärischer Musik umsetzen, Technik und Spielerei ist mir dabei eigentlich egal. Grundsätzlich denke ich, dass wir auf der Basis atmosphärischen, melodischen Black Metals mir Versatzstücken aus Ambient, Doom und Rock experimentiert haben, bis das Ergebnis so intensiv war, wie es uns möglich war. Wie man das nun bezeichnet... das soll nicht mein Problem sein.
War euer Besetzungswechsel auch ein Grund, warum seit „Kainsmal“ beinahe ganze drei Jahre vergangen sind?
Ja, natürlich. Neue Musiker in eine Band aufzunehmen, einzuarbeiten und miteinander musikalisch und persönlich warm zu werden, das braucht immer seine Zeit. Darüber hinaus spielte aber auch eine Rolle, dass ich mein Studium abgeschlossen habe, dass wir mit FUNERAL PROCESSION und INARBORAT Aufnahmen gemacht haben, dass das Material für „Galeere“ nicht fertig war, dass wir getrennte Wege mit unserem vorigen Label Cold Dimensions gegangen sind, dass ich wenig inspiriert und müde war, dass wir diesmal alles richtig und perfekt machen wollten usw. Ich denke, die drei Jahre sind gut investiert gewesen, denn das Ergebnis spiegelt auch wider, wie sehr wir uns in den letzten drei Jahren verbessert haben.
Kann man aus eurem Bandnamen GEIST eine bewusste Abkehr vom dumpfen Einheitsbrei ablesen? Präsentiert ihr den GEISTvollen Teil des Metals?
Das kann man ablesen, wenn man will. So besonders geist-voll sind wir vielleicht nicht, jedenfalls nicht erzwungen. Die Tendenz, vieles in der (heutigen?) Black-Metal-Szene bewusst intellektuell kritisch zu sehen, haben wir aber durchaus, ja. Das spielt auch in meinen Texten eine gewichtige Rolle, weil es mich sehr beschäftigt. Ob unsere Hörer uns auch so sehen, weiß ich nicht – jedenfalls hoffe ich, dass wir uns von diesem genannten Brei durchaus abheben können.
Was bedeuten dir musikalische Genregrenzen? Müssen gewisse Regeln und Reinheitsgebote eingehalten werden oder sind die Gedanken und Ideen frei?
Ich bitte Dich! Wenn es überhaupt eine Musikrichtung gibt, in der freies Denken, Individualität, Provokation und das Einreißen von Grenzen selbstverständlich sein sollten, dann ist das vermutlich Black Metal. Ironischerweise sind viele Black-Metal-Fans so erschreckend erzkonservativ, dass mir sogar meine Oma als Volksmusikfan wie eine Freejazzerin im Geiste vorkommt. Das ist traurig. Anstatt sich auf Atmosphäre und Emotionen in der Musik zu verlassen und zu konzentrieren, diskutieren einige Szene-Weihnachtsmänner ernsthaft über Bandfotos, Produktionen, Vermarktungen, Interviewaussagen usw. und lassen sich davon die Musik vergällen – bzw. vergällen sie sich bewusst selbst. Das grenzt an Selbstkasteiung. Mir bereitet das einen enormen Spaß, aber es ist auch erschreckend zu sehen, wie solche Hampel sich als Wächter einer Szene aufspielen wollen, die keine Wächter braucht (diese unsägliche NSBM-Pest ausgenommen... dafür bräuchte man eine Szene-Sondereinheit des BKA).
Es ist ungewöhnlich, dass ein Bassist die kreativen Fäden einer Band in den Händen hält. Komponierst du auch mit dem Bass?
Ich sage nur: GOD SEED bzw. die letzten GORGOROTH-Alben. So ungewöhnlich ist das nicht. Ich komponiere grundsätzlich an der Gitarre und ein wenig am Keyboard, und ursprünglich bin ich ja auch Gitarrist in dieser Band gewesen. Dass ich an den Bass gewechselt bin, hatte einen einfachen Grund: als Hedrykk und Larva in die Band kamen, die beide Gitarre bei LOST WORLD ORDER spielen, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich ein allerhöchstens lausiger Gitarrist bin, und habe mir auf der Stelle lieber den Bass umgehängt. Das passt auch besser zu meinem Charakter, ich bin eher ein hintergründiger, unauffälliger Typ, kein Gitarrenposer, hehe. Die beiden machen den Job jedenfalls unendlich mal besser, als ich ihn je hätte machen können.
Wie gehst du mit negativer Kritik um? Liest du Rezensionen zu deinen Alben?
Ja, die lese ich, ich kann nicht anders. Mich interessiert einfach sehr, was andere Menschen über unsere Musik sagen, sonst würde ich sie auch nicht veröffentlichen lassen. Ob ich mir die Kritik zu Herzen nehme, hängt maßgeblich davon ab, wie fundiert und nachvollziehbar sie geäußert ist. Ich schätze es sehr, wenn sich jemand intensiv mit einem Album beschäftigt und dann etwas Kritisches dazu sagen kann. Schnellschuss-Reviews finde ich sehr schade, weil vielen Journalisten nicht bewusst ist, wie unendlich viel Arbeit in so einem Album steckt – das kann man nicht binnen eines Soundchecks, in dem man 50 Platten in 3 Tagen bewerten soll, erfassen. Das ist aber ein allgemeines Problem des modernen Musikjournalismus’.
Negative Kritik trifft mich natürlich, wie sie jeden Menschen trifft. In manchen Fällen muss ich zustimmen und mache mir dann meine Gedanken dazu. In anderen Fällen halte ich sie zwar für richtig, aber nicht für maßgeblich oder wichtig für mich. In den meisten Fällen allerdings nehme ich sie zur Kenntnis und mir vor, es das nächste Mal wieder genau so zu machen, wie ich es schon letztes Mal für richtig gehalten habe.
Nils Herzog
(Info)
Hallo Alboin! Zuerst einmal ein paar Lobhudeleien, damit du positiv eingestimmt bist. ;-) „Galeere“ ist ein Höhepunkt des atmosphärischen Black Metals geworden. Ich nehme an, du bist selbst zufrieden mit eurem Werk. Also wäre es interessant zu wissen, was dir vielleicht nicht so gut gefällt, was könnte man beim nächsten Mal noch besser machen?
Danke für das aufrichtige Lob. Ich bin momentan noch nicht in dem Stadium angekommen, dass ich das Album bereits mit Abstand analysieren und mir überlegen könnte, was ich daran verbessern würde. Sicherlich gibt es immer Möglichkeiten, etwas zumindest anders zu machen, aber besser hätten wir es zum damaligen und auch jetzigen Zeitpunkt niemals aufnehmen können.
Was hat dich zu der maritimen Thematik des Albums inspiriert?
Cypher hat mich eines Tages, das ist schon über zweieinhalb Jahre her, darauf angesprochen, dass auf „Kainsmal“ auffällig viele maritime Ausdrücke in meinen Texten Platz gefunden haben. Das war mir damals gar nicht bewusst, aber es stimmte. Cypher schlug jedenfalls vor, das ein wenig auszuführen, und schon als ich darüber nachdachte, erschien es mir als eine hervorragende Idee. Und da war ich bereits mittendrin in der gedanklichen Strukturierung des Albums.
Der Song „Unter toten Kapitänen“ kann leicht auf metaphorischer Ebene aufgefasst werden. Wer sind für dich die toten Kapitäne?
Wir sind die toten Kapitäne. Vielleicht ist auch jeder ein toter Kapitän, ich weiß es nicht. Der Song kann nicht nur metaphorisch aufgefasst werden, er sollte es auch, anders kann man ihn vermutlich kaum begreifen. Wie man ihn begreifen kann, das werde ich allerdings tunlichst für mich behalten!
Ihr spielt eine sehr abwechslungsreiche, ungewöhnliche Form des Black Metals. Dabei klingt ihr weder so klinisch-chaotisch wie EMPEROR auf deren „Prometheus“-Album, noch so abgehoben avantgardistisch, wie z.B. TRIST. In die Progressive-Ecke kann man euch ebenso wenig stellen, obwohl „Galeere“ sicher auch Hörern gefallen wird, die nicht hauptsächlich im Black Metal verankert sind. Siehst du das auch so? Wie würdest du eure Musik charakterisieren?
Das ist schwer, aber irgendwo zwischen diesen Eckpfeilern stehen wir vermutlich nicht schlecht. Wir verwenden sicherlich Elemente aus allen diesen Genres, mit einer Black-Metal-Grundlage, die EMPEROR und anderen norwegischen Bands der Mittneunziger vielleicht wirklich nicht unähnlich ist. Das Ambiente von TRIST ist unseren Ambientparts auch vergleichbar (oder andersherum). Mit dem Progressiven tue ich mich etwas schwer, denn das klingt immer so „gewollt“. Ich will nicht gewollt technisch oder anspruchsvoll klingen, sondern lediglich meine Vorstellung von atmosphärischer Musik umsetzen, Technik und Spielerei ist mir dabei eigentlich egal. Grundsätzlich denke ich, dass wir auf der Basis atmosphärischen, melodischen Black Metals mir Versatzstücken aus Ambient, Doom und Rock experimentiert haben, bis das Ergebnis so intensiv war, wie es uns möglich war. Wie man das nun bezeichnet... das soll nicht mein Problem sein.
War euer Besetzungswechsel auch ein Grund, warum seit „Kainsmal“ beinahe ganze drei Jahre vergangen sind?
Ja, natürlich. Neue Musiker in eine Band aufzunehmen, einzuarbeiten und miteinander musikalisch und persönlich warm zu werden, das braucht immer seine Zeit. Darüber hinaus spielte aber auch eine Rolle, dass ich mein Studium abgeschlossen habe, dass wir mit FUNERAL PROCESSION und INARBORAT Aufnahmen gemacht haben, dass das Material für „Galeere“ nicht fertig war, dass wir getrennte Wege mit unserem vorigen Label Cold Dimensions gegangen sind, dass ich wenig inspiriert und müde war, dass wir diesmal alles richtig und perfekt machen wollten usw. Ich denke, die drei Jahre sind gut investiert gewesen, denn das Ergebnis spiegelt auch wider, wie sehr wir uns in den letzten drei Jahren verbessert haben.
Kann man aus eurem Bandnamen GEIST eine bewusste Abkehr vom dumpfen Einheitsbrei ablesen? Präsentiert ihr den GEISTvollen Teil des Metals?
Das kann man ablesen, wenn man will. So besonders geist-voll sind wir vielleicht nicht, jedenfalls nicht erzwungen. Die Tendenz, vieles in der (heutigen?) Black-Metal-Szene bewusst intellektuell kritisch zu sehen, haben wir aber durchaus, ja. Das spielt auch in meinen Texten eine gewichtige Rolle, weil es mich sehr beschäftigt. Ob unsere Hörer uns auch so sehen, weiß ich nicht – jedenfalls hoffe ich, dass wir uns von diesem genannten Brei durchaus abheben können.
Was bedeuten dir musikalische Genregrenzen? Müssen gewisse Regeln und Reinheitsgebote eingehalten werden oder sind die Gedanken und Ideen frei?
Ich bitte Dich! Wenn es überhaupt eine Musikrichtung gibt, in der freies Denken, Individualität, Provokation und das Einreißen von Grenzen selbstverständlich sein sollten, dann ist das vermutlich Black Metal. Ironischerweise sind viele Black-Metal-Fans so erschreckend erzkonservativ, dass mir sogar meine Oma als Volksmusikfan wie eine Freejazzerin im Geiste vorkommt. Das ist traurig. Anstatt sich auf Atmosphäre und Emotionen in der Musik zu verlassen und zu konzentrieren, diskutieren einige Szene-Weihnachtsmänner ernsthaft über Bandfotos, Produktionen, Vermarktungen, Interviewaussagen usw. und lassen sich davon die Musik vergällen – bzw. vergällen sie sich bewusst selbst. Das grenzt an Selbstkasteiung. Mir bereitet das einen enormen Spaß, aber es ist auch erschreckend zu sehen, wie solche Hampel sich als Wächter einer Szene aufspielen wollen, die keine Wächter braucht (diese unsägliche NSBM-Pest ausgenommen... dafür bräuchte man eine Szene-Sondereinheit des BKA).
Es ist ungewöhnlich, dass ein Bassist die kreativen Fäden einer Band in den Händen hält. Komponierst du auch mit dem Bass?
Ich sage nur: GOD SEED bzw. die letzten GORGOROTH-Alben. So ungewöhnlich ist das nicht. Ich komponiere grundsätzlich an der Gitarre und ein wenig am Keyboard, und ursprünglich bin ich ja auch Gitarrist in dieser Band gewesen. Dass ich an den Bass gewechselt bin, hatte einen einfachen Grund: als Hedrykk und Larva in die Band kamen, die beide Gitarre bei LOST WORLD ORDER spielen, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich ein allerhöchstens lausiger Gitarrist bin, und habe mir auf der Stelle lieber den Bass umgehängt. Das passt auch besser zu meinem Charakter, ich bin eher ein hintergründiger, unauffälliger Typ, kein Gitarrenposer, hehe. Die beiden machen den Job jedenfalls unendlich mal besser, als ich ihn je hätte machen können.
Wie gehst du mit negativer Kritik um? Liest du Rezensionen zu deinen Alben?
Ja, die lese ich, ich kann nicht anders. Mich interessiert einfach sehr, was andere Menschen über unsere Musik sagen, sonst würde ich sie auch nicht veröffentlichen lassen. Ob ich mir die Kritik zu Herzen nehme, hängt maßgeblich davon ab, wie fundiert und nachvollziehbar sie geäußert ist. Ich schätze es sehr, wenn sich jemand intensiv mit einem Album beschäftigt und dann etwas Kritisches dazu sagen kann. Schnellschuss-Reviews finde ich sehr schade, weil vielen Journalisten nicht bewusst ist, wie unendlich viel Arbeit in so einem Album steckt – das kann man nicht binnen eines Soundchecks, in dem man 50 Platten in 3 Tagen bewerten soll, erfassen. Das ist aber ein allgemeines Problem des modernen Musikjournalismus’.
Negative Kritik trifft mich natürlich, wie sie jeden Menschen trifft. In manchen Fällen muss ich zustimmen und mache mir dann meine Gedanken dazu. In anderen Fällen halte ich sie zwar für richtig, aber nicht für maßgeblich oder wichtig für mich. In den meisten Fällen allerdings nehme ich sie zur Kenntnis und mir vor, es das nächste Mal wieder genau so zu machen, wie ich es schon letztes Mal für richtig gehalten habe.