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Sweden Rock Festival 2012 - Mittwoch - Sölvesborg - 06.06.2012

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Sweden Rock 2012Das Sweden Rock Festival  – eines der beliebtesten Festivals in Europa und mein persönliches Lieblings-Festival seit Jahren.  3 ½ Tage, 81 Bands, von Hard Rock bis Black Metal war wie immer alles vertreten, 24 davon habe ich gesehen und im folgenden Bericht könnt ihr die Low- und Highlights nachlesen.

Im Vorfeld des SRF2012 gab es bereits einige Neuerungen, die angekündigt wurden. So wurde der komplette Presse/VIP Bereich auf dem Festivalgelände versetzt und war nun neuerdings neben der Hauptbühne zu finden. Das alte Gelände wurde für Produktionszwecke benötigt. Was im Klartext für Schreiberlinge wie mich, die auf dem VIP/Staff/Presse Campingplatz nahe des Haupteinganges campierten, bedeutete, dass wir nun die doppelte Strecke zurücklegen mussten. "Mal eben" rüber in den Pressebereich zu gehen gehört also seit diesem Jahr der Vergangenheit an – man hatte die Wahl entweder durch den Haupteingang ganz normal quer über das Gelände zu gehen oder aber den Nebenweg an der Hauptstraße E22, der am Festivalgelände entlang führte, zu nehmen. Beide Optionen nahmen deutlich mehr Zeit in Anspruch. Allerdings wurde ich ein wenig entschädigt, als bei der ersten Ankunft im Pressezelt die Schließfächer sichtbar wurden, eine sehr gute Lösung, um nicht immer das Netbook mitzuschleppen.

Ebenfalls erstmalig in diesem Jahr haben sich die Sweden Rock Planer dazu entschlossen, die Rockklassiker Stage zu verlegen und sie in eine Ecke des Markt- und Essensbereichs auf dem Festivalgelände zu verlegen. Eine durchaus sinnvolle Entscheidung, stand die Rockklassiker doch im letzten Jahr etwas im Weg, da man vom großen Hauptplatz, auf dem die Rock Stage und die Festival Stage platziert sind, zwingend beim Verlassen des Geländes an ihr vorbei musste.

Sweden Rock Festival 2012Auch dieses Jahr habe ich mich den obernetten Jungs und Mädels der Hamburger Ballroom Crew angeschlossen, danke für Eure tolle Gesellschaft und diese Wahnsinns-Frühstücksgelage jeden Tag an dieser Stelle! Auf unserem Weg nach Sölvesborg an der schwedischen Südküste wurden wir übrigens extrem cool von Jake & Elwood im Bulli begleitet. Unterwegs im Namen des Herrn quasi.

Angekommen am Dienstagabend, gab es kurz eine Neuorientierung auf dem Presse/Staffcamping, da der ursprüngliche Platz, auf dem ich bisher immer campiert habe, neuerdings nun für freiwillige Helfer und Stage Crews reserviert war und wir in die uns bis dahin unbekannte rechte Ecke des Platzes verwiesen wurde, die nun ausschließlich Presse- und Medienvertretern sowie Gästen zugedacht war. Allerorten "new rules", was von uns in den kommenden Tagen zu einem Lieblingsspruch werden sollte.

Nach Zeltaufbau, Fahrzeug-Wagenburg-Gepuzzle sowie einem kleinen Ankommensgelage mit örtlichen Spirituosen und mitgebrachtem Essen ging es dann am Mittwochmittag mit dem ersten halben Festivaltag los. Der Mittwoch ist nun schon seit einigen Jahren als zusätzlicher Sondertag mit limitierter Kartenanzahl etabliert, für mich persönlich immer noch eher verzichtbar, da mir drei volle Festivaltage völlig reichen.

Sabatan @ Sweden Rock Festival 2012Das Gelände wurde erkundet und wir fanden uns vor der Sweden Stage ein, um uns SABATONs Intonation der schwedischen Nationalhymne anzuhören. Das ging bei der Verfasserin dieser Zeilen nur mit deutlicher Unterstützung von hochprozentigem Getränkekonsum im Vorfeld, da Sabaton mal so gar nicht mein musikalischer Geschmack ist. Aber die Herren aus Falun machten trotz fast komplett rundum erneuerter Musikerschar ihre Sache wie immer ordentlich, hatten zudem Heimvorteil. Und es war brechend voll vor der Bühne, viele wollten sich den exklusiven Swedish National Anthem-Auftritt von Sabaton nicht entgehen lassen. Und so ließ Sänger Joakim Brodén einen guten Teil der schwedischen Nationalhymne "Du gamla, du fria" vom zahlreich erschienenen Festivalpublikum gleich selber singen. Hinten dran gab es dann noch ein verkürztes Set von sechs Songs quer durchs SABATON Schaffenswerk. Da durften so Mitsingklassiker wie "Carolus Rex" vom aktuellen Album und natürlich "Primo Victoria" und "Metal Crüe" nicht fehlen.

Guter Einstieg in den Mittwoch – wenn man denn SABATON mag ;-).

Weiter ging es in meiner persönlichen "muss ich sehen" Liste mit der amerikanischen 90er Jahre Industrial Metal-Legende FEAR FACTORY. Das letzte Mal hatte ich die Kombo um Sänger Burton C. Bell und Gitarristen Dino Cazares auf dem Devilside Festival 2010 gesehen, wo sie überraschend toll waren. Kraftvoll und dynamisch. "Hey", dachte ich damals, "die haben es ja immer noch drauf." Von daher war ich gespannt, wie der Gig auf dem Sweden Rock werden würde.

Fear Factory @ Sweden Rock Festival 2012Um es mal vorweg zu sagen: leider sehr durchwachsen. Entweder war Burton C. Bell krank oder hatte irgendwas vorher eingeschmissen, keine Ahnung. Die Gesangsleistung (in den cleanen Parts) war leider das Schwächste am Gig. Burton sah fertig aus – aufgequollenes Gesicht, kleine Augen. Ich kam am Ende vom ersten Song "Shock" an und musste mich erst mal ein paar Songs in diese oft nur mittelmäßige Sängerleistung rein hören. "Powershifter" beispielsweise wurde mal völlig verkackt in den cleanen Parts (was ja jetzt nichts Neues ist), man muss das leider so deutlich sagen. Fairerweise sei hinterher geschoben, dass "Recharger" vom gerade neu rausgekommenen Album  "The Industrialist" sauber gesungen wurde und live rockt wie Sau. Daran merkt man, dass sich Burton C. Bell beim Songwriting sinnigerweise an den stimmlich zu schaffenden Tonlagen orientiert hat, das klappte gesanglich einwandfrei. Das Festivalpublikum verzieh der Band aber diese zumeist stimmlich schwache Leistung. Was zum einen daran lag, dass mit dem Song-Quartett "Demanufacture", "Self Bias Resistor", "Zero Signal" und "Replica" vom 95er Gottalbum "Demanufacture" der Gig beendet wurde. Und zum anderen  bestimmt daran lag, dass ein glänzend aufgelegter Dino Cazares sich am Bühnenrand permanent bemühte, in Kontakt mit den Fans zu bleiben. Da wurde gegrinst, gescherzt und mit den ersten Reihen interagiert, was das Zeug hergab. Auch Bassist Matt DeVries und Neu-Schlagzeuger Mike Heller gaben durchaus eine gute Bühnen-Figur ab. Wenn Sänger Burton C. Bell nicht gefühlt schon nach dem vierten Song völlig aus der Puste gewesen wäre, wäre das alles echt noch einen Tacken knackiger geworden. So bleibt bei mir eher die leise Sorge, ob der FEAR FACTORY Frontmann die noch kommenden Festivalgigs sowie die im Spätherbst/Winter anstehende Tour mit Devin Townsend ohne größere gesundheitliche Probleme über die Bühne bekommen wird.

H.E.A.T. @ Sweden Rock Festival 2012Weiter gings mit den Schweden H.E.A.T. auf der Zeppelin Stage, einer noch recht jungen, in Schweden aber schon sehr bekannten Hard Rock Band, die ich mir zumindest mal ein paar Songs lang angucken wollte. Völliges Kontrastprogramm zu den kurz davor gesehenen Fear Factory, aber das ist man vom Sweden Rock so gewohnt und genau das macht dieses Festival so einzigartig und vielfältig. Da spielt halt ein Sebastian Bach und Dimmu Borgir zeitgleich auf verschiedenen Bühnen, völlig normal. Aber zurück zu H.E.A.T. – das Sextett macht durch die Bank Spaß, hatte einen guten Sound und wusste die zahlreich vor der kleinen Zeppelin Stage erschienenen Fans mit viel Energie, Bewegung und durchweg rockenden Songs zu überzeugen. Und übrigens, kleiner Tipp am Rande: Sänger Erik Grönwall, seit 2010 Sänger von H.E.A.T., war 2009 der Gewinner von Swedish Idol. Sucht mal im Netz nach seinem Namen plus dem Zusatz "Swedish Idol" und "Run To The Hills" bzw. "18 And Life" und schaut euch die Videos dazu an. Wenn euch das gefällt, dann sucht noch mal nach "Best of Erik Grönwall LIVE Idol 2009" (davon gibt es vier Teile) und hört euch mal sein Cover von Van Halens "Why Can´t This Be Love" in der Show an. Dann rechnet drei Jahre weitere Live- und Studio- Erfahrung dazu und ihr bekommt einen kleinen Eindruck, wie wahnsinnig talentiert dieser Herr heutzutage immer noch ist! Toller Auftritt auf dem Sweden Rock, der mich davon überzeugt hat, mir auf jeden Fall H.E.A.T. Alben zuzulegen.

The Crown @ Sweden Rock Festival 2012Ohne Pause wanderte ich danach zurück zur Sweden Stage, wo THE CROWN mit altem/neuen Shouter Johan Lindstrand erst mal gepflegt die nächste Stunde meine Ohren und mein Hirn in Einzelteile zerlegten. Leider ließ der Sound ein wenig zu wünschen übrig und es war sehr wenig los vor der Sweden Stage. Ein kleiner hartnäckiger Moshpit hielt sich in der Mitte, insgesamt aber bekam man eher den Eindruck, dass THE CROWN in einen kleinen, ranzigen, dunklen Club gehören, wo sie einem in 90 Minuten den Körper in anatomische Einzelteile zerfräsen. Die schwedische Death-Thrash-Metal Band hatte es nicht leicht, zwar spielten sie sich komplett durch ihre fünf bisherigen Alben, dennoch sorgten Songs wie "Blitzkrieg Witchkraft", das live richtig rockig rüberkommende "World Below", "Crowned In Terror", "1999 – Revolution 666" oder auch das von der letzten Platte stammende "The Tempter And The Bible Black" wohl nur bei eingefleischten The Crown Fans für richtige Begeisterung. Fazit: ich fand den Gig dennoch gut und würde die liebend gerne nochmal auf Tour in einem kleinen Club sehen, da zerlegen sie wahrscheinlich die Hütte.

Entombed @ Sweden Rock Festival 2012ENTOMBED standen als nächstes auf meiner Liste, also wieder rüber zur Zeppelin Stage, wo ich gut die Hälfte des verbliebenen Gigs mir noch anschaute. Entombed rocken einfach, Punkt. Ich hab nicht im Ansatz auf die Setliste geachtet, mea culpa, da ich viel zu fasziniert davon war, wie die Schweden mit ihrem groovigen Death Metal den restlos vollen Platz vor der Bühne begeisterten. Frontmann Petrov hat es in der Tat geschafft, sich völlig ungerührt vor dem Zugabenblock auf die Bühne zu übergeben, weiter zu grinsen, um dann ungerührt den Zugabenblock anzustimmen. Der arme Roadie, der die Bühne nach dem ersten Zugabensong erst mal gewischt hat, um sie rutschfrei zu bekommen. Sowas hab ich bis jetzt auch noch nicht gesehen. Ich verbuche den Auftritt in Gedanken als in jeder Hinsicht "bemerkenswert".

EDGUY setzten dann dem ersten Festivaltag die Krone auf, als sie gegen Mitternacht die Sweden Stage erklommen. Nach dem üblichen Intro rockten die Mannen um Tobias Sammet auch direkt mit "Nobody´s Hero" los. Ich glaube, Tobi Sammet könnte auch Kinderlieder trällern und die Schweden würden es abfeiern, als ob´s kein Morgen gäbe. Es war die klassische EDGUY-wir haben alle Spaß-Setlist. Man rockte sich gekonnt durch klasse Songs wie "The Arcane Guild", "Vain Glory Opera", "Ministry Of Saints", "Tears Of A Mandrake", baute vor "Lavatory Love Machine" die bereits bekannten Edguy @ Sweden Rock Festival 2012Singspielchen á la "wer singt lauter, die rechte oder die linke Seite des Publikums" ein. Alles wurde von der Masse auf dem übervollen Platz begeistert abgefeiert, auch der kurze, EDGUY Fans ebenfalls bekannte, zum Mitsingen einladende "Star Wars"-Einspieler. Machte auf jeden Fall auch Spaß. Nur der Laberfaktor von Herrn Sammet inklusive massiver Selbstbeweihräucherung war mal wieder extrem hoch, was einem dezent auf den Keks ging, wenn man EDGUY schon etliche Male gesehen hat. Allerdings ist man geneigt, dem Tobi das ganze Gerede ein weiteres Mal zu verzeihen, da der Mann einfach gut singt, ein sauguter Entertainer ist und überhaupt weiß, was er da tut!

Toller Abschluss eines guten ersten Tages.

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Melanie Benthin

Gast-Rezensent (Info)

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