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The Good Hand - Cafe de Singel, Zwolle, NL - 29.03.2014

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Die Eckdaten: das Rock-Trio THE GOOD HAND lädt zur Veröffentlichung seines zweiten Albums "Atman" ins Cafe de Singel im beschaulichen Zwolle ein. Die geschmackvoll eingerichtete Kneipe füllt sich – irgendwie - mit knapp hundert Fans bis hinter die Theke und unter die Decke (obwohl gefühlt nur für 50 bis 60 Leute Platz ist). Die Raumtemperatur ist “lekker” und mit Charly von der Sahara-Farm kümmert sich ein Unikum um die Lightshow, das vor Jahrzehnten auch schon zu den Klängen von Hawkwind und Pink Floyd in psychedelische We(i/t)en entführt hat. Soweit, so prächtig.

Es könnte also ein Heimspiel der lockeren Sorte für Arjan Hoekstra (Gitarre, Gesang, Tuba, Trompete), Ingmar Regeling (Schlagzeug, Gesang) und Dennis Edelenbosch (Bass) werden, doch die drei kreativen Klangmaler halten nicht zu viel von Easy Listening. Den Einstieg in ein kunterbuntes Konzert bestreiten sie darum mit dem Titel-Track des neuen Albums, einer sicher mal ruppig, dann wiederum behutsam entwickelnden Nummer, die zwischen rastlosen Riff-Folgen, hartem Groove und jazzig angehauchter Psychedelia hin- und herwabert und bei der Arjan stimmlich ins Nirwana entglitten scheint.

Die gewagte Songauswahl erweist sich an diesem Abend als goldrichtig: das dicht gedrängte Publikum wird nahezu überrollt von diesem Monster und bei aller Abwechslung lässt sich doch immer wieder Halt in einem satten Groove finden. Nach diesem Lied halten THE GOOD HAND nur noch gute Karten in ihren Händen und schütteln mit spätestens jedem zweiten Song ein Ass aus ihren Ärmeln. Wobei auch das keineswegs selbstverständlich ist: Sie verzichten somit fast komplett auf „Klassiker“ des ersten Albums und konzentrieren sich auf „Atman“, das fünf Jahrzente Rock-Musik auf schillernde und lebensbejahende Weise reflektiert. Ingmar und Dennis sind nicht nur bekennende Pentagram-Jünger, sondern zollen Bobby Liebling mit dem Kracher „The Opposite“ auf herzliche Weise Tribut, während „Relativity“ laut Arjan Einflüsse von Albert Einstein und Eckhart Tolle aufgreift und in furchtlose Musik umwandelt. „Unity“ könnte Anlass zum entspannten Mitwippen sein, doch fehlt dafür abseits der Bühne schlicht der Platz und selbst der Biernachschub kann nur über die Köpfe der dicht Gedrängten hinweg organisiert werden. Diese halten auch im hinteren Teil bis zum Ende eines bewegenden Sets aus, bei dem sich die Band zunehmend in einen Rausch spielt. „Introvert“ anybody? Vor allem Arjan wächst während des Gigs trotz Halsschmerzen und beschlagener Stimme vom Frontmann zum Frontbiest heran, das beim fliegenden Wechsel zwischen Tuba, Trompete und Gitarre auch mal gleich eine der Holzkisten der Luxus-LP-Edition zerdeppert. Hat da jemand „The Who“ gerufen?

Ist die Musik für stilistisch offene Rock-Fans schon ein Genuss, so setzt Charly mit seiner Lightshow noch ein so delikates Sahnehäubchen obendrauf, dass ich vor dem alten Herrn einen Kniefall mache. Vor kurzem noch operiert, ließ er bereits auf dem Krankenbett verlauten, dass er in jedem Fall THE GOOD HAND mit Licht versorgen wollte – was diese Band durch ihn gewinnt, ist schwer in Worte zu fassen. Psychedelische Lichteffekte, klar, die kennt man, hat man schon mal gesehen. Charly jedoch ist ein Zauberer und er zaubert riesig gerne, wenn die Musik ihn dazu inspiriert. Es spricht Bände, welche Farbenpracht dieser Kerl, der nach seiner Operation so geschwächt ist, dass er nur wenig reden kann, an diesem Abend auf die Bühne scheinen lässt. Und während draußen vor dem Cafe noch lange diskutiert wird, was denn nun genau am Besten im facettenreichen Klanguniversum von THE GOOD HAND gefällt, ist Charly in der lauen Frühlingsnacht verschwunden. Zauberer kommen und gehen, wie es ihnen beliebt...

Thor Joakimsson (Info)

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