Am Donnerstag, den 06.06., starb Malcolm „Mac“ John Rebennack Jr., besser bekannt als DR. JOHN (THE NIGHTTRIPPER), 77-jährig an den Folgen eines Herzinfarkts.
Rebennack stand wie kein anderer Weißer in Verbindung mit New Orleans. Sowohl dem musikalischen, mythischen Platz wie dem realen Ort, in dem die Kriminalitätsrate hoch war und der Opfer zerstörerischer Naturkatastrophen wurde.
Sein hervorragendes Debüt „Gris Gris“ aus dem Jahr 1968 war Blaupause und ein faszinierendes, markiges Zeichen, das DR. JOHN, mit dem Zusatz „The Nighttripper“, auf der musikalischen Landkarte hinterließ. Eine magische Mischung aus Blues, (kreolischem) Soul, Jazz, psychedelischem Rock und Texten aus der Hexenküche der Bayous. Dazu diese Stimme zwischen Captain Beefheart, Willy deVille und Tom Waits, deren beseeltes Raunen, Krächzen und Beschwörern bereits für Gänsehautatmosphäre sorgte. „Voodoo-Rock“ ist eine ganz passende Bezeichnung, vor allem, weil das Genre DR. JOHN nahezu alleine gehört.
Dass Rebennack auch ein hervorragender, von Professor Longhair inspirierter, Pianist war (trotz, aufgrund eines Schussunfalls, ramponierten Ringfingers) kommt auf „Gris Gris“ nicht ganz zur Geltung, das Piano (und die Orgel) wird in den nächsten Jahrzehnten und folgenden Alben wesentlich prominenter eingesetzt. Auf dem Debüt gibt es dafür sogar barock-beatlesque Cembalo-Einsätze zu hören.
Im Laufe seiner langen Karriere bekam DR. JOHN sechs Grammys zugesprochen, tourte rund um die Welt, war in Montreux ebenso gern gesehener Gast wie in Leverkusen und Nashville, und blieb doch New Orleans immer tief verbunden, mit dem legendären Tipitina‘s als seinem Wohnzimmer.
Er arbeitete mit Frank Zappa zusammen, THE BAND, den ROLLING STONES, VAN MORRISON, Stephen Stills, Ringo Star, Harry Nilsson und vielen anderen. Prägend war die frühe Kooperation mit den Produzenten und Musikern Harold Battiste (ebenfalls ein New Orleans-Urgestein) und Allen Touissant sowie die gemeinsame Zeit mit THE METERS, neben den NEVILLE BROTHERS eine der bekanntesten Funk’n’Soul Bands aus New Orleans. Nach dem eher experimentellen Start-Quartett entstanden so die funkifizierten "In the Right Place" und „Desitively Bonnaroo“, weitere Highlights in DR. JOHNs umfangreicher Diskographie.
Später pendelte DR. JOHN auch schon mal relativ straight zwischen Rock’n’Roll, Blues, Boogie und Swamp Rock, lieferte Cover-Alben in ganz eigener Art ab, widmete das Album „Duke Elegant“ Duke Ellington und kooperierte mit dem Disney-Konzern. Doch selbst die schwächsten und glattgebügelsten seiner Alben behalten einen gewissen Reiz durch Rebennacks unverkennbaren Singsang und sein exaltiertes Pianospiel.
Ein Quell der Freude sind auch seine Auftritte in Film und Fernsehen. Von „Treme“ (ganz hohe Empfehlungsstufe für jeden, der sich für New Orleans in allen Facetten, explizit der Musik, interessiert), über „NCIS: New Orleans“ bis zur unglückseligen Blues Brothers-Fortsetzung (mit dem Anhängsel „2000“), Dr. John in Aktion zu sehen macht immer Laune.
Bleibt nur zu resümieren: Mit DR. John hat die Musikwelt wieder einen ganz groß(artig)en Künstler verloren. Weiterhin gilt: Follow THE NIGHTTRIPPER. Es lohnt sich.