STERN-COMBO MEISSEN löscht kritischen Konzertbeitrag von mir (T. Koss) in ihrem Gästebuch
Es sind schon seltsame Zeiten – vor allem wenn man glaubt, dass mit DDR-Zensur-Methoden man noch heute kritische Meinungsäußerungen „eliminieren“ kann. Besonders wohl der Manager der Stern-Combo Meissen, Detlef Seidel, scheint noch in einer Welt zu leben, in der er glaubt, auf der offiziellen Homepage der Band Löschungen vornehmen zu können, die ein Bild vermitteln, das nicht genehm zu sein scheint. Und nicht nur meine Meinung, sondern auch der zustimmende Kommentar eines anderen Fans wurde gleich mit gelöscht! Aus diesem Grunde sehe ich mich gezwungen, den „verschwundenen“ Beitrag zu einem „tragischen“ Konzert der Stern-Combo Meissen am 16. Juni 2012 hier in seinem kompletten Wortlaut wiederzugeben:
Lange habe ich darüber nachgegrübelt, ob ich diese Zeilen hier im Gästebuch der Stern-Combo Meissen „verewigen“ soll oder es doch besser lassen sollte. Nunmehr habe ich mich doch für eine öffentliche Aussage zu meinen Eindrücken des „verregneten“ 48-Jahre-Konzerts der Band, das in Blitz und Donner unterging, entschieden, die am Ende auch eine Art von Bestandsaufnahme geworden sind.
Allen Wetterberichten zum Trotz fuhr ich am 16. Juni 2012 mit dem Motorrad nach Meißen, in der Hoffnung, dass dieses Konzert, und ganz besonders die geplante DVD-Produktion, nicht ins Wasser fällt. Doch aller Optimismus war umsonst und nicht nur die DVD-Aufnahmen platzten. Nein, es blieben auch so einige offene Fragen für mich nach diesem Abend.
Auch ich war gewaltig beeindruckt und erfreut darüber, dass Reinhard Fißler es sich wieder nicht nehmen ließ, vor der Bühne dem Konzert beizuwohnen. Eine Bühne, auf der er vor vielen Jahren noch selber stand und mit seiner Ausstrahlung den Sternen zum musikalischen und optischen Leuchten verhalf. An seiner Stelle steht nun endlich wieder ein Sänger, der genau dieses Gefühl von der Bühne an die Fans der Band davor vermittelt. Larry B. hat das musikalische Erbe von Reinhard angetreten und es ist für mich nicht vorstellbar, jemals einen Besseren für dieses Erbe zu finden, der live und ohne technische Tricksereien der Stern-Combo seine charismatische Stimme verleiht. Allerdings wünschte ich mir, dass ein Anderer hinter dem Mikro, der aus meiner Sicht nur noch ein Traditionsverwalter ist, aber entweder kaum zu hören ist oder im Playback singt, sich besser vor statt auf die Bühne begeben sollte: Martin Schreier. Im Grunde ist das einzig authentische Live-Gefühl, das Schreier noch vermittelt, die recht gelungenen Sprechpassagen von ihm auf „Weißes Gold“, welche ja leider an dem schwarzen Samstag im Juni nicht zur Aufführung kommen konnte. Ansonsten aber wirkt Martin Schreier wie eine Pappmache-Figur, die verlassen und überflüssig zwischen den aktiv agierenden Musikern sein Dasein fristet und ab und zu den Mund bewegt. Für Martin sollte oder muss endlich gelten: Es reicht einfach nicht, auf einer Bühne zu stehen! Man muss sie auch mit musikalischem Leben erfüllen!
Aber es waren ja noch zwei andere „Alte“ mit im Spiel, bzw. auf der Bühne, von denen der Eine leider gar nicht mehr offiziell dazugehört – Norbert Jäger. Extra wegen der DVD-Produktion und des „Geburtstages“ hielt er sich, so wie eigentlich immer, menschlich im Hintergrund, aber als Musiker belebte sein Spiel auf den verschiedensten Percussioninstrumenten, am Gong und so einigen elektronischen Klangerzeugern die Live-Musik an diesem Abend und verlieh ihr ein gewisses weltmusikalisches Flair, das die Stern-Combo besonders in ihren Anfangsjahren auszeichnete und ihr eine außergewöhnliche Identität verlieh. Und natürlich Thomas Kurzhals, der Tastenzauberer, der aus dieser Band einfach nicht wegzudenken ist, so wie es früher ein Rick Wakeman für Yes war. Ein Musiker, der auch heute noch zeigt, wie viel Freude ihm das bereitet, was er da auf der Bühne leisten darf und kann. Demgegenüber allerdings erscheint Schlagzeuger Frank Schirmer musikalisch eher zu einer Rhythmusfraktion ohne große musikalische Momente zu verkommen, der selten mal durch einen gewagten Break auf sich aufmerksam macht, aber dafür die Livedarbietung grundiert. Mehr allerdings kommt von ihm nicht.
Mein besonderes Augenmerk aber galt auch ganz besonders den „Neuen“, die, sieht man mal von der Bühnenrequisite Schreier ab, die Hälfte der Stern-Combo Meissen ausmachen und die derzeitigen Sterne erst zu dem machen, was sie momentan live wirklich sind: die Rückbesinnung an Zeiten, als die Combo noch die federführende Artrock-Band der DDR waren und die Hoffnung, dass sie vielleicht eines Tages auch mit wirklich neuen Klassikern dies auch ohne die DDR wieder werden. Robert Brenner, ein Bassist, der nicht nur national, sondern auch international bereits hohe Anerkennung genießt und der sein Spiel voller Leidenschaft auslebt. Sein Charisma, nicht unähnlich dem von Larry B., überträgt sich auf Musik und Publikum. Hier agiert ein Musiker mit Hang zum Perfektionismus und der Freude an Experimenten auf der Bühne, der seinesgleichen sucht. Ganz ähnlich sieht es auch beim zweiten Keyboarder der Band aus, Marek Arnold. Er ist die Ruhe und die Zurückhaltung in Person sowie die hundertprozentige Konzentration an den Tasten, der bereits im progressiven Rockmusikuniversum weltweit Anerkennung genießt und dem ein Journalist schon den Spitznamen „Der deutsche Steven Wilson (Mastermind von Porcupine Tree und Ikone moderner progressiver Rockmusik)“ verlieh.
Mit dieser Kombination aus Jung und Alt könnten tatsächlich Hoffnungen aufkommen, dass es vielleicht eines Tages wirklich eine Stern-Combo-Meissen-CD geben wird, die sich an den alten Traditionen von „Weißes Gold“ oder „Der weite Weg“ orientiert, ohne an der „Lebensuhr“ zu drehen, die zwischen goldener Vergangenheit und poppiger Neuzeit hin- und her-holpert. Irgendwie setze ich mein Vertrauen in dieser Beziehung eher in die „Jungen“, die wie's scheint die „alten Sterne“ mehr verinnerlicht haben, als die alten Recken, die auf mich manchmal den Eindruck machen, als wüssten sie nicht so richtig, wohin die Reise jenseits der alten Klassiker eigentlich gehen soll. Gerade darum hat mich bei dem abgebrochenen Konzert auch beeindruckt, dass zum ersten Mal in dieser Besetzung tatsächlich „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ in seiner ganzen vergangenen Schönheit live wiederbelebt wurde!
Das kurze Zeit später der Donnergott leider kein Einsehen zeigte und Konzert sowie DVD-Produktion so dramatisch enden ließ, ohne dass wir Fans die angekündigte Komplettversion von „Weißes Gold“ zu hören bekamen, ist fast eine Tragödie.
Die wahre Tragödie spielte sich aber diesbezüglich im Umfeld und im Umgang mit dem Konzert(abbruch) ab und hat auch einen Namen: Detlef Seidel, seines Zeichens Manager der Band.
Die größte Witzfigur an diesem ganzen Theater scheint aus meiner Sicht er zu sein, der die Geduld der Fans nicht nur auf unendliche Belastungsproben stellt, sondern auch eindeutig jeglichen Bogen überspannt. Wichtigtuerei statt Fachverstand scheint sein erster Grundsatz zu sein. Bereits bei der Vorband „Die Kurzen“ sorgte er mit seinen peinlichen Ansagen, die tatsächlich auf Kosten der Stern-Combo Meissen gemacht wurden und die ich mir hier wiederzugeben erspare, für Ärger bei einigen Fans. So als wären wir ein paar Deppen, die selber Schuld sind, auf solche „Altherren-Musik“ zu stehen, die nach einer Schülerband dann die Bühne entern. Aber hallo – ein Manager, der sich so über seine Band äußert, sollte vielleicht darüber nachdenken, ob er nicht demnächst doch besser Schülerbands „vermarktet“! Vielleicht kann man damit ja besser verdienen als mit der Stern-Combo Meissen. Für das Wetter selber konnte Seidel zwar nichts, aber der Umgang mit dem Abbruch seinerseits war mehr als peinlich. In der Gaststätte, in der die Fans, hoffend auf eine Konzertfortsetzung, verweilten, erschienen dann so gegen 23 Uhr die Musiker mit Seidel im Schlepptau (Oder war es doch eher umgekehrt?) und Detlef Seidel übergab an Larry B. das Wort, der den Fans mitteilen sollte, dass das Konzert leider abgebrochen werden muss. Doch nach den ersten Worten von Larry unterbrach er ihn unwirsch und teilte nunmehr selber mit, was wir alle schon ahnten: Konzertabbruch. Fast lächerlich wirkte dann auch noch sein Versprechen, dass wir unsere Konzertkarten aufheben sollten, um einen Rabatt für das Geburtstagskonzert zum 50. zu erhalten. Was bitte soll das denn – und in welchen Dimensionen denkt ein Herr Seidel. Vielleicht hofft ja der Manager ein bisschen zu sparen, weil einige von uns alten Fan-Säcken dann schon das Zeitliche gesegnet haben – oder so, wie ich es danach tat, die Karte wegwarfen? Dann wurde auch noch die schreckliche „Gelbe Elbe“ als Rausschmeißer angestimmt. Ein wirklich lustiges Ende dieser Tragik-Komödie. Ich selber hätte mich sehr darüber gefreut, wenn einer der schönsten Titel der „Lebensuhr“ akustisch vorgetragen worden wäre - „Waldesstille“, das hätte wirklich gepasst.
Nach all den Jahren, die ich nun Fan der Stern-Combo Meissen bin und die ich außerdem als Musikjournalist mit viel Leidenschaft verfolge, glaube ich, dass die Band endlich darüber nachdenken sollte, wohin und mit wem ihre musikalische Reise in die Zukunft gehen soll und ob mit solchem Management es wirklich bis zum 50. Geburtstag reicht!