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Mono: Hymn To The Immortal Wind (Review)

Artist:

Mono

Mono: Hymn To The Immortal Wind
Album:

Hymn To The Immortal Wind

Medium: CD
Stil:

Instrumental Post Rock

Label: Conspiracy Records
Spieldauer: 67:00
Erschienen: 27.03.2009
Website: [Link]

Eine alte Frau steht in den Wäldern, wo einst zwei Kinder rannten. Sie macht knisternde Geräusche, als sie über das morsche Holz tritt, während der Wind noch das Echo jener Geräusche transportiert, das die beiden Kinder vor etlichen Jahren erzeugten. Unbeschwertes Lachen, spielerische Freude, so könnte man sich vorstellen. Erinnerungen, der Fluss der Zeit steht still, doch die Seele bleibt beständig. Selbst als die alte Frau irgendwann stirbt.

“We are not bound by the passing of time. Underneath every layer of the vessel that we call the body, there lies only the soul, where memory lives on.” Mit diesen Worten beschließen die Instrumental-Postrocker MONO ihr neues Werk, das im wortwörtlichen Sinne eine Ode an die Unsterblichkeit der Seele darstellt. Ein siebenteiliges, herzzerreißendes Epos voller Gefühl ist den Japanern da gelungen, das es schwer glauben macht, dass die Anfänge der Band sich noch in einer MOGWAI-Kopie erschöpft haben sollen. Denn “Hymn To The Immortal Wind” ist - zumindest streckenweise - nichts Geringeres als der aus der Asche entstiegene Phoenix eines Genres, das seit Jahren die Last der Stagnation mit sich trägt.

Natürlich ist der Pathos im Angesicht des überwältigenden Glanzes unserer schönen Erde und des Wertes der menschlichen Auffassungsgabe ein Emo-Klischee, das nur zu schnell in der Luft zerrissen wäre. Ein wenig Naivität mag auch das vorliegende Album umspielen, doch anders lässt sich an die Schwermut eines auftauenden Winters nun mal nicht appellieren. So kommt es darauf an, wie kitschig oder nicht man die Inhalte ausbreitet. MONO jedenfalls gelingt schon mit dem Opener “Ashes in the Snow” ein erhabenes Meisterwerk.

Auf Anhieb wird deutlich, dass der Sound weicher geworden ist, differenzierter und leichter, aber die fernöstlich geprägten Trademarks haben sich dennoch erhalten. In dem 12-Minuten-Stück kommt zusammen, was zusammengehört: ein sanfter Auftakt, angetrieben durch Gänsehaut erregendes, erwartungsschürendes Glockenspiel und eine noisige Gitarrenwand, die typisch MONO ist und sich gen Ende zu einem gewaltigen Klimax aufwiegelt. In seiner beispiellosen Dramaturgie stellt “Ashes in the Snow” einen der besten Post Rock-Beiträge der letzten Jahre dar.

Narrativ wird das Album nun bis zum Abschlusstrack in einen Rückblenden-Modus versetzt und erzählt die Geschichte zweier Kinder. Jedem Song ist eine kleine Geschichte gewidmet, die im Booklet nebst einzelner Illustrationen niedergeschrieben ist. Auf “Burial at Sea” wird dann erstmals deutlich, dass die Grenzen zur Klassik eingerissen werden, um sich im Grande Finale auf spektakuläre Weise mit Noise-Sounds zu vermengen, die wie eine Zehn-Meter-Welle über den Schädel des Hörers einschlagen und nichts zurücklassen als weißes Rauschen.

Die beiden Shorttracks des Albums, “Silent Flight, Sleeping Dawn” (6:00) und “Follow the Map” (3:55) dienen als atmosphärische Zwischenspiele und sind so etwas wie die Achillesfersen des Gesamtwerkes; mit zu starker Wiederholung eines Leitmotivs, das mit seinen dominanten Streichern überaus prägnant daherkommt, tappt vor allem der Sechsminüter ungewollt in die Kitschfalle.

Halb so wild, wenn man hört, welches Stück sie beide umrahmen: “Pure As Snow (Trails of the Winter Storm)” knüpft nahtlos an die Qualität des Auftakts an und ist der zweite Übersong der Scheibe. Ein harmloser Auftakt lässt wenig Spektakuläres erahnen, doch die Elemente kulminieren zu einem Gemisch, das jegliche Sinne neben dem Gehör für einen Moment ausblendet. Spätestens ab Minute sieben, allerspätestens nach Hinzufügung der Windeffekte in Minute acht hat sich ein Tunnelblick gebildet, so dass neben der Akustik nichts anderes als ein Vakuum in jenem Raum zu schweben scheint, der augenblicklich mit MONOs fünftem Album beschallt wird.

Die größten Momente sind damit vorbei, doch auch mit “The Battle to Heaven” wird noch hochwertige Postrock-Kost geboten, wenngleich mit deutlichen PELICAN- und RED SPAROWES-Einflüssen und ohne das gesonderte Maß an Neuartigkeit, das die beiden “Snow”-Songs auszeichnete. “Everlasting Light” träumt sich mit flirrenden Gitarren à la DREDG einem imaginären Sonnenuntergang entgegen und lässt uns mit einem warmen Gefühl in den Abspann, in dem Bewusstsein, gerade etwas Großem beigewohnt zu haben.

FAZIT: Wer lange kein Postrock-Album mehr gehört hat, der sollte es mit “Hymn To The Immortal Wind” versuchen. Er könnte feststellen, dass in dem ausgelutschten Genre doch noch ordentlich Saft steckt. Zumindest “Ashes in the Snow” und “Pure as Snow” sind wahre Perlen von beispiellosem Glanz. Die Zwischenspiele “Silent Flight, Sleeping Dawn” und “Follow the Map” mögen dem Gesamtbild nicht ganz so gut tun und zum Ende hin handelt es sich einfach “nur” noch um gut gemachten Post Rock, doch die wenigen aufblitzenden Blütenblätter könnten ausreichen, auf Dauer ein ganzes Feld voller Schönheit zu erschaffen.

Sascha Ganser (Info) (Review 8708x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Ashes In The Snow
  • Burial At Sea
  • Silent Flight, Sleeping Dawn
  • Pure As Snow (Trails Of The Winter Storm)
  • Follow The Map
  • The Battle To Heaven
  • Everlasting Light

Besetzung:

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