Partner
Services
Statistiken
Wir
Riverside: Anno Domini High Defintion (Review)
Artist: | Riverside |
|
Album: | Anno Domini High Defintion |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock / Progressive Metal |
|
Label: | InsideOut / SPV | |
Spieldauer: | 44:44 | |
Erschienen: | 03.07.2009 | |
Website: | [Link] |
Nach der „Reality Dream“-Trilogie war es Zeit für eine Frischzellenkur im Hause RIVERSIDE. Die Polen, die in den letzten Jahren einen astreinen Senkrechtstart in Sachen Erfolg hingelegt haben, befreien sich von den musikalischen und textlichen Vorgaben ihres drei Alben überspannenden Konzeptwerkes, deren letzter Teil „Rapid Eye Movement“ im Jahre 2007 erschien und im Gegensatz zum gewaltigen Vorgänger „Second Life Syndrome“ (2005) durchaus seine schwächeren Momente hatte.
„Anno Domini High Definition“ beschreibt das Jahr, das Zeitalter hochauflösender Monitore, die Stellvertreter und Symbol sind für den technischen Fortschritt, der für viele Menschen zum Lebenssinn geworden ist. Das größte anzustrebende Ideal ist es, immer aktuell und auf dem neusten Stand zu sein, die Technik um der Technik willen zu besitzen, als Statussymbol, als Gradmesser für den Wert des eigenen Ichs und vielleicht auch als Ersatz für Defizite in der eigenen Persönlichkeit oder im Umgang mit Menschen aus dem direkten Umfeld.
Die Atemlosigkeit, die entsteht, wenn man kritiklos Trends hinterher hetzt, haben RIVERSIDE auf ihrem vierten Album musikalisch umgesetzt. Entsprechend ist bei „Anno Domini High Defintion“ nach 44 Minuten und 44 Sekunden auch schon wieder Schluss, was für ein Prog-Album ja wirklich keine ausufernde Spielzeit ist. Dafür hat es die relativ kurze Spielzeit aber faustdick in sich - Mariusz Duda und seine Mitstreiter haben ihren typischen Band-Sound generalüberholt und umgekrempelt, ohne dabei an Identität einzubüßen: RIVERSIDE klingen trotz allem noch immer nach RIVERSIDE.
„Anno Domini High Defintion“ ist härter und lauter als seine Vorgänger, wilder und extrovertierter – das ist beim ersten Song „Hyperactive“ nicht nur dem Songtitel zu entnehmen, sondern auch Dudas Gesang, der nicht mehr so melancholisch und in sich gekehrt klingt wie auf den früheren Werken (aber keine Angst, der „alte Gesang“ findet immer noch seinen Platz in den Kompositionen). Der Bass pumpt heftig, die Gitarren rocken organisch und werden von wilden Orgel-Sounds hinterlegt. Die Polen haben dabei mehr Saft in den Backen als die meisten Bands, die schon ihr Leben lang DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN hinterher hechelten. „Anno Domini High Defintion“ ist aber beileibe kein simples Rock-Album geworden: Stets abwechslungsreich, mit atmosphärischen Parts und traumhaften Piano-Passagen angereichert, geben sich RIVERSIDE anno 2009 immer noch vielseitig (man lausche nur den Blechbläsern bei „Egoist Hedonist“).
Die starke PINK FLOYD-Schlagseite ist weitestgehend verschwunden und tritt nur hin und wieder zutage, wenn Gitarrist Piotr Grudzinski seine seelenvollen, lyrischen Soli wie Gefühlslava aus den Fingern fließen lässt. Und wenn am Ende von „Hybrid Times“ zu jaulenden Keyboards die Double-Bass wild drauflos hämmert, dann ist das kein Anbiedern ans „Höher-Schneller-Weiter“-Publikum, sondern nachvollziehbare musikalische Entwicklung und die Explosion des emotionalen Höhepunkts vom epischen Abschlusstrack des Albums.
FAZIT: Nach dem zuletzt enttäuschenden „Rapid Eye Movement“ geben sich RIVERSIDE wortwörtlich der Progression hin, spielen mit wohldosierter Aggression und vielen, vielen heftig treibenden Rock-Hummeln im Arsch eines der besten Alben der Bandgeschichte ein. „Anno Domini High Defintion“ verbindet Härte mit Gefühl und Atmosphäre und bietet so eine moderne Form von Prog Metal, die nicht bloß bekannten Vorbildern nacheifert.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Hyperactive
- Driven To Destruction
- Egoist Hedonist
- Left Out
- Hybrid Times
- Bass - Mariusz Duda
- Gesang - Mariusz Duda
- Gitarre - Piotr Grudzinski
- Keys - Michal Lapaj
- Schlagzeug - Piotr Kozieradzki
- Out of Myself (2004)
- Second Life Syndrome (2005) - 14/15 Punkten
- Voices In My Head (EP) (2006) - 9/15 Punkten
- Rapid Eye Movement (2007) - 9/15 Punkten
- Anno Domini High Defintion (2009) - 12/15 Punkten
- Memories In My Head (2011) - 11/15 Punkten
- Shrine Of New Generation Slaves (2013) - 9/15 Punkten
- Love, Fear And The Time Machine (2015) - 11/15 Punkten
- Wasteland (2018) - 12/15 Punkten
- Lost 'n' Found Live in Tilburg (2020)
- Out of Myself (Re-Release) (2021) - 14/15 Punkten
- ID.Entity (2023) - 12/15 Punkten
Kommentare | |
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 19.07.2009 |
Mein bisheriges neues Album des Jahres, das gleichberechtigt mit Mastodons "Crack the Skye" an der Spitze steht. Mit welcher Wucht Riverside hier die Reality Dream-Reliquien aus dem Weg räumt und zu neuen Ufern aufbricht, ist mehr als bemerkenswert. |
Moritze!
gepostet am: 12.08.2009 User-Wertung: 15 Punkte |
Seh ich genauso. "Crack The Skye" und "ADHD" sind zwei absolute Meisterwerke, die so ungefähr alles schlagen, was in den letzten Jahren auf den Markt gekommen ist. |
Andreas
gepostet am: 13.08.2009 |
Mastodon sind eine gute Band, aber überbewertet - und mit Riverside zu vergleichen, ist so ein Ding wie mit Äpfeln und Birnen. |
Benjamin [Musikreviews.de]
gepostet am: 08.01.2010 User-Wertung: 13 Punkte |
Sie werden ja auch nicht direkt verglichen, Riverside und Mastodon. Es ging hier einfach nur um Höhepunkte unter den Veröffentlichungen 2009. Da gehört ADHD meineserachtens auch dazu - Es sind die bisher besten Lyrics, die Mariusz verfasst hat! |