Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

The Tangent: Down And Out In Paris And London (Review)

Artist:

The Tangent

The Tangent: Down And Out In Paris And London
Album:

Down And Out In Paris And London

Medium: CD
Stil:

Recycelter Retro-Prog

Label: InsideOut
Spieldauer: 57:49
Erschienen: 13.11.2009
Website: [Link]

TILLISON, der Perfektionist. TILLISON, der Mann hinter THE TANGENT, der immer alles richtig machen will. TILLISON, ein Grenzgänger zwischen Elektronik, Jazz und Retro-Prog. TILLISON, der „seine“ Band immer wieder neu formiert und personell verändert. TILLISON, ein Musiker der Extraklasse, auf dem so viele Hoffnung all der enttäuschten SPOCK’S BEARD Fans liegen, dass er irgendwie das fortsetzt, was mit NEAL MORSEs Weggang bei den Bärten abhanden gekommen war.

TILLISON, der Mann für alle progressiven (Not-)Fälle, der leider auf seinem Paris-London-Trip genau den Fehler begeht, den so viele Andere vor ihm bereits begingen: Er schafft ein Album, das sich in der TANGENT-Vergangenheit suhlt, dort vor sich herdümpelt, und wie eine Aufarbeitung alter Stücke, die in den vergangenen Jahren irgendwie liegengeblieben sind, klingt. Irgendwann musste das ja passieren – schade, dass es bereits jetzt soweit ist.

Bereits das Cover lässt nichts Gutes erahnen. Lichtflackereien im Dunkeln. Das ist nicht geheimnisvoll, sondern nur hässlich. Einfallsreich sieht anders aus. Noch einfallsloser ist der Titel des Albums. Einerseits denkt man, hier käme eine Live-Scheibe, die in Paris und London aufgenommen wurde, auf den Hörer zu und andererseits ist der Titel von einer Novelle des großen „1984“- und „Farm der Tiere“-Autors GEORGE ORWELL geklaut (Euphemistisch sagt man dazu „übernommen“!) worden.

Auf dieser lieblosen Promo-CD im Pappschuber – typisch InsideOut – fehlt außerdem der Bonustitel „Everyman’s Forgotten Monday“. Ja, ja – vergesst es ruhig, liebe IO-Freunde, dass wir Kritiker immer wieder mit solchem unvollständigen Krams abgefertigt werden. Das hier ist zumindest ein „Montags-Album“ von TANGENT! Egal, ob es nun im Pappschuber oder in einer extrem aufwendigen Verpackung daherkommt. Das liegt jedoch nur bedingt an der Umbesetzung von THE TANGENT, die sich statt Jaime Jalazar und Jonas Reingold als neue Mitstreiter PAUL BURGESS (10CC, CAMEL und JETHRO TULL) und JONATHAN BARRETT (PARALLEL OR 90 DEGREES) ins Boot geholt haben. Leider ist aber auch der fantastische Gitarrist und Sänger JAKKO M JAKSZYK der 21st CENTURY SCHIZOID BAND mit über Bord gegangen. Ein Frevel! Denn nun beschränken sich alle Gesangseinlagen ausschließlich auf Tillison, der schon immer ziemlich belanglos seine Stimme in dieser bisher so spannenden retroprogressiven Band erhob. Das wurde durch die Reichhaltigkeit der zusätzlichen Sänger der Prä-2009er-Alben immer locker ausgeglichen. Diesmal aber fehlt dieser Ausgleich schmerzhaft. Musikalisch dagegen bleibt alles beim Alten: Prog, Rock, Jazz, elektronische Einlagen und Canterbury-Ausflüge. Neues? Fehlanzeige! Das Album ist eher eine Rolle rückwärts in Richtung „The Music That Died Alone“ aus dem Jahre 2003. Tillison selber nennt das „eine bestimmte ‚Englishness’ – eine Affinität zu den Wurzeln des Prog Rocks“. Ich würde das eher „eine bestimmte Wiederholung bereits allseits bekannter Tangent-Elemente ohne Überraschungseffekt“ nennen.

So enthält zwar der Titel „Paroxetine – 20 mg“ ein paar tolle an „Money“ von PINK FLOYD erinnernde Saxophoneinlagen und es gibt wieder sehr angenehme Flötensätze oder mit „The Canterbury Sequence Volume 2. Ethanol Hat Nail“ deutliche VAN DER GRAAF GENERATOR Huldigungen. Doch bei einer bisher so außergewöhnlichen Band wie THE TANGENT reicht mir das einfach nicht. Symptomatisch für solche Wiederholungen ist dann auch der Text des mit 19 Minuten längsten Titels „Where Are They Now?“, in dem über bereits in anderen Alben aufgegriffene Charaktere gesungen wird, die sich so gesehen in diesem Titel vereinigen.

Dagegen erscheint der Text des musikalisch schwächsten Titels „Paroxetine – 20 mg“ am interessantesten. In ihm geht es um einen Medikamentenabhängigen, der seine Sucht aus der Innenperspektive beschreibt. Gerade hier stört der wenig beeindruckende Gesang, was auch nicht durch besagtes „Money“-Saxophon wiedergutzumachen ist.

Eigentlich hatte Tillison ja vor, sich nach gemeinsamen Konzertauftritten mit BEARDFISH mit besagter Band zusammenzutun und dieses hier vorliegende Album einzuspielen. Vielleicht wäre solch Experiment eine weisere Entscheidung gewesen. So bleibt „Down And Out In Paris And London“ aber weit hinter „Destined Solitaire“ von BEARDFISH zurück und die Hoffnungen der SPOCK’S-BEARD-Abtrünnigen werden sich wohl nunmehr doch stärker auf die schwedische Alternative beschränken müssen.

FAZIT: Nach dem großartigen Album „Not As Good As The Book“ schieben THE TANGENT einen ziemlichen Rohrkrepierer hinterher, der sicher alle Fans der Band, die gerne Altbewährtes ihrer Heroen leicht recycelt konsumieren wollen, begeistern wird. Wer auf neue Wege (vielleicht sogar mit BEARDFISH-Musikern) hoffte, wird bitter enttäuscht werden. Dies hier ist TANGENTs „Division Bell“!

PS: Übrigens habe ich nach dieser Kritik beschlossen, einen kleinen Kritiker-Appell an InsideOut zu richten. Eure lieblos verpackten CDs ohne Texte, Booklet, aber dafür fehlendem Bonustitel usw. stinken mir nämlich gehörig. Ich höre vor meiner Rezi die Scheibe achtmal an (ca. 8 Stunden), dann schreibe ich insgesamt noch mal drei bis vier Stunden an der Kritik, bevor ich sie ins Netz stelle. Als Gegenleistung wenigstens ein vollständiges Produkt zu bekommen, das man besprechen soll, müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5877x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Where Are They Now?
  • Paroxetine – 20 mg
  • Perdu Dans Paris
  • The Company Car
  • The Canterbury Sequence Volume 2. Ethanol Hat Nail

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas K.
gepostet am: 23.11.2009

User-Wertung:
11 Punkte

Was ist das denn? Der Rezensent klagt für sich das komplette Album ein, für das jeder andere eben seine 15 bis 17 Euro über den Tisch des Hauses schieben muss? Was ist dass denn für eine überzogene Anspruchshaltung? Unglaublich... Das "komplette" Produkt ist übrigens das 5-Song-Album. Der "Bonus Track" ist wie der Name schon sagt ein Bonus und nur auf der europäischen Erstauflage enthalten (die übrigens in einem schicken Digipak kommt). Und wenn man offensichtlich schon weiss, dass es einen Bonustrack gibt, warum wird der dann nicht in der Trackliste aufgeführt? Peinlich, peinlich...
Pete
gepostet am: 23.11.2009

Ich bin zwar kein Rezensent, aber 15 bis 17 Euro für 12 Stunden Arbeit klingen für mich nicht viel. Wenn man dazu noch bedenkt, dass die Betreiber der Seite hier ansonsten eine Gratis-Dienstleistung bieten, also quasi kostenlos Werbung machen für das Album, erscheint mir das Bemustern mit einem vollwertigen Produkt nicht als "überzogene Anspruchshaltung".
Thomas K.
gepostet am: 23.11.2009

Ich bin Rezensent, allerdings auf einer anderen Review-Seite. Und so wie der / die Rezensenten hier mache ich das als Hobby (welches natürlich zeit- und geldintensiv ist, allerdings kaufe ich mir die CDs ja in erster Linie um sie anzuhören, das "Darüber-Schreiben" ist dann eben noch der Bonus). Promos gehen ja in der Regel meistens an "professionelle" Rezensenten, also sind das einfach Pappdeckel mit der CD drin und sonst nix. Beiliegend ist meistens noch ein Zettel mit Marketing-Sprech ;-) Wenn man mal ein vollständiges Album als Promo bekommt ist das natürlich ein nettes Zubrot. Aber dieses öffentlich dann "gieren" finde ich ausgesprochen peinlich... weiß doch jeder auf was er sich einläßt, wenn er als Hobby Rezensionen verfasst.
Kossi
gepostet am: 24.11.2009

Na klasse, nun wird auch noch mit Heinrich-Heine-Zitaten auf mir herumgehackt. Nur weiter so, doch wie ging besagtes Zitat weiter? "... ein Lied aus alten Zeiten, geht mir nicht aus dem Sinn." Die alten Zeiten scheinen im digitalisierten Zeitalter längst vorbei und vergessen zu sein. Einerseits regt man sich über's Downloaden auf und andererseits darüber, dass solche frechen Kritiker wie ich, die übrigens keine Musik downloaden, solch unverschämte Forderungen nach einem "Komplettprodukt" stellen.

Würde ich Bücher besprechen lassen, in dem einige Seiten fehlen? Würde ich ein Konzertreview schreiben lassen, nachdem man mich, weil ich die Karte nicht bezahlt habe, nach zwei Dritteln des Konzertes des Saals verweist? Würde ich einen Film besprechen, von dem ich nicht das Ende kenne, weil ich eben nicht dafür bezahlt habe?
Falsch!
Ich bezahle - und zwar mit einer Kritik, in die ich durchaus Leidenschaft und Herzblut stecke, genauso wie ein Künstler in sein komplettes Produkt. Auch ich breche die Kritk nicht einfach ab, oder? Nur Kritk als Kritker an gewissen Zuständen zu üben, soll mir nicht erlaubt sein?
Irrtum!

Bei CD-Kritiken soll also alles normal sein, was sonst völliger Blödsinn ist!? Für mich nicht - und von den etwa 140 Kritiken, die ich auf dieser Seite geschrieben habe, erhielt ich nur in Ausnahmen unvollständige Promoausgaben. Die meisten Künstler wollen doch genau das: komplett, mit allen Facetten ihres Gesamtkunstwerks besprochen werden. Mich hier jedoch als gierig darzustellen, ist ein Witz. Mich mit Heine in die Pfanne zu hauen, ebenso! Dieses "Lied aus alten Zeiten", sollte uns endlich wieder ein kleines bisschen näher gehen als die mp*Klänge, mit denen man uns heutzutage viel zu oft noch abzuspeisen versucht.
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 09.01.2010

User-Wertung:
12 Punkte

Ich find das Ding gut. Richtig gut. Zwar nicht so toll wie die tollen Beardfish, aber trotzdem toll. Wenngleich mir das, äh, ach, das Ding, das um 2004 rum rauskam, besser gefällt. Aber ein Zwölfer ist hier schon drin.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!