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Unter Null: Moving On (Review)
Artist: | Unter Null |
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Album: | Moving On |
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Medium: | CD | |
Stil: | EBM / Electro / Industrial |
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Label: | Alfa Matrix | |
Spieldauer: | 76:12 (+ 70:04) | |
Erschienen: | 26.02.2010 | |
Website: | [Link] |
Lange musste man auf das neue Album von UNTER NULL warten. Seit dem vielbeachteten Debüt "The Failure Epiphany" zogen über vier Jahre ins Land und wäre kurz nach Weihnachten 2008 nicht das Studio von Erica Dunham in Flammen aufgegangen, wäre "Moving On" wohl auch früher erschienen. Nun aber liegt es endlich vor, das zweite Album der US-amerikanischen Electro-Königin, die sich nicht um Konventionen schert, sondern mit authentischem Eigensinn ihr Ding durchzieht.
Und das sorgt dafür, dass es eine zeitlang dauert, bis man mit "Moving On" richtig warm wird, denn im Gegensatz zum Erstling geht Erica vielschichtiger, abwechslungsreicher und mitunter auch sperriger zu Werke. War "The Failure Epiphany" über weite Strecken enorm straight und eingängig, so verlangt "Moving On" mehr Aufmerksamkeit und Konzentration. Das Album will erforscht werden und wenn man sich die Zeit dafür nimmt, darf man Eintauchen in Ericas Welt aus Zerrissenheit, Wut, Schmerz und Stärke - und bekommt ein intensives Hörerlebnis geboten. Teils extreme Gegensätze zwischen Verletzlichkeit und blankem Hass werden musikalisch anspruchsvoll umgesetzt. Harsh Electro mit Gefühl und Niveau, den man über zwei Stunden lang genießen kann, wenn man die limitierte 2CD-Box zugrunde legt, was ich an dieser Stelle ausdrücklich empfehlen muss, denn die zweite CD, "Moved On" betitelt, hat mehr zu bieten als nur ein paar Bonustracks und geht beinahe als vollwertiges zweites Album durch, doch dazu später mehr.
"Moving On" startet unerwartet ruhig, "Journey To Descent" wird zunächst von Ambientsounds und Drum'n'Bass-Rhythmen bestimmt und auch der folgende Titeltrack wartet zunächst mit einer ruhigen Pianomelodie auf, bevor es im Refrain flotter wird. Ericas Gesang ist hier auch nur leicht verzerrt, doch das soll sich bald ändern. In "Broken Heart Cliché" spuckt sie dann nämlich wieder Gift und Galle, kombiniert dies aber mit bewusst leicht schrägen Gesangslinien. Es gibt im Gesangsbereich also mehr Abwechslung zu verzeichnen. Auch verzichtet Erica auf stumpfes Bass-Geballer, Breakbeats und Drum'n'Bass sorgen für Varianz in der Rhythmik. Neben UNTER NULL-typischen Hits wie "I Can't Be The One", dem auf EBM-Fundament aufbauendem "Hypocrite And Contradict" und dem warmen, fragilen "Tear Down The Walls" fallen vor allem das sperrige, mit stark verfremdeter Stimme eingesungene "Godless" sowie die Hardcore-Gewalttätigkeit "Visceral, Venom Of My Being" auf. Nein, musikalisches Fastfood für die Zappelbuden ist es nicht, was hier abgeliefert wird - das will Erica aber eh nicht, wie das zynisch betitelte "Obligatory Club Hit To Appease The Masses" belegt. Außerdem erwähnenswert ist die ungewöhnliche, achteinhalb Minuten lange Coverversion des Nick Cave-Klassikers "The Mercy Seat".
Wie bereits angemerkt, fließt die Bonus-CD "Moved On" explizit mit in die Bewertung ein. Denn mit neun weiteren Tracks und einer Spielzeit von erneut über 70 Minuten bekommt man hier nochmal jede Menge Gegenwert geboten. Insgesamt wirken die Songs hier einen Hauch eingängiger und kommen mit weniger Gesang aus, aber nicht mit weniger Qualität. Herausragend sind hier das intensive "Numb To Forget", das leicht technoide Geballer in "Oh, You've Come Undone" sowie das über zehn-minütige "A Study In Evolution", hier kann man schon fast von Progressive Electro sprechen. Insgesamt sieben Remixe auf beide CDs verteilt runden das Bild ab, besonders gelungen sind der ACYLUM-Mix von "Moving On" und der von EX.ES angefertigte Mix von "I Can't Be The One". Ausnahmsweise auch recht gefällig ist der trancige Hard Dance Remix von "Godless", in dem STUDIO-X lustige Super Nintendo-Sounds verwenden.
Produziert wurde "Moving On" von EBM-Legende Claus Larsen (LEÆTHER STRIP), das Mastering hat Len Lemeire (IMPLANT) übernommen, soundmäßig gibt es also ebenfalls nichts zu bemängeln. Das dunkle Coverartwork ist stimmig und weit weniger plakativ, als die Optik vom Debütalbum und den "Absolution"- und "Prophecy"-EPs. Neben dem Einzelalbum und der 2CD-Box gibt es auch ein Deluxe-Set, das mit einer weiteren (!) CD mit 12 weiteren Remixen, einem Shirt, Sticker und einem Stück von einem Keyboard, das Erica nach der Produktion des Albums zertrümmert hat, geliefert.
FAZIT: UNTER NULL hat sein eigenes, urbanes Klangbild auf "Moving On" noch weiter ausgebaut, Preset-Sounds von der Stange und Standard-Clubfutter sucht man hier vergeblich. Stattdessen gibt es eigenständige, dunkle und gefühlvolle Electroklänge, die Geduld verlangen, mitunter nicht jedermanns Sache sind, aber mit Intensität, Dynamik und Tiefgang für ein langfristiges Hörvergnügen sorgen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD1:
- Journey To Descent
- Moving On
- Broken Heart Cliché
- The Fall
- Godless
- I Can't Be The One
- Visceral, Venom Of My Being
- Tear Down The Walls
- Hypocrite And Contradict
- Third Party
- The Mercy Seat
- Obligatory Club Hit To Appease The Masses
- I Can't Be The One (DE_TOT_COR mix)
- Godless (hard dance remix by STUDIO-X)
- I Can't Be The One (torment mix by EX.ES)
- CD2:
- Moving On Part II
- The Coldness Of Caring
- Monster
- Numb To Forget
- Oh, You've Come Undone
- Dig Deeper
- Get Your Mind Out Of The Gutter
- Inspired By...
- A Study In Evolution
- Moving On (ACYLUM mix)
- Godless (NEIKKA RPM mix)
- Broken Heart Cliché (KANT KINO mix)
- I Can't Be The One (DYM mix)
- Gesang - Erica Dunham
- Keys - Erica Dunham
- Moving On (2010) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Bombrider
gepostet am: 14.03.2010 User-Wertung: 15 Punkte |
Seit über 15 Jahres suche ich ständig im Streufeuer neue Musik und bin immer auf der Suche nach etwas wirklich neuem. Das gestaltet sich in der heutigen Zeit ziemlich schwierig, denn irgendwann dachte ich wirklich ich kenne alles. Es gibt keinen Stil den ich nicht weitläufig erkundet habe und schon vor Moving on war Unter Null ein Favorit. Jetzt allerdings wurde mir erst einmal gezeigt, was für selten krasse und wahnsinnig gute Töne mit einer Orgie von Effekten man eigentlich überhaupt erzeugen kann. Dieses Album wird nur schwer von der restlichen Welt anerkannt, aber wer dahinter steigt merkt was man da eigentlich gerade hört. Von Wahnsinn bis sprachlos- Ich denke nicht, dass ich die nächsten 20 Jahre so ein gutes Stück wiederfinden werde. |