Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Weh: Origins (Review)

Artist:

Weh

Weh: Origins
Album:

Origins

Medium: CD
Stil:

Neofolk

Label: Soulseller / Twilight
Spieldauer: 117:53
Erschienen: 29.10.2010
Website: [Link]

Entstand Neofolk im Zuge des Erfolges einer gewissen britischen Musikerfamilie, die in den frühen Neunzigern mit Akustikgitarren und Engelshaar bewaffnet, ungewaschen und in Altkleidersäcken, die Charts stürmte? Natürlich nicht, doch die unbedarfte Talentfreiheit, welche auch viele Kinder beim Nacheifern ihrer Idole ausmachte, besteht auch bei vielen Vertretern des verrufenen Subgenres. Die Wunschvorstellung, das schöne Selbstbild vom einsamen Künstler mit der Gitarre, überwiegt in Gedanken dieser kleinen wie großen Menschen im Vergleich zu ernsten Ambitionen, etwas mehr als nur ein paar Grundakkorde lernen zu wollen. Solch infantiler Dilettantismus als Konzept geht im Falle der Erwachsenen (?) häufig und darüber hinaus eine ungünstige Verbindung mit politisch Fragwürdigem ein, sodass Neofolk bisweilen nicht unbegründet der Ruf konservativ spießiger Vergangenheitsverklärung anhaftet, wenn nicht sogar Schlimmeres. Was WEH nun damit zu tun hat? Nun, musikalisch passt das Projekt von Erik A. durchaus ins Raster; was seine Messages betrifft, verkneift der Mann sich aber alle Fehltritte, wie es scheint.

WEHs genregemäße Gleichförmigkeit nervt tatsächlich auch über zwei Stunden hinweg nicht so, wie wenn andere Vertreter des Stils sich darin ergehen. Dies rührt wohl von der allgemeinen Sparsamkeit der Musik her, die sich nur dem Anschein nach nicht für mehr empfiehlt, als sie nebenbei zu hören. ZUhören darf man nämlich auch, erstens den mitunter naiven Texten, welche Monsieur mit charmantem Akzent vorträgt, und schließlich den gerade inmitten des verhältnismäßigen Nichts an aufregenden Momenten leicht übergehbaren Details. Hinter der Wandergitarre - zugegeben: Rhythmen wenden beziehungsweise wendet auch WEH nicht eben flexibel an - offenbart sich eine allgegenwärtige Kauzigkeit, die nichts mit den üblichen Hemdsärmeln zu tun hat. Hinzu kommt knorriges Grummeln wie in "The Justice Song" oder gar verhalten Positives wie "Hang 'em High". "The War Is Over" fällt länger aus als viele der anfänglichen Fragmente (so wirken die Tracks manchmal) und kommt ebenso ohne Gesang aus wie "Sigars Øyk", der kurze Zipfel am Ende der zweiten CD, auf welcher die ausgefeilteren Lieder zu stehen scheinen.

"Likbør" etwa gerät von der verwendeten Muttersprache abgesehen zwar akkordisch vorhersehbar, trumpft aber auch mit selten gehörter, natürlich minimalistischer Melodiegitarre auf; von Leads zu sprechen, wäre also vermessen. Gleiches gilt für "Heathen Ground", "North" sowie einige weitere Stücke. "Darkness Part Two" wirkt so eigentümlich wie der erste Teil ob der gedoppelten Stimme, besitzt ansonsten aber einen hohen Wiedererkennungswert. Hooks sollte man angesichts des fließenden (tröpfelnden?) Charakters der Musik nicht suchen; im konventionellen Sinn wird man sie nicht finden. "The Men Of Gallow Proud" darf man sich dafür mit anderer Instrumentierung als Shanty vorstellen: sehnsüchtig und melancholisch dienen als adäquate Stichworte, schlüssig auch zur Beschreibung des Folgetracks, den Keyboardschlieren durchziehen. Womöglich besticht die Musik von WEH gerade dadurch, dass man sich vieles dazudenken darf. Alles kann, nichts muss; Minimalismus ist hier sowohl gewollt und gekonnt umgesetzt worden, und "Nihil Interit" - dem Leser dieser Zeilen als Anspieltipp ans Herz gelegt - ein Zwiegespräch des Machers mit seinem mutmaßlichen Alter Ego.

FAZIT: WEHs "Origins" bietet trotz beschränkter Ausdrucksmittel einen Sogwirkungen erzeugenden Blick über das Schaffen von Erik A., an welchem im Winter nicht nur Freunde von Neofolk und Grenzgängern wie CADAVEROUS CONDITION Gefallen finden könnten - angenehm bodenständig und ohne ideologischen Fingerzeig.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6483x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Deadline
  • Darkness Part One
  • Hang 'em High
  • The Justice Song
  • Lady Death
  • Where Evil Hides Intro
  • On Your Knees
  • Sealing Fates
  • Sometimes I Bleed
  • Walk The Other Way
  • The War Is Over
  • Where Evil Hides Outro
  • Any Other Day
  • Barbed Wire Tight
  • Ballad To The Harvest
  • World Of Pain
  • Darling Meet Demise
  • The Grave
  • When The Raven Spoke My Name
  • Skeleton
  • Summer Went South
  • Desolate
  • Likbør
  • Heathen Ground
  • The Endlessness
  • Ruin
  • And The Bells Are Ringing Doom
  • North
  • Darkness Part Two
  • The Men Of Gallow Proud
  • The Seaward Song
  • The Road And The Forest
  • Nihil Interit
  • Sigars Øyk
  • Origins
  • En Bekk Av Blod

Besetzung:

  • Sonstige - Erik A. (alles)

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!