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Die Ärzte: auch (Review)

Artist:

Die Ärzte

Die Ärzte: auch
Album:

auch

Medium: CD
Stil:

Punk Rock/Pop

Label: Hot Action Records
Spieldauer: 52:30
Erschienen: 13.04.2012
Website: [Link]

Keine neue DIE ÄRZTE-Scheibe ohne Besonderheit - und so gibt es nach der vor fünf Jahren erschienenen Pizzaschachtel „Jazz ist anders“ beim Studioalbum numero zwölf ein Package, das einem Gesellschaftsspiel nachempfunden ist. Öffnet man den Karton, findet man erst einmal drei Kronkorken, beschriftet mit „b“, „f“ und „r“, als Spielsteine vor, und hebt man die Plastikschutzfolie, die darunter liegt, ab, springt uns direkt die schwarze CD entgegen, die auf dem Booklet aufgesteckt ist. Nein, nicht ganz, denn das „Booklet“ entpuppt sich als auffaltbarer Spielplan, in dessen Mitte die CD als Drehscheibe mit Pfeil die „Würfelfunktion“ übernimmt. Sucht man die Texte und die Credits, so wird man auf der Unterseite des Spielplans fündig. Schöne Idee, wobei man natürlich Gefahr läuft, den guten Tonträger und den Spielplan bei zu eifrigem Spiel zu zerstören. Bleibt also nur die Möglichkeit, entweder eine Farbkopie und einen alten Rohling zu verwenden - oder sich "auch" gleich doppelt zu kaufen. Schlaue Füchse sind das. Und Kapitalistenschweine sowieso, ha!

Kann der musikalische Inhalt alledem ebenbürtig gegenüber stehen? Diese Frage ist anfänglich - wie eigentlich bei jeder neuen DIE ÄRZTE-Veröffentlichung - noch nicht eindeutig zu beantworten, denn man weiß oft nicht, ob man jetzt eher begeistert oder enttäuscht sein soll, was die drei da wieder verbrochen haben. Während der ersten Durchgänge erscheint der Longplayer beinahe schon zu erwachsen, doch so Stück für Stück entfalten sich die vielen kleinen humoristischen Feinheiten und Albernheiten, die melancholischeren Nummern hingegen bleiben irgendwann unbemerkt im Gedächtnis kleben und nehmen dort immer mehr Platz ein. Bei „auch“ kann man, wenn denn schon eine musikjournalistische Floskel gewünscht ist, durchaus von einem Grower reden.

Die größte Konstante im Bandsound ist natürlich Farins Songwriting, da seine Nummern für den Sonnenschein, die Positivitat, die Infantilität und den Punkrock sorgen. Songs wie „Ist das noch Punkrock?“ oder „Cpt. Metal“ hätten auf jedem anderen Album seit der Reunion in den 90ern stehen können, und das herrlich komische, discoesque „Waldspaziergang mit Folgen“ ist mal wieder so typisch für den Blondschopf, dass man fassungslos, aber glücklich grinsend den Kopf schütteln muss.

Rod wiederum entwickelt sich von Album zu Album zu einem immer besseren und variableren Songwriter und bringt einen ganz eigenen Anspruch und einiges an klassischem Rockspirit, der bis in die 60er und 70er zurück reicht, in das ohnehin schon variable Klangrepertoire mit ein. Songs wie „Sohn der Leere“ und das drollige „Tamagotchi“ zeigen das ganz deutlich. In die Kritik geraten ist allerdings immer wieder der dritte im Bunde, nämlich Bela B. - doch es scheint ganz so, als ob seit ein paar Jahren einfach etwas mehr Ruhe bei ihm angesagt ist. Das Freakige ist einer etwas straighteren, relaxteren Herangehensweise gewichen, und wenn man die eigenen Erwartungen an Felsenheimer etwas vom aktuellen Bandsound löst, funktionieren die Stücke gleich ein ganzes Stück besser.

Ganz gleich, wie man sich musikalisch von dem neuesten DIE ÄRZTE-Werk angesprochen fühlen mag: Bei den Texten lassen sich die drei absolut nichts vormachen. Hier offensichtlicher Humor, dort wieder die bewährte Ironie, und auch ihrem pädagogischen Auftrag geht die Band nach - doch dies nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf viel perfidere, augenzwinkernde Weise. Es ist diesbezüglich immer wieder unterhaltsam, wie unverkrampft dabei vorgegangen wird, selbst die beabsichtigt schlechten Gleichklänge sind wieder reichhaltig vorhanden, ganz nach dem Motto: "Egal, für welchen Song sie Texte schrei'm, DIE ÄRZTE finden immer'n Reim", wenn man so will.

FAZIT: Wenn man bedenkt, dass zumindest die beiden Gründungsmitglieder Bela und Farin nun strammstens auf die Fünfzig zugehen, ist es doch erstaunlich, wie viel kindliche Energie noch in den beiden steckt, und darüber sollte man sich auch – oder gerade - als Altfan freuen. Ebenso sollte man den Herrschaften das Erwachsenwerden gestatten, wie auch die Tatsache, dass es in dreißig Jahren Bandkarriere durchaus mal passieren kann, dass es ab und an einfach auch mal Ähnlichkeiten mit Songs aus dem Backkatalog geben kann. „auch“ ist typisch DIE ÄRZTE, mit der obligatorischen Eingewöhnungsphase und mit gewohnter Kreativität und Wortwitz - zwar kein Oberknaller wie „13“ oder „Die Bestie in Menschengestalt“, aber „Jazz ist anders“ mindestens ebenbürtig.

Ach so: Zu jedem einzelnen Song des Albums gibt es zwei Videoclips auf bademeister.tv zu bestaunen, und auch die jeweiligen B-Seiten der Singles sind mit je einem Clip dort vertreten.

Noch mehr ach so: Der 2LP-Version liegt die CD bei, ebenso Spielplan/Booklet und die Kronkorken.

Chris Popp (Info) (Review 6747x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Ist das noch Punkrock?
  • Bettmagnet
  • Sohn der Leere
  • TCR
  • Das darfst du
  • Tamagotchi
  • M&F
  • Freundschaft ist Kunst
  • Angekumpelt
  • Waldspaziergang mit Folgen
  • Fiasko
  • Miststück
  • Das finde ich gut
  • Cpt. Metal
  • Die Hard
  • zeiDverschwÄndung

Besetzung:

  • Sonstige - Och, jeder mal alles irgendwie.

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Metal Head
gepostet am: 04.07.2012

User-Wertung:
4 Punkte

Ein weiteres Album der nach eigenen Worten "Besten Band der Welt" und was soll ich sagen wer auf die 50 zugeht und sein Kindliches Ich hier rüberbringt denkt wohl eher an die zahlenden Teens als das man es ernst nehmen sollte,eigentlich ist das positivste der Cd das nun eine längere Pause der Band ins Haus steht denn die Ärzte braucht Heute niemand mehr,es gibt 100 bessere Deutschsprachige Bands,ob HaudegenSerum 144,Freiwild,Eschenbach,Wirtz oder auch die in die Jahre gekommenen Toten Hosen.Für mich die Absteiger der letzten 10 Jahre,da sind selbst "Virgina jetzt" noch hörenswerter auch wenns nicht uinbedingt meine Musikrichtung ist
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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