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Die Ärzte: Im Schatten der Ärzte (Review)

Artist:

Die Ärzte

Die Ärzte: Im Schatten der Ärzte
Album:

Im Schatten der Ärzte

Medium: LP+DL-Code
Stil:

Deutschrock, der spitzbübisch-ironischen Extraklasse

Label: Sony Music
Spieldauer: 40:41
Erschienen: 13.12.2019
Website: [Link]

„Mit uns kommt sowieso keiner mit, denn wir sind DIE ÄRZTE und wir sind zu dritt.“ (DIE ÄRZTE im O-Ton auf „Was hat der Junge doch für Nerven“)

Okay, sie nennen sich „Die beste Band der Welt“…
… und alle, bis auf ihre beinharten Fans, wissen, dass das nicht stimmt.
Würden sie sich „eine der verrücktesten, erfolgreichsten deutschsprachigen Bands“ nennen, dann wäre das schon deutlich passender und hätte zugleich viel mehr Charme als der zum Dauer-Slogan gewordene Superlativ, der eben am Ende doch mehr als eindeutig den BEATLES zusteht.

Was wohl wäre geschehen, wenn es diese debile Neue Deutsche Welle nicht gegeben hätte? Wahrscheinlich würden DIE ÄRZTE noch immer in ihrem eigenen Schatten stehen, den sie 1985 nach ihrem Riesen-Erfolg „Debil“ auf das Platten-Cover ihres zweiten offiziellen Studio-Albums druckten.
So aber tragen sie auf jeden Fall einen speziellen, sehr verkaufsfördernden Superlativ vor sich her, der den Berliner Spaß-Punks vom Rolling Stone verliehen wurde. DIE ÄRZTE hielten – neben den BÖHSEN ONKELZ – den unangefochtenen Rekord der meisten Indizierungen ihrer Songs oder Cover durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Das heißt, ein Großteil ihrer Alben durfte nur an Überachtzehnjährige verkauft werden, sodass die drei frechen Musik-Buben nach ihrem „Im Schatten der Ärzte“ das nächste gleich mit dem Titel „Ab 18“ auf den Markt brachten und spitzbübisch von sexuellen bis horrormäßigen Texten alles ausloteten, was man in dieser moralinsauren Prüfstelle nur so verbieten konnte.

Natürlich enthielt auch „Im Schatten der Ärzte“ bereits jede Menge textliche Provokationen – und es ist einfach nur angenehm, dass es dieses Album endlich wieder als LP, fein remastert sowie mit aufklappbarem Cover, in dessen Innerem man alle frechen Texte nachlesen kann, und für alle Digitalos mit einem DL-Code versehen, zu erstehen gibt. Zurück in die nostalgische Vinyl-Vergangenheit, ohne dabei jemals die digitale Zukunft aus dem Blick zu verlieren.

DIE ÄRZTE verstanden ihr schweres zweites Album selber als das „Schicksal-Album, das Daumen-hoch-Daumen-runter-Werk“, das über Hopp oder Top und zugleich die weitere Band-Zukunft entscheidet.
34 Jahre später wissen wir natürlich, wie die Entscheidung ausgefallen ist – für die Band, die sich in diesem musikalischen Weltenrund selbst als die beste ansieht, auch wenn sie am Ende nur die in Deutschland meistindizierte war/ist.

Zugleich ist „Im Schatten der Ärzte“ das letzte Album, an dem ihr Bassist Sahnie mitwirkte. Doch auch hier schon spielte er keine sonderlich tragende Rolle mehr – da musste trotz aller medizinischen Musiküberwachung bereits der Wurm drin sein. Dabei hatten sich aus ÄRZTE-Sicht die produktionstechnischen Bedingungen für ihr Schatten-Album deutlich verbessert: „Diesmal mit so etwas wie einem Etat von der Plattenfirma. Und 'fett' produziert. Mit Studiotagen, Studiofrickelei, Studiomusikern, Studiolangeweile.“

Beste Bedingungen also.
Dabei heraus kam allerdings nicht wirklich das beste ÄRZTE-Album, aber ein durchaus gutes.
Mit „Dein Vampyr“ und „Rennen nicht laufen!““, samt (musikalischer) Bläser-Einlage, befinden sich aus aktueller Sicht gleich zwei Fan-Lieblingsstücke darauf und echte Hit-Klassiker wurden die schwarzhumorigen „Buddy Hollys Brille“ und „Ich weiß nicht (ob es Liebe ist)“. Doch was viel wichtiger für DIE ÄRZTE war: „Am Ende Platz 53 in den Charts, einige Bravo-Storys mehr, eine zufriedene Buchhaltung bei der CBS. Und noch mehr glückliche Fans.“

Ja, das hört man auch auf „Im Schatten der Ärzte“, die sich bewusst an ihrem Debüt – aus musikalischer wie textlicher Sicht – orientierten und einen würdigen Nachfolger nachlegten. Nicht ganz so provokant, aber durchaus bissig und oft lustig. Eine ideale Platte für die noch neudeutschgewellte Musik-Pop-Kultur der Mittachtziger.

Und auch aus heutiger Sicht gilt: das Album bereitet, wenn man es sich jetzt sogar in seiner remasterten Vinyl-Version auflegt, noch immer viel Freude. Oder um es mit einem Zitat aus „Rennen nicht laufen!“ auszudrücken: „Vor den Feuern der Hölle hast du keine Angst / Du wirst alles bekommen, wenn du alles verlangst!“

FAZIT: „Im Schatten der Ärzte“ von DIE ÄRZTE gibt’s unmittelbar nach ihrem Debüt „Debil“ endlich wieder auf schwarzem Vinyl plus digitalem Download-Code, alles fein säuberlich gemastert, richtig gut klingend und mit komplett unzensierten, sogar auf der Innenhülle abgedruckten Texten.“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3498x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (19:45):
  • Du willst mich küssen (3:08)
  • Dein Vampyr (3:20)
  • … und es regnet (3:29)
  • Alles (2:55)
  • Rennen nicht laufen! (2:52)
  • Wie ein Kind (3:33)
  • Wie ein Kind (Reprise) (0:28)
  • Seite B (20:56):
  • Wegen dir (3:14)
  • Die Antwort bist du (3:17)
  • Buddy Holly's Brille (3:35)
  • Käfer (2:48)
  • Ich weiß nicht (ob es Liebe ist) (3:48)
  • „Was hat der Junge doch für Nerven“ (4:14)

Besetzung:

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