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Kompendium: Beneath The Waves (Review)
Artist: | Kompendium |
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Album: | Beneath The Waves |
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Medium: | CD/LP/CD+DVD | |
Stil: | Vorweihnachtliche, kitschige Prog-Rock-Oper mit hohem Bombast-Faktor |
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Label: | 7Stones Records / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 67:16 / 100:00 | |
Erschienen: | 14.12.2012 | |
Website: | [Link] |
Das wird hier – verdammt nochmal – keine leichte Kritik!
Denn mein Freund im Geiste und Kritiker-Kollege Jochen König hatte mich mit einer gewissen Prise Humor und einer (un)verschämten Schippe Schadenfreude auf KOMPENDIUM eingestimmt, nachdem er entdeckte, dass mir diese Besprechung zugeteilt wurde. Er, der sich bereits im Vorfeld intensiv mit den Hörbeispielen zu „Beneath The Waves“ befasst hatte, schien nicht gerade vor Begeisterung überzusprudeln.
Obwohl gerade in diesem Vorfeld erwartungsvolle Begeisterung durchaus berechtigt schien, denn die Musiker, die unter der Federführung vom MAGENTA-Tausendsassa ROB REED sich hier die musikalische Kante geben, müssten so etwa jedem halbwegs dem progressiven Rock zugewandten Hörer wahre Glücksgefühle bis hin zu orgastischen Jubel-Schreien bereiten: STEVE HACKETT, GAVIN HARRISON von PORCUPINE TREE, MEL COLLINS von KING CRIMSON & CAMEL, FRANCIS DUNNERY & JOHN MITCHEL von IT BITES und viele namhafte Prog-Musiker mehr, die von ELTON JOHN über DAVID GILMOUR, TEARS FOR FEARS, NIGHTWISH und MAGENTA ihre musikalischen Stationen absolviert haben, sind maßgeblich an diesem KOMPENDIUM, also gerafften Nachschlagewerk progressiven Musik-Bombasts, wie wir ihn sehr anschaulich von RICK WAKEMANs „Journey To The Centre Of The Earth“ oder JEFF WAYNE's „War Of The Worlds“ kennen, vertreten.
Kann da etwas schief gehen???
Nein, nicht unbedingt – sage oder dachte ich mal.
Ja, unbedingt – sagt der königliche Jochen, indem er mir bereits im Vorfeld mitteilt:
„Ich habe mal in die KOMPENDIUM reingehört. Bin gespannt, was du draus machst, wenn du sie zur Rezension bekommst. So viele große Namen, lauter begabte Musiker... und am Ende kommt eine Wurst raus.“
Wurst!?!?
Ja, Würste sind vielleicht auf dem Teller ganz lecker, wenn man nicht gerade MORRISSEY heißt und strenger Veganer ist, aber im CD-Player hinterlassen solche „Leckereien“ eher eine verheerende Wirkung. Auch ist mir nicht ganz klar, ob Jochen mit „Wurst“ nur nach einem anderen Synonym für „Kacke“ suchte – was für den CD-Player noch verhängnisvollere Wirkungen hätte. Doch so sehr ich auch an diesem wundervoll gestalteten Digi-Pack in Vinyl-Single-Größe samt 20-seitigem eingehefteten Booklet mit allen Texten sowie der Vorstellung aller Musiker und einer eingeschobenen Audio-CD sowie einer DVD schnuppere, da riecht nichts nach Wurst, geschweige denn stinkt nach Kacke. Eine wunderschöne, gut riechende, faszinierend vom „War Of The Worlds“-Illustrator, GEOFF TAYLOR, gestaltete Verpackung – mit das Schönste, was ich so in den letzten Jahren in der Hand hielt – erwartet mich hier! Verpackungstechnisch gibt’s für „Beneath The Waves“ schon mal die volle Punktzahl! Und auch die traurige Geschichte samt einem Happy End, die auf dem Album erzählt wird, ist ansprechend illustriert und lyrisch überzeugend gestaltet.
Nun konnte Jochen allerdings nicht wissen, wie schön die Musik verpackt wurde und dass es sogar als Bonus-DVD den kompletten 5.1-Mix des Albums, ein „Making Of“ und drei ziemlich laienhaft aufgenommene Videos zu „Lilly“ (mit einem irgendwie ziemlich genervt wirkenden STEVE HACKETT an der Gitarre), „Beneath The Waves“ & „Mercy Of The Sea“ zu hören und sehen gibt. Auch dass die dolbydigitale Multichannel-Mixtur wirklich eine grandiose Klangqualität aufweist und das Album, hört man es nur als Audio-CD in Stereo, bei Weitem übertrifft, da plötzlich dieser Klang-Bombast recht akribisch und geschickt ausgesteuert mit vielen effektvollen Spielereien jedem einzelnen Lautsprecher plus dem Basstöner so einiges abverlangt. Technisch wird auch hier der allerhöchste Anspruch befriedigt, sodass es neben der Gestaltung auch für den Klang gleich noch einmal volle Punktzahl gibt.
Doch leider muss ich nun, nach all den Lobpreisungen meinerseits, zu dem „Wurst“-Teil dieser Kritik kommen, bei dem ich Jochen nur zustimmen kann und der leider das Herzstück jeder CD ausmacht, nämlich die Musik, die sich hinter der Verpackung und dem ausgezeichneten Klang verbirgt. Sie ist, ich getraue es mir kaum zu sagen, … Nein, ich traue es mir wirklich nicht. Wer weiß, wer weiß – ach ja, der Jochen weiß und darum lass' ich besser ihn hier sprechen:
„Kompendium ist 'King Arthur' (Gemeint ist in diesem Falle das Album von RICK WAKEMAN – T.K.) in 3D. Mit Opernsängerin und STEVE BALSAMO, der den Nachwuchs-Peter-Hofmann gibt. Ich fand den schon beim Poe-Musical von ERIC WOOLFSON grenzwertig. Aber was für klasse Musiker sich da versammelt haben. Die New-Art-Rocker und das KING CRIMSON-Umfeld haben überhaupt keine Spuren hinterlassen. Bombast'n'Kitsch, dass die Wände wackeln und ein bisschen Kelten-Folk – aber alles im Breitwand-Format!“
Wie gerne hätte ich doch in diesem Falle Jochen widersprochen, doch ich kann es einfach nicht. Das beginnt schon damit, dass massiv mit STEVE HACKETT dieses KOMPENDIUM beworben wird, obwohl der ehemalige GENESIS-Gitarrist nur auf einem Titel in die Saiten greift. Ähnlich ist es um den KING CRIMSON-Saxofonisten MEL COLLINS bestellt, der nur bei zwei Titeln mitwirkt. Verstehen kann man's, dass diese begnadeten Musiker sich bei solcher Musik besser zurückhalten. Denn diese schrecklich kitschige Bombast-Musikbrühe voller operettenhaften Fettaugen, die hier über den Hörer ausgeschüttet wird, ist mehr als grenzwertig und klingt zum einen wie die Filmmusik zur „Titanic“, immer wenn es an der Zeit ist, sein Taschentüchlein vor lauter Herz-Schmerz-Attacken vollzurotzen oder zum anderen, beinahe noch schlimmer, so als hätten sich alle Größen der progressiven Rockmusik zusammengefunden, um ein weihnachtliches Charity-Album im Sinne von „Do They Know It's Christmas?“ aufzunehmen. Rechtzeitiges Erscheinen am 14.12. garantiert dann auch noch das vorweihnachtliche Glücksgefühl, unterm Weihnachtsbäumchen eine herrlich verpackte Musik-Wurst zu finden. Allerdings nur, wenn wir alle bis dahin den Weltuntergang am 21.12.2012 überleben sollten.
Weihnachten oder Weltuntergang?
„Benath The Waves“ lässt bei solcher Musik jeden progressiv gestimmten Antikitsch-Musikfreund regelrecht auf den Weltuntergang hoffen.
KOMPENDIUM ist nichts weiter als eine „Klangblase, die kreative Geister und fähige Musiker als musikalisches Brimborium schufen“ (Originalsprech Jochen) und das aus meiner Sicht höchstens von den namhaften Musikern, aber keinesfalls von deren musikalischem Können lebt. Ein kompletter Schuss in den vorweihnachtlichen Ofen und nicht im Entferntesten zu vergleichen mit der Qualität eines von der Geschichte und der musikalischen Umsetzung sowie den namhaften Musikern ganz ähnlich aufgebauten Albums von FLAMING ROW, das beweist, was gerade in dieser Rock-Oper-Epos-Musik mit etwas stärkerer Hinwendung zum Metal oder Hard-Rock, statt Pop, Oper und Weltmusik, so alles möglich ist.
FAZIT: Kling, Glöckchen, klingelingeling – musikalisch ist das nicht mein Ding! Schön anzusehen, aber nicht so schön anzuhören. Eher schwülstig, melodramatisch, pathosschwanger und komplett überladen – wie ein sich unter Unmengen von elektrischen Kerzen, Weihnachtskugeln und -sternen sowie Lametta gefährlich biegender Weihnachtsbaum, dem man als ehemals stolze Tanne seine Lebensgrundlage nahm, weil man ihn fällte, damit er in irgendeinem Wohnzimmer mit künstlichem Bombast aufgepeppt und überfrachtet werden konnte, bis er seine ersten Nadeln verliert und lieblos entsorgt wird. Ein Spaziergang durch einen verschneiten Wald ist da um Längen schöner. Genauso wie die Originalmusik all der beteiligten Musiker, die sich hier zusammenfanden, um uns Hörer im bombastischen Strudel von „Beneath TheWaves“ versinken zu lassen.
PS: Meine (und im Grunde auch Jochens) Bewertung gilt ausschließlich der Musik auf „Beneath The Waves“, aber keinesfalls der Verpackung und der Tonqualität, die man mit 15 Punkten bewerten muss! Dann wäre nämlich am Ende tatsächlich ein Zehner-Punktwert herausgekommen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD:
- Exordium
- Lost
- Lilly
- Mercy Of The Sea
- The Storm
- Beneath The Waves
- Sole Survivor
- Alone
- Il Tempo È Giunto
- A Moment Of Clarity
- One Small Step
- Reunion
- DVD:
- „Beneath The Waves“
- (24/96 5.1 Surround Mix / DTS 5.1 Surround Mix / Dolby Digital 5.1 Surround Mix)
- Music Videos:
- Lilly
- Beneath The Waves
- Mercy Of The Sea
- The Kompendium Session – Videos
- Bass - Nick Beggs
- Gesang - Steve Balsamo, Synergy Vocals, English Chamber Choir, Shan Cothi, Rhys Meirion, Barry Kerr, Christina Booth, Angharad Brinn
- Gitarre - Francis Dunnery, Steve Hackett, B.J.Cole, Neil Taylor, Jakko Jakszyk, John Mitchell, Nick Barrett, Hywel Maggs, Chris Fry
- Keys - Rob Reed
- Schlagzeug - Gavin Harrison, Rob Reed
- Sonstige - Mel Collins, Troy Donockley, Dave Stewart, London Session Orchestra
- Beneath The Waves (2012) - 5/15 Punkten
- Elements (2014)
-
keine Interviews
Kommentare | |
FA
gepostet am: 08.01.2013 User-Wertung: 12 Punkte |
Hab' das Ganze erst nach den Feiertagen bekommen und etwas wirken lassen müssen.
Am Ende kann ich ein Zitat aus dem Fazit mit einem Schmunzeln voll unterstreichen: "schwülstig, melodramatisch, pathosschwanger und komplett überladen – wie ein sich unter Unmengen von elektrischen Kerzen, Weihnachtskugeln und -sternen sowie Lametta gefährlich biegender Weihnachtsbaum" ... und es ist genau was ich von diesem Projekt erwartet hab' & mir daran Spaß macht ;) |