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The Gathering: Disclosure (Review)
Artist: | The Gathering |
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Album: | Disclosure |
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Medium: | CD | |
Stil: | The Gathering eben |
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Label: | Psychonaut | |
Spieldauer: | 53:44 | |
Erschienen: | 12.09.2012 | |
Website: | [Link] |
Werden wir erwachsen, auch als kindliche und kindische Musiknarren: Vermutlich gibt es keinen besseren Ersatz für Anneke als Silje, und zu schreiben, sie bleibe eben nur ein Ersatz, wäre insofern unfair, als man den übrigen Musikern damit ihre Existenzberechtigung als Band abspräche. Diese wurde schließlich nicht von der ehemaligen Sängerin gegründet, und warum THE GATHERING persönlichen Präferenzen dieses oder jenes Fans zum Trotz mit „Disclosure“ alles richtig machen, also nicht zur Karikatur verkommen, hat mehrere Gründe.
Experimente, die zu Giersbergen-Zeiten vermutlich als Sakrileg begriffen worden wären, etwa eine zusätzliche männliche Gesangsstimme im leicht elektronischen, aber einstweilen sehr harten „Meltdown“ (im Übrigen auch mit keineswegs nebensächlicher Trompete), wagt man heute umso bereitwilliger, wo „The West Pole“ noch nach Angst um die eigene Legitimation klang. „Heroes For Ghosts“ klingt mit seiner markanten Refrainmelodie nach einer Rückbesinnung auf „Souvenirs“, wartet aber zum Ende hin mit einem ungeahnten, wiewohl vorübergehenden und darob umso nachdrücklicheren Stimmungswechsel auf. In gut elf Minuten ist so etwas auch bitter nötig, wobei man THE GATHERING auch nicht attestieren muss, keine Längen hervorzukehren – davor waren sie bisher auf keinem (!) Album gefeit, und „Missing Seasons“ ist eine zum Glück kurze Piano-Ballade, die bestenfalls zum verschnaufen dient, genauso wie das Finale „Gemini II“ abgesehen von nett ätherischen Sound-Schlieren und zu unverbindlichen Gesangslinien zu wünschen übriglässt.
Saustark in puncto Arrangement (schwermütig hypnotisch und doch raumgreifend) wie Gesang (rein technisch darf man Silje mit Hinblick auf die emotionale Umsetzung nicht an die Stimmbänder pinkeln) ist indes „Gemini I“ ausgefallen. Der zweite Longtrack „I Can See Four Miles“ zeigt sie mit dunkler Stimme teilweise als glaubhaften Vamp, während die Hintergrundmannschaft erst nach der Hälfte der Spielzeit andeutet, wozu sie in Zukunft bestimmt noch zwangloser in der Lage sein wird: Aufgebaut wird ein lärmender, cineastischer Klangwall in den Dimensionen von AMPLIFIERs Debütalbum, und dass man Siljes Stimme hierbei vermisst, stellt sicherlich kein schlechtes Zeichen dar.
Die gehauchten, schmachtenden Gesangslinien von “Paper Waves” (faszinierende klangliche Wandlung von einer sanften Ballade zum kratzigen, fast noisigen Popper) oder dem PAATOS-artigen „Paralyzed“ sind jenen von „früher, als alles besser war“ nicht unähnlich – ein weiterer Beweis dafür, wer kompositorisch, Öffentlichkeitswahrnehmung hin oder her, den Ton bei THE GATHERING angab: die Ruttens, allen voran René, der wieder produziert hat. Wer davon abgesehen kolportiert, die Holländer klängen mittlerweile wie ihre vorwiegend skandinavischen Abziehbilder (ENSLAVEDs Arve Isdal als Engineer mag Wasser auf die Mühlen geben) und verwässerten ihren Sound mit Trip Hop, der sei noch einmal daran erinnert, dass sie diesen Sound selbst aus der Taufe gehoben haben und sich auch schon mit der säulenheiligen Abtrünnigen auf PORTISHEAD und Co. verstanden. Nichts Neues also, und wenn die wie auch immer geartete Szene einer Band aufgrund von eingebildetem Liebesentzug so schnell den Rücken kehrt, sagt dies viel über unsere oberflächliche, herzlose und unloyale Zeit aus.
FAZIT: Im Hause THE GATHERING bleibt alles anders, und für den Fan gilt: Stell die Uhr auf Null, wasch den Glauben im Regen. Die Sintflut ist verebbt, die Sünden vergeben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Paper Waves
- Meltdown
- Paralyzed
- Heroes For Ghosts
- Gemini I
- Missing Seasons
- I Can See Four Miles
- Gemini II
- Bass - Marjolein Kooijman
- Gesang - Silje Wergeland, Frank Boeijen
- Gitarre - René Rutten
- Keys - Frank Boeijen
- Schlagzeug - Hans Rutten
- Home (2006) - 11/15 Punkten
- Downfall (2008)
- Disclosure (2012) - 11/15 Punkten
- Beautiful Distortion (2022) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
hardy
gepostet am: 27.10.2012 User-Wertung: 12 Punkte |
@ Andreas - Schönes Statement, zum Schluss Deines Reviews. Wie ich schon in meinen Komentar zu HOME sagte, "Wer der MANDYLION Ära nachheult, ist hier schon lange fehl am Platz. Meiner Meinung nach, hat "ausgerechnet" THE WEST POLE gezeigt, das THE GATHERING, eben nicht nur aus "Anneke" bestand, sondern insgesamt "brilliante Musiker" in sich vereint. Auch wenn Silje Wergeland, meiner Meinung nach, nicht die gesangliche Qualität von Anneke van Giersbergen erreicht, so ist die Skandinavierin (glaube ich) für jeden, der OCTAVIA SPERATI kannte, nach dem Weggang Annekes, doch einfach die logische Wahl. Wie ein Sängerwechsel nach hinten losgehen kann, hat für mich persönlich NIGHTWISH gezeigt. (Anmerkung: Ich hab nicht's gegen die Sängerin, an sich) Von daher, muss Silje Wergeland für jeden "wirklichen" THE GATHERING Fan, wie ein 6er im Lotto sein. Die Band gibt mir genau das, was ich mir von ihr Wünsche: Toll arrangierte Song's, experimentel, ohne sich von dem den selbst kreierten Stil zu entfernen, mit dem ach so geliebten, markanten THE GATHERING Gesang. Ich hoffe, das Silje Wergeland wirklich zu einer festen Größe wird, dan werden wir noch Jahre lang (hoffentlich) viel Freude an THE GATHERING haben. |
hardy
gepostet am: 15.02.2013 User-Wertung: 14 Punkte |
Ich muss einfach nochmal was sagen...! Also..., ich hab DISCLOSURE jetzt 4 Monate lang, rauf und runter gehört, Zuhause, auf dem weg zur Arbeit usw. - DISCLOSURE mutiert für mich persönlich zu einem "ALL TIME KLASSIKER", ich habe selten so geniale Song's wie "HEROES FOR GHOST's", "GEMINI", "I CAN SEE FOUR MILES", oder "PAPER WAVES" gehört. Man muss schon echt "ANNEKE-FIXIERT" sein, um als THE GATHERING FAN, dieses Album "NICHT" zum mögen. Man findet meiner Meinung nach, viele anleien zu SOUVENIR's, aber auch HOME. DISCLOSURE ist aber vor allem, eine konsequente Weiterentwicklung zu THE WEST POLE. Im Vergleich zu genanntem Vorgänger, klingt DISCLOSURE so, als hätten THE GATHERING Zwei Schritte übersprungen um direkt auf die Zielgerade einzubiegen. Ich hab in vielen Foren gelesen, das ANNEKE mit ihrem Solo- Projekt, ihre "DÜSTERE AURA" verloren hat. Mag man davon halten, was man will, SILJE WERGELAND ist definitiv und A B S O L U T "mehr", als "nur" ein "Ersatz". Deshalb erhöhe ich auch meine Punktzahl für dieses Album. 14 Punkte. Es ist eine Schande, das dieses Album nur ein Schattendasein Abseits des Mainstreams fristet. Aber wahrscheinlich ist DISCLOSURE nicht "Massenkompatibel" genug um in das Rampenlicht zu treten das diese Scheibe verdient. Freue mich auf Kommentare!!! |