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Martin Hall: Phasewide, Exit Signs (Review)

Artist:

Martin Hall

Martin Hall: Phasewide, Exit Signs
Album:

Phasewide, Exit Signs

Medium: CD
Stil:

Dunkelkammer Singer/Songwriter

Label: Panoptikon/VME/Soulfood
Spieldauer: 45:40
Erschienen: 04.10.2013
Website: [Link]

Eigentlich völlig unverständlich, dass MARTIN HALL kaum mehr als Geheimtipp-Status besitzt. Fast hundert musikalische Verlautbarungen der unterschiedlichsten Art seit 1980; daneben verfasst und veröffentlicht der rührige Däne Artikel, Essays, Prosa und Lyrik. Was die Verfügbarkeit dieser Werke, zumindest hierzulande, angeht, ist allerdings Schmalhans Küchenmeister.

Aus dem Nähkästchen: Lange besaß ich lediglich zwei LPs HALLs, die fantastischen „Final Recordings“ des MARTIN HALL CONCEPTs und die nicht ganz so starke Soloscheibe „Relief“. Etliche Jahre später gelangte ich eher zufällig in den Besitz der Solo-Alben „Random Hold“ und „Adapter“ auf CD. Das weit mehr in den Archiven darauf wartet, entdeckt zu werden, hat man in Dänemark geschickt verborgen gehalten. Insofern ist die fast geheime Existenz MARTIN HALLs doch irgendwie nachvollziehbar. Nähkästchen zu.

2013 also „Phasewide, Exit Signs“, laut Presse-Info das erste Solo-Album seit sieben Jahren (umtriebig war HALL natürlich trotzdem. Nur nicht unter eigenem Banner.). Der Werdegang MARTIN HALLs weist erstaunliche Ähnlichkeiten mit einem anderen Ausnahmekünstler mit den gleichen Initialen auf. MARK HOLLIS vollzog mit TALK TALK den Weg vom elektrisch verstärkten Art-Pop über kammermusikalische Grenzreisen bis zum kurzen Aufflackern als Solist, der Varianten der Stille bis zur Grenze des Erträglichen auslotete. Mit dem Piano als maßgeblichem Instrument.

Ganz so asketisch wie HOLLIS geht MARTIN HALL nicht vor, gelegentlich blitzt eine gebremste Euphorie auf wie im Opener, der an einen weiteren Individualisten, Jaques Brel, erinnert. Oder mehr noch seinen Ziehsohn SCOTT WALKER, dessen radikalen Weg bis zur endgültigen Auflösung von Songstrukturen HALL allerdings nicht beschreitet. Er übt eher die Kunst des Entschwindens, flaniert mit Beerdigungszügen durch New Orleans („Red Lips, Marble Eyes“), lässt seine Stücke verharren oder mit einem Hauchen ausklingen, sodass man gegen Ende des Albums mehrfach zur Titelanzeige des Players schielt, um zu überprüfen ob die CD noch läuft.

Keine Musik für Ungeduldige, für Hörer, denen Musik beständig aufmerksamkeitsheischende Attraktionen bieten muss, um zu gefallen. HALL versteht es ausgezeichnet, intensive Spannung aufzubauen, doch dann, wenn Höhepunkt und Auflösung folgen sollten, bleibt er in aller Ruhe stehen und lässt seine Musik sich verflüchtigen; verhallen, bis sie irgendwo im Nichts endet. Man möchte sich fallen lassen in dieses samtene Bett aus einfühlsamen Klängen und grüblerischen Worten, nur um festzustellen, dass es keine schmiegsame Matratze gibt, die einen auffängt. Stattdessen lauert dort etwas anderes, Bodenloses. Kunst vielleicht?

FAZIT: Es gibt einen wunderbaren Film, in dem die Zeit endet und mit ihr die Welt. Um anschließend weiterzulaufen. Nur anders. “Phasewide, Exit Signs” liefert eine hervorragende, ergänzende Begleitmusik dazu. Der Film heißt “Donnie Darko” und besitzt bereits einen klasse Soundtrack. In den sich MARTIN HALLs Musik exzellent einreihen würde. “Cellar Door”, laut Drew Barrymore das schönste Wort in englischer Sprache. “Exit Signs” schneidet auch nicht schlecht ab. Wie das zugehörige Album. Gefunden, um verloren zu gehen.

Nähkästchen zwei: Rezension genutzt, um „Adapter“ und „Random Hold“ mal wieder zu hören. Wow. Nicht ganz so dunkel hypnotisch wie das aktuelle Album, aber ähnlich eindringlich und von schattenhafter Schönheit.

Jochen König (Info) (Review 4590x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Emblematic
  • Muted Cries
  • L
  • Tin Music
  • Meth
  • Retrograde
  • Forgetting the Details
  • Red Lips, Marble Eyes
  • Site Specific
  • Phasewide

Besetzung:

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