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The Inspector Cluzo: Gasconha Rocks (Review)

Artist:

The Inspector Cluzo

The Inspector Cluzo: Gasconha Rocks
Album:

Gasconha Rocks

Medium: CD+DVD
Stil:

Rock 'n Roll / Blues Rock

Label: Fuckthebassplayer Records
Spieldauer: 25:26 (CD) + 63:38 (DVD)
Erschienen: 02.11.2013
Website: [Link]

Gestatten, THE INSPECTOR CLUZO. Puristen, Pragmatiker, Exzentriker. Nomaden mit Heimweh. Bastarde. Musketier-Duett. Tim und Struppi. Musikalisch mit einer Note Troubadix, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist, denn wenn wir am gallischen Dorf eines bemängeln mussten, dann die angepasste Einstellung zum Klang von Liedgut. Vor dem Zielpublikum von Mathieu Jourdain und Laurent Lacrouts wäre der Barde sicher nicht geknebelt und an einen Mast gebunden worden.

Der Bassist von Welt mit genug Selbstbewusstsein muss sich nicht ärgern. Die „Fuck The Bassplayer“-Attitüde (so auch der Name des eigenen Labels) verzeiht man dem garantiert bassfreien Duo gerne, wenn man die sorglose, großmäulige Art der Franzosen (nicht des Volkes, sondern ihrer beiden ungleichen Vertreter) angemessen bewertet. Das Paradigma des bassfreien und dennoch vollen Sounds beherrscht auch die nunmehr vierte Veröffentlichung der Inspektoren. Oberste Prämisse: Rock pur, ohne dass man etwas dabei vermisst.

Die Gascogne sei diesmal im Besonderen gerockt, womit Jourdain und Lacrouts vor allem auch das Ländliche und Kulturelle in Abgrenzung zur Globalisierung ehren möchten. Das Cover ziert daher das gegerbte Gesicht eines stolzen Viehzüchters namens Jean Barrière, der stolz auf seine Arbeit und sein Land ist, geht man etwa nach der Homepage, auf der er in einem kleinen Video seine Welt erklärt (www.ganaderiadeburos.fr).

Ausgehend von den schönen Dingen des Lebens erzählen THE INSPECTOR CLUZO in den zehn neuen Stücken vorwiegend vom Einbruch der modernen Welt in die ländliche Autonomie. Der Opener „Hello / Goodbye Education“ geht bereits in die Vollen und lässt sich an der schulischen Verbreitung unnützen Wissens aus; „I’m (Not) A Super Heroe“ verknüpft die Superheldenthematik mit dem White-Collar-Großstadtbüroangestellten. Ein Gedankensprung, der bereits in vielen japanischen Mangas vollzogen wurde (z.B. „Salaryman Kintaro“) und der die überzogenen Anforderungen der Gesellschaft an das Individuum kritisiert. Daran lässt auch das Artwork von Chris Lin denken, der wieder diverse Zeichnungen beigesteuert hat, die das gesamte Booklet begleiten. „Till Petrole Do Us Part“ zielt auf die Abhängigkeit des Arbeitenden von der Ölindustrie durch die zunehmende Internationalisierung von Geschäftsnetzen mit der Konsequenz, dass der Mensch immer mehr Zeit auf Reisen verbringt, während „Garbage Beach“ und „Move Over Monsanto“ Tourismus beziehungsweise Fast-Food-Massenabfertigung unter dem großen gelben „M“ auf die Schippe nehmen. „Black Spirit“, „“The Duck ‚Guit’ Blues“ und „Crossroads Rendez Vous“ scheinen auf den ersten Blick nicht ganz in die Reihe gesellschaftskritischer Themen zu passen, verstehen sich aber als Parkbänke zum Innehalten und Lufteinatmen und sind letztlich eine Wertschätzung des „simple life“.

Die Sprache zum Vermitteln dieser bewusst einfach und unreflektiert geformten Inhalte ist eine heterogene: Rock `N Roll, Blues und Jazz vermischen sich nach eigenem Ermessen wild miteinander. Halleffekte vertrüben das klare Soundbild, den Gitarren merkt man die Rückkopplung jederzeit an, die Hi-Hats nisten sich dafür direkt ins Ohr ein. Gesungen wird kratzig und hell, zur Abwechslung hin und wieder auch übertrieben dunkel, was in der Aufteilung und bei der Refrain-Wahl besonders bei „I Am (Not) A Super Heroe“ zu einem der bluesigeren GUNS `N` ROSES-Momente führt. Der Verzicht auf den Bass bedeutet übrigens nicht, dass reine Gitarre-Schlagzeug-Duette zu erwarten sind; bei der Verwendung von Trompeten im Block „Lo Camin De La Hesta“ / „The Duck ‚Guit’ Blues“ / „Move Over Mosanto“ oder der Maultrommel in „Better Off In Afghanistan“ wird durchaus die musikalische Vielfalt erzeugt, wie man sie aus dem Bluesrock-Bereich eben kennt.

Offensichtlich sind THE INSPECTOR CLUZO allerdings eine Live-Band. Auf Konserve gehen in diesem Fall eine Menge Vitamine verloren; die Dynamik lässt sich aus dem Album zwar herauslesen, jedoch allzu selten nachfühlen. Um so sinnvoller erscheint die Beigabe in Form einer Bonus-DVD, die eine Dokumentation über die Gruppe beinhaltet, die erstens ihren Antrieb verständlicher macht, wenn über die kleinen Vorzüge der eigenen Heimat berichtet wird (bis hin zu einem Live-Gig beim Training des ansässigen Rugby-Vereins) und zweitens in den Konzertausschnitten sichtbar macht, warum die Bühne untrennbar mit der Performance dieser schrägen Vögel verbunden ist. Die ledern nämlich auch mal gerne ganze Passagen Kopf an Kopf runter, während das Publikum tobt. Extrahiert man all diese essenziellen Dinge und brennt den Rest auf einen Rohling, entsteht ein vergleichsweise entfremdetes Produkt voll guten, aber nicht übermäßig spektakulären Rock’n’Rolls.

FAZIT: Sehr schön aufgemachte, reichhaltige Veröffentlichung mit großzügigem Booklet und Dokumentation auf einer Bonus-DVD. Wer mehr will, sollte besser eines der Konzerte besuchen oder gleich den nächsten Urlaub in der Gascogne planen. Letzteres, zumindest sofern klug gebucht (also nicht in einem abgeschiedenen 5-Sterne-Hotel mit eigener Anlage, sondern mitten in der Pampa), ist vermutlich die ultimative Erfahrung von „Gasconha Rocks“.

Sascha Ganser (Info) (Review 3970x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • CD:
  • Hello / Goodbye Education
  • Black Spirit
  • I Am (Not) A Super Heroe
  • Till Petrole Do Us Part
  • Garbage Beach
  • Lo Camin De La Hesta
  • The Duck Guit Blues
  • Move Over Monsanto
  • Better Off In Afghanistan
  • Crossroads Rendez-Vous
  • DVD:
  • The 2 Mousquetaires - A Fight For Independance (Dokumentation)

Besetzung:

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