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Motorpsycho: Here Be Monsters (Review)

Artist:

Motorpsycho

Motorpsycho: Here Be Monsters
Album:

Here Be Monsters

Medium: CD/LP+CD
Stil:

Monströser Progressive-Rock

Label: Stickman Records / Soulfood / NoisOlution
Spieldauer: 46:17
Erschienen: 12.02.2016
Website: [Link]

Man muss tatsächlich eine PSYCHOse haben, wenn man an die Allmacht des MOTORs glaubt. Nur wer hat denn heutzutage keine Psychosen? Glücklich sollte sich dabei der schätzen, dessen Psychosen von musikalischer Natur sind. Und damit wären wir bei dem neuen, extrem monströsen Album von MOTORPSYCHO. Doch nicht nur das. Der psychotische Motor läuft wie verrückt. Gerade haben nämlich SPIDERGAWD mit III ein psychedelisches Blues-Rock-Monster mithilfe der beiden MOTORPSYCHOs Kapstadt und Saether geschaffen, schon legt deren Stammband MOTORPSYCHO das nächste Monster-Album nach: „Here Be Monsters“! Und so viel sei schon im Vorfeld gesagt: Es ist wieder eine Meisterleistung, diesmal gar eine der vorwiegend leiseren Töne!

Natürlich wussten wir es schon immer: „Hier sind Monster“ am Werk und während MARTIGAN diese noch musikalisch auf Distanz gehalten haben, nehmen sich MOTORPSYCHO diese finsteren Gestalten nicht zum ersten Mal - man denke nur an „Demon Box“ (1993), „Timothy‘s Monster“ (1994) oder „Angels & Daemons At Play“ (1997) - auf voller Musikbreitseite vor und liefern dabei eine LP und/bzw. CD der Extraklasse ab. Ein monströses Album, welches garantiert nicht nur die abseitig leicht indisponierten Exorzisten oder ihre austreibungs(un)willigen Besessenen, sondern auch all diejenigen, auf die Musik wie ein Trip zwischen Himmel und Hölle wirkt, begeistern wird. Egal, ob ihr nun auf Piano-Tasten schlafwandelt, wie in „Sleepwalking“, oder große schwarze Hunde, wie im progressiv berauschenden Longtrack „Big Black Dog“, fürchtet, aber vielleicht auch liebt - diese Musik jedenfalls erlaubt der Schere in eurem Kopf noch immer nicht die Freiheit, die Gehörgänge zwischen Ohrmuschel und Hirn zu durchtrennen. Für euch wird „Here Be Monsters“ ein gruseliges, faszinierendes, unvergessliches Freudenfest werden. Selbst unser goethscher Zauberlehrling würde wohl in diesem Falle eher freud- als leidvoll ausrufen: „Die ich rief, die Geister, werd‘ ich nun nicht los!“

Ruhig, mit einem 57 Sekunden langem Intro-Piano-Geklimper, kündigt sich „Here Be Monsters“ auf „Sleepwalking“ an und steigert sich dann mit „Lacuna/Sunrise“ zu einer fast ohrwurmartigen Melodie, die mehr und mehr an Volumen gewinnt bis hin zu einem bombastischen Gesamtwerk, das anfänglich verdächtig nah an PORCUPINE TREE andockt. Doch von Minute zu Minute wird einem klar, dass das, was hier abläuft, besser, stimmiger, gewagter und vor allem mit überraschenderen Wendungen versehen ist, als die letzten WILSONschen Musik-Ausstöße, vor denen viele Kritiker huldigend auf die Knie fallen, auch wenn STEVEN WILSON sich aus Sicht des gerade schreibenden Kritikers irgendwo im anspruchsvollen Stillstand verfangen und festgefahren hat. Doch da MOTORPSYCHO für sicher vieles, aber garantiert keinen Stillstand bekannt sind, hauen sie hier ein Album raus, auf dem sie dem Hörer kurz signalisieren: „Ja, wir können auch PORCUPINE TREE und WILSON. Aber im Grunde können wir noch viel mehr, egal, ob ihr da auch mal ‚Animals‘-PINK FLOYD (Running With Scissors), KING CRIMSON (I.M.S.) oder GENESIS plus Psychedelic und Space-Rock (Big Black Dog) erkennt - wir jedenfalls sind einmalig!“ So haben mich zuletzt nur OPETH mit „Pale Communion“ überrascht.

In „I.M.S.“ kommt es dann auch zu dem sicher von vielen auf diesem insgesamt ruhigeren MOTORPSYCHO-Album erwarteten Metal-Ausbruch, der überraschend wie eine Bombe auf den ahnungslosen Hörer einschlägt. Es gibt wirklich nur wenige Bands, die solche Überraschungseffekte in ihrer Musik überzeugend umzusetzen vermögen. MOTORPSYCHO ist definitiv einer ihrer Vorreiter, was sie dann auch von Album zu Album immer wieder bestätigen!

Im Anschluss an dieses Hammer-Stück entführen uns die Norweger mit „Spin, Spin, Spin“, wie man es auch herrlich auf diesem Video sehen und hören kann, tief in die psychedelische RENAISSANCE- oder STRAWBS-Zeit. Ruhig, akustisch und voll orgelnder Atmosphäre. Da schlägt jedes Nostalgie-Herz wieder höher.

Manchmal möchte man in den Köpfen des norwegischen Trios sitzen, um zu begreifen, wie solche Musik Wirklichkeit werden kann. Tief verwurzelt in den Siebzigern und trotzdem topaktuell - ja, das ist „Here Be Monsters“! Dabei war es wohl im Vorfeld gar nicht so wie hier zu hören geplant, denn alle Songs entstanden bereits 2014 aus Anlass des 100jährigen Bestehens des „Norwegian Technical Museum“ als Auftragswerk und sollten ausschließlich im Rahmen eines dafür gedachten Konzerts aufgeführt werden. Begleitet wurden MOTORPSYCHO dabei zusätzlich vom Keyboarder Ståle Storløkken, der als Tastenmann auch ELEPHANT 9, BOL und SUPERSILENT maßgeblich bereichert. Nach diesem Konzert jedenfalls beschloss die Band zum großen Glück für wohl alle MOTORPSYCHO-Freunde weltweit, alle Konzert-Aufnahmen zu überarbeiten und daraus genau dieses Album entstehen zu lassen. Am Ende ist es eins der ruhigen Monolithen am norwegischen Horizont geworden, der sich mal wieder über die progressive Musik-Szene weltweit erhebt und dort auch unausweichlich stehen bleiben wird. Mir jedenfalls reichten acht Hördurchgänge, um zu dieser Erkenntnis zu kommen - und ich bin mir sicher, den Lesern dieser Zeilen, die sehnsüchtig nicht auf diese Kritik, sondern das neue MOTORPSYCHO-Album warteten, wird es ähnlich gehen!

FAZIT: „Wenn du in den Abgrund starrst, dann starrt der Abgrund zu dir zurück.“ Dieses Zitat von NIETZSCHE findet sich auf „Here Be Monsters“. Doch dieses Album öffnet uns nur von seiner textlichen Seite her die Abgründe der menschlichen Existenz. Musikalisch aber ist dies ein Höhenflug allererster Güteklasse, selbst wenn am Sound (Bessere Kanaltrennungen und etwas mehr Höhen!) noch etwas Luft nach oben ist!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7509x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Sleepwalking
  • Lacuna/Sunrise
  • Running With Scissors
  • I.M.S.
  • Spin, Spin, Spin
  • Sleepwalking Again
  • Big Black Dog

Besetzung:

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