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Luca Aletta: Il Dodicesimo Nano (feat. Javier Girotto) (Review)

Artist:

Luca Aletta

Luca Aletta: Il Dodicesimo Nano (feat. Javier Girotto)
Album:

Il Dodicesimo Nano (feat. Javier Girotto)

Medium: CD/Download
Stil:

Jazz, Klassik, Filmmusik, Latin

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 62:33
Erschienen: 10.08.2015
Website: [Link]

Oha, auf den ersten Blick verunsichert das Album-Cover den Betrachter gehörig: ein lustiger Gartenzwerg.
Ist das ein Kinder-Album oder etwas für die Gartenfreunde?
Allerdings wird schon beim zweiten Blick die Neugier geweckt, denn es sind Bild-in-Bild-Aufnahmen, genauso wie wir sie von PINK FLOYDs „UmmaGumma“-Album kennen, doch dann...
… packt einen beim Öffnen des Jewel Case von „Il Dodicesimo Nano (feat. Javier Girotto)“ und dem Betrachten bzw. Lesen des Zitats von Albert Einstein auf der Booklet-Rückseite tatsächlich die Neugier!

Albert Einstein und ein Gartenzwerg sowie Erinnerungen an PINK FLOYD – na das passt doch. Zumindest bei dem italienischen Jazz-Pianisten LUCA ALETTA, auf dessen 2015er-CD ein Gartenzwerg auf der Booklet-Vorderseite verschmitzt lächelnd mit Blick nach oben posiert und auf dessen Rückseite ein Zitat von Einstein (in italienischer Sprache) prangt, während die anfangs zusammenhanglos erscheinende „UmmaGumma“-Cover-Idee tatsächlich einen tiefen Sinn bekommt, wenn man „Il Dodicesimo Nano (feat. Javier Girotto)“ hört.
Erinnern wir uns noch einmal an das 1969er-Floyd-Doppel-Album, auf dessen zweiter LP die vier Musiker jeweils eine halbe Seite mit völlig eigenständigen Kompositionen füllen mussten, die sich immens voneinander unterschieden. Das verunsicherte, aber begeisterte zugleich auch viele Freunde dieser progressiv-psychedelischen Vorreiter-Band.
Beim Hören dieses Aletta-Albums geht es einem ganz ähnlich, denn die Abwechslung und die großen Unterschiede zwischen einigen der insgesamt 14 Stücke hätte glattweg für vier Alben gereicht, die unabhängig voneinander existieren könnten, ohne dass man sie nur einem Künstler zuordnen würde, selbst wenn das Piano im Mittelpunkt aller komplexen Kompositionen steht.

LUCA ALETTA, dieser junge, unglaublich begabte Komponist und Pianist, der im Jazz und der freien Improvisation zuhause ist, bringt musikalisch auf „Il Dodicesimo Nano“ genau das auf den Punkt, wofür der von ihm zitierte Wissenschaftler Einstein schon immer stand: die Dimension zwischen Genie und Wahnsinn.
Genau hierum dreht sich auch sein Album, das, obwohl es ein rein instrumentales Kunstwerk zwischen Jazz, Klassischem, Tanzbarem und frei Improvisiertem ist, sich den unterschiedlichen Gefühlswelten eines Menschen, nämlich denen des Musikers, widmet. Und die Gefühle geraten bei dieser Musik von Titel zu Titel in Wallung, sind ein ständiges Auf und Ab zwischen Ruhe und Hektik, Entspannung und Ekstase, Beängstigendem und Meditativem. Doch immer finden sie harmonisch zueinander.
Natürlich dominiert das Piano alle Stücke, wobei Saxofonist JAVIER GIROTTO oftmals mit seinen leidenschaftlichen Saxofon-Einsätzen für mal stimmige, dann wieder gewagte Kontrapunkte sorgt, während Kontrabass und Schlagzeug die unterschiedlichsten Rhythmen variieren, sich manchmal in den Vordergrund spielen, um dann wiederum in dezenter Zurückhaltung als Rhythmusfraktion das Piano und seine wilden Läufe zu unterstützen.

Bereits das achtminutige Eröffnungsstück „Il Ciclista“ spielt die ganze Stimmungsbreite aus und beginnt ruhig und entspannt mit einem Rhythmus, der zum Mitwippen auffordert, um dann in dynamische Jazz-Improvisationen auszubrechen, schnell und wieder langsam die Tempi zu wechseln, bis ein ausgiebiges Saxofon-Solo die letzten zwei Minuten bis hin zu einem ekstatisch-wilden Gebläse ausfüllt, damit das folgende „Gravi-Danza“ als Piano-Träumerei-Ballade beginnt, während sich langsam erst der Kontrabass und dann das Schlagzeug durch die musikalische Hintertür anschleichen, um am Ende in einem wunderschönen Tanz-Rhythmus davonzuschweben und bei einer flotten Bar-Jazz-Nummer wie „Per Mari E Per Gismonti“ zu landen, die sich in einem kurzen Schlagzeug-Solo entlädt.

Ab dem sechsten Stück „Dream And Dreams“, die einzige Fremdkomposition auf „Il Dodicesimo Nano“, schlägt die große Stunde der Streicher – Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass – was dem Album eine echt klassische Seite verleiht. Der Komponist SALVATORE BONAFEDE, wie LUCA ALETTA ein italienischer Jazz-Pianist und Komponist, schrieb seine Träumerei für ein Streichquartett – das Ergebnis ist traumhaft-hypnotisch.

Die ruhigen, mitunter magischen Seiten überwiegen auf dem Album und auf „La Stanza Segreta“ taucht sogar eine Oboe auf, die erst in das ruhige Spiel einstimmt und sich dann im Mittelteil mit ausgiebigen Improvistaionen in den Vordergrund spielt, auf den sich dann auch alle anderen Instrumente einlassen, bis das Piano übernimmt und das Stück zu einem ruhigen Ende bringt.
Genauso ruhig, wie auch das Album mit „La Nave Di Carta Blu“, einer melancholischen Solo-Piano-Ballade, endet.

FAZIT: Zu „Il Dodicesimo Nano (feat. Javier Girotto)“ stellt der italienische Pianist und Komponist LUCA ALETTA sich selbst die Frage: „Ist das nun Jazz oder kein Jazz?“, und findet gleich die passende Antwort darauf: „Es ist meine Idee von Jazz als einem Sammelbecken unterschiedlicher Stile, wie Latino, Ragtime, klassische Musik, Jazz, Filmmusik... Da gibt es so viele Farben in mir: grau, gelb, schwarz, rot grün etc. - alle offenbaren unterschiedliche Seiten meines Inneren, manchmal sind sie fröhlich, dann wieder traurig. Das ist meine Musik und meine Musik bin ich. Viel Freude beim Hören!!!“ Ja, diese Freude haben wir mit „Il Dodicesimo Nano“ garantiert, vorausgesetzt natürlich, dass einem „ein Sammelbecken unterschiedlicher (Jazz-)Spielarten“ nicht fremd ist und dass unsere Ohren bisher nicht nur mit Radio-Mainstream-Kost gefüttert wurden.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3433x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Il Ciclista
  • Gravi-Danza
  • Lo Sguardo Triste Di Una Portoghese Malinconica
  • Per Mari E Per Gismonti
  • Il Dodicesimo Nano
  • Dream And Dreams
  • O Cao O Gato e O Rato
  • Piuttosto Alto Vivo e Lampone
  • Riff ballad
  • Sig. Giudice Siamo Tutti In Bonafede
  • La Stanza Segreta
  • Samba Of Little Wing
  • Impastorius Colours
  • La Nave Di Carta Blu

Besetzung:

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