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Obscure Sphinx: Epitaphs (Review)

Artist:

Obscure Sphinx

Obscure Sphinx: Epitaphs
Album:

Epitaphs

Medium: CD
Stil:

Post Metal

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 57:24
Erschienen: 12.09.2016
Website: [Link]

Für OBSCURE SPHINX war das Leben nicht immer fair. Sphinx' Name an zweiter Stelle? Nicht fair. Der Bauch der Mutter leer? Nicht fair. Drei Jahre, bis der Nachfolger zu „Void Mother“ endlich fertig war? Nicht fair.

Immer noch keinen Vertrag bei einem Label? Wirklich nicht fair. Was das polnische Quintett aber nicht daran hindert, weiterhin hochklassige Musik zu veröffentlichen. Dann eben in Eigenregie. Und es bewahrt sich seinen besonderen Charakter und gerade das richtige Maß an Fortschritt, ohne die stilistische Identität zu verlieren.

Denn wo das vorzügliche Zweitwerk „Void Mother“ als korpulenter Monolith von zappenhafter Düsternis auftrat, ist „Epitaph“, obgleich deswegen keinen Deut weniger düster, als eine Art Diptychon konzipiert. Die sechs teils überlangen Stücke teilen sich gleichmäßig in einen Pre- und einen Post-Mortem-Teil auf und ergeben in Kombination mit dem hieroglyphischen Coverartwork von GOJIRA-Drummer Mario Duplantier einen im Vergleich etwas kopf- und weniger gefühlsbetonten Ansatz.

Trotzdem bohren die 8-Saiter-Gitarren und 6-Saiter-Bässe wieder erbarmungslos in die tiefsten Eingeweidetümpel hinein. Es ist ausgerechnet das längste Stück, das den Startpunkt setzt: „Nothing Left“ wälzt sich vom schleppenden Schlagzeug getrieben wie eine übergewichtige Monsterschnecke um die eigene Achse und betreibt schwelenden Spannungsaufbau, der in ritueller Wiederholung seine Erlösung findet. Zofia Fraś wird auf Anhieb das ganze Spektrum ihres Könnens abverlangt, brüllend wie ein Tier und zu orientalischen Andeutungen singend mit der Kraft und Erhabenheit einer Königin. Ihrer Performance folgend neigt sich das Songmaterial wie ein Grashalm – mal Richtung Erdboden, wenn es wirklich heavy wird, vor allem ab der letzten Minute des ersten Titels aber auch mal von der Leichtigkeit getragen in den Wind hinein unter der Verwendung von Pianolinien und akustischer Gitarre.

Die Erfahrung dieses Wechsels ist auf „Epitaphs“ oft von dissonanter Art. Gerade die schweren Riffs scheren sich nicht immer um Harmonie, auch die Songs selbst sind von harten Bruchstellen durchzogen, die mittendrin vollständig ihre Erscheinung verändern. Mit „Memories Of Falling Down“ bekommt die Sängerin zum zweiten Mal Gelegenheit zu einem majestätischen Refrain, das garstige „Nieprawota“ erscheint im Vergleich wie ein letzter röchelnder Todeskampf und hat nur noch wenig Würdevolles an sich.

Ähnlich wie „Nothing Left“ nimmt sich auch „Memorare“ als Auftakt der Post-Mortem-Sequenz sehr viel Zeit und könnte als sein jenseitiges Spiegelbild interpretiert werden. Auf „Sepulchre“ huldigen OBSCURE SPHINX vielleicht am deutlichsten dem Post Metal, mit dem ihre Musik im Allgemeinen wahrscheinlich am zutreffendsten beschrieben ist. Immerhin zeichnet das Stück einen Ausbruch von Aggressionen auf, der mitten aus einer Landschaft der Melancholie gedeiht. Der zehnminütige Ausklang „At The Mouth Of The Sounding Sea“ führt die Linie noch kurz fort, verwandelt sich bald aber in ein friedliches Landschaftsportrait und driftet dann in die Stille ab.

FAZIT: „Void Mother“ bleibt wegen seines Überraschungsmoments unerreicht, aber nur sehr knapp. Mit „Epitaphs“ gehen OBSCURE SPHINX einerseits etwas strukturierter und damit verkopfter zu Werke, bewahren sich aber dennoch ihre künstlerische Integrität und ihren markerschütternden Sound. Diesem Album muss Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das wäre nur fair.

Sascha Ganser (Info) (Review 6978x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • PART I: PRE-MORTEM
  • Nothing Left
  • Memories Of Falling Down
  • Nieprawota
  • PART II: POST-MORTEM
  • Memorare
  • Sepulchre
  • At The Mouth Of The Sounding Sea

Besetzung:

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