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Phideaux: Infernal (Review)

Artist:

Phideaux

Phideaux: Infernal
Album:

Infernal

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: BloodFish/Just For Kicks
Spieldauer: 42:07 + 46:49
Erschienen: 09.09.2018
Website: [Link]

Nach siebenjähriger Stille gleich eine Doppel-CD … und was für eine! Das letzte Kapitel der dystopischen Trilogie, die mit "Great Leap" (2006) und "Doomsday Afternoon" (2007) begann, ist ein wahrlich krönender Abschluss und fällt mit dem vorläufigen (?) kreativen Zenit von PHIDEAUX zusammen.

Die EP "We Only Have Eyes For You" war Anfang des Jahres nur eine gelinde Hinführung zu dem, was den Hörer auf "Infernal" erwartet. Der Veröffentlichung des Albums ging eine mehrjährige Zeit der Ausarbeitung und Umstrukturierung voraus, die sich ausgezahlt hat, falls man "Infernal" nicht doch zu verkopft und überfrachtet findet. So oder so bieten PHIDEAUX damit keine Schonkost, doch war es bei ihnen je anders? Und überhaupt: Wer kann sich bei brandaktuellen Themen wie Umweltzerstörung und Totalitarismus, die den inhaltlichen Ton vorgeben, freiwillig berieseln lassen?

Nichtsdestoweniger erscheinen die neuen Songs in Relation zum bisherigen Gesamtwerk der Band ausgesprochen prägnant. So wenige komplexe Passagen, die man sich soweit als Prog-Notwendigkeit gefallenließ, dürfte es auf keinem der Vorgänger gegeben haben. Obwohl viele Tracks fließend ineinander übergehen, haben sich PHIDEAUX spürbar um griffige Melodien bemüht, die jedem Song einen eigenen Charakter verleihen. Den Ohrwurm „We Only Have Eyes For You“ auszukoppeln lag nahe, doch "poppiger" wird "Infernal" zu keiner Zeit …

Die sich verheißungsvoll steigernde Ouvertüre 'Cast Out and Cold' bringt die Haltung auf den Punkt, die das diesmal zehnköpfige Ensemble im weiteren Verlauf nicht nur hervorkehrt, sondern zu einem Programm macht: "Everything goes", aber wohlgemerkt im glasklar vorgegebenen Rahmen. Dichte Arrangements, die ausgeklügelte Gesangs-Polyphonie gemischtgeschlechtlicher Chöre, Effekt-Experimente, ein weitläufiger Instrumentenpark vom E-Klavier bis zu den aufgeweichten Grenzen Hammond, Mellotron und Co., die stellenweise praktisch dekonstruiert wurden - das alles hat Methode und könnte fast als Kommentar zur allseitigen Behäbigkeit eines vermeintlich fortschrittlichen Rock-Genres interpretiert werden.

'Tumbleweed', auf den ersten Hör eine schlichte Piano-Ballade, entpuppt sich als retardierendes Moment, womit sich die Anlage des ganzen Dreiteilers als eine Art von Bühnenstück zu bestätigen scheint. Dazu passt, dass manche Grooves ungeachtet federleicht erscheinender "krummer" Takte hypnotisch wie Ravels "Bolero" anmuten oder nachgerade symphonische Kniffe wie Ostinato und Bordun angewandt werden. Auch in Hinblick darauf, dass PHIDEAUX wiederholt auf ihren eigenen Backkatalog anspielen (über Reprisen und beinahe jazzige "Cues"), wirkt "Infernal" wie ein ultimatives Statement, die Gegenreaktion von U-Musik auf elitäre dünkel der E-Sparte. Was Wunder auch, dass keiner instrumentalen Ausschweifungen etwas Schulmeisterliches anhaftet? Da ist auch das verhältnismäßig vorhersebare 'Endgame – An End' nicht weiter tragisch, sondern als Finale sogar irgendwie stimmig.

Pastorale Momente im Sinne des Progressive Folk relativieren Dissonanzen wie im nur anfänglich versöhnlichen ersten Teil von 'The Order of Protection', und das fast viertelstündige 'From Hydrogen to Love', so etwas wie ein inoffizieller Nachfolger zum nunmehrigen Klassiker 'Microdeath Softstar', ist nicht einmal das Highlight des Doppeldeckers; dieses Prädikat mag man je nachdem, wo die eigenen Präferenzen liegen, der Gebetsmühle 'C99' oder dem bezaubernden 'The Sleepers Wake” zuweisen. Für Kenner der Gruppe ist "Infernal" aufgrund der vielen Easter Eggs, wenn man es so nennen will, eventuell noch wertvoller als für Neuentdecker, die hoffentlich scharenweise darauf stoßen werden.

FAZIT: Was lange währt, wird endlich gut? Ja, denn mit ihrem neunten Album und ureigenen "Chinese Democracy" reichen PHIDEAUX ein Gesellenstück ein, an dem sie sich in Zukunft messen lassen müssen: metaphorisch aufgeladene Texte wie ehedem, auf instrumentaler Ebene Tiefgang durch Reduktion, das maximale Ausschöpfen der Möglichkeiten des Vorhandenen und am Ende trotzdem Opulenz. Mit so etwas zementiert man den eigenen Status, eine der wichtigsten zeitgenössischen Prog-Bands zu sein, bloß dass die breite Masse dies immer noch nicht würdigt.

PS: Und wo das Album von Freunden ausgezeichneten Progrocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier mit einem Klick und nicht bei...

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4564x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Cast Out and Cold
  • The Error Lives On
  • Inquisitor
  • We Only Have Eyes for You
  • Sourdome
  • The Walker
  • Wake the Sleeper
  • C99
  • Tumbleweed
  • The Order of Protection (One)
  • Metro Deathfire
  • Transit
  • In Dissonance We Play
  • The Sleepers Wake
  • The Order of Protection (Two)
  • From Hydrogen to Love
  • Eternal
  • Endgame - An End

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Robert
gepostet am: 15.09.2018

User-Wertung:
12 Punkte

Schön, dass Phideaux wieder da ist...nachdem die früheren Alben in relativ kurzem Abstand erschienen hat es diesmal fast so lange gedauert, wie der Abstand zwischen dem ersten Album und dem Vorgänger der neuen CD. Geblieben ist eine sympathische Mischung aus poppigem, symphonischen Neo-Prog mit leichten Psychedelic und Singer-Songwriter Anleihen mit hohem Wiedererkennungswert, da die Band spätestens mit Doomsday Afternoon ihren Stil gefunden hat und perfektioniert. Antesten!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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