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Kuhn Fu: Chain The Snake (Review)

Artist:

Kuhn Fu

Kuhn Fu: Chain The Snake
Album:

Chain The Snake

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressiver, avantgardistischer, weltmusikalischer Jazz-Rock

Label: Eigenpressung/Berthold Records
Spieldauer: 42:28
Erschienen: 22.03.2019
Website: [Link]

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KUHN FU, die musikalischen Kampfsportler mit der Freiform-Technik, die ihre wilden Rhythmusstrukturen selber als „Paranoide-Prog-Punk-Jazz-Performance“ bezeichnen, sind wieder los!
Und sie bringen uns einen üblen, fettbäuchigen und pimmellosen Zeitgenossen mit, der uns vom Cover ihres dritten Albums Chain The Snake her seine bullige Bierwampe entgegenstreckt, nachdem er wohl die Schlange in Ketten gelegt hat – oder doch nur das Regenwürmchen, welches ihm zwischen den Beinen zu fehlen scheint?
Das Cover mutet wirklich verrückt und geil zugleich an – die Musik dahinter ist es auch!

Auf „Chain The Snake“ macht Ober-Kämpfer CHRISTIAN KÜHN – ach ja, der Bandname KÜHN FU hätte wahrscheinlich international einfach nicht funktioniert – seinem Ruf und dem seiner Band, die mit Gitarre, Stimme, Bass-Klarinette, Kontrabass und Schlagzeug in den Kampf ziehen, als „irre, verrückt oder schaurig“ mal wieder alle Ehre. Und eins ist zu 100% klar: ein FRANK ZAPPA wird gemeinsam mit CAPTAIN BEEFHEART von seiner Wolke herunter oder aus dem teuflischen Kochtopf heraus garantiert zu „Chain The Snake“ with heavenly wings or glowing balls (Diesen Kritikergedanken traue ich mir hier gar nicht in deutscher Sprache zu schreiben...) lauthals johlend Beifall klatschen.

Eine besonders zutreffende Beschreibung für das aktuelle, bereits dritte KUHN FU-Album findet die Zeitschrift „Jazz thing“, welche in ihrer aktuellen April/Mai-Ausgabe feststellt: „Ein unterhaltsames Chaos, eine präzise organisierte Aktion, die man am besten live erlebt – und zur Erinnerung gibt's dann die Konserve für das heimische Sofa.“

Allerdings wird man wohl auf dem heimischen Sofa alleine sitzen müssen, denn all diejenigen, denen das Radio ihre Musikkultur permanent wiederkäuend vorkaut oder die vom Mainstream längst aufgefressen worden sind, werden schon bei dem Album-Opener „Marco Messy Millionaire“ mit der erschütternden Frage: „Was soll‘n das für Musik sein?“, fluchtartig Sofa und Raum verlassen.

So kommt man wohl nicht dazu, ihnen mit dem Versuch einer Erklärung zu offenbaren, dass „Chain The Snake“ ein Experiment ist, in dem sich musikalische Stile mal atonal, mal kakophonisch und dann wieder mit klug versteckten melodischen Rhythmen vereint, bei der besonders eine Bass-Klarinette wilde Sau spielt und sich genauso fett aufbläst wie der Bauch des an seinem Sessel in Ketten gelegten Cover-Stars.
Im besten Sinne des Wortes ist es sogar echte, absolut authentische Weltmusik, denn jeder einzelne Musiker des Quartetts kommt aus einem anderen Land – und bringt so unmittelbar auch dessen Lebensgefühl mit in die Musik ein: CHRISTIAN KÜHN aus Deutschland, ZIV TAUBENFELD aus Israel, ESAT EKINCIOGLU aus der Türkei und GEORGE HADOW aus dem Land, das sich als ehemals so stolzes Königreich momentan zur politischen Brexit-Lachnummer entwickelt.

Die LP-B-Seite bekommt dann auch gleich mit „Gustav Grinch“ ein KING CRIMSON-Flair samt dem puren ZORN von JOHN verpasst. Progressive Jazz trifft auf Avantgarde Rock, der sich am Ende in pure Ekstase steigert, um mit „Traktus“ den 10minuter einzuleiten, der mit den Worten „That‘s a Jazz-Core“ verdammt gut beschrieben ist. Sogart das Wort „Scheiße“ fällt in dem experimentellen Stück, auch wenn‘s die Musik, welche zwischen purem Chaos und ruhigen Momenten hin- und her-schwankt, selber nicht ist.

Chain The Snake“ setzt genau dort an und zugleich das fort, was „Kuhnspiracy“ eindrucksvoll eröffnet hat – den multikulturellen Freistil-Jazz-Rock, der mitunter wie die Fortsetzung des Zappa-Trips durch die „200 Motels“ klingt, ohne sich Zeit für längere Aufenthalte oder Erholungsphasen zu nehmen, darum entfacht ganz am Ende auch „Wolf‘s Muckenkogel“ ein Trommelfeuerwerk zu besoffenem Männer-Chor-Gesang, während tatsächlich die Bassklarinette diesmal für die geraden Takte und Rhythmen zuständig ist. Alles auf Anfang, kann man da nur sagen. Lasst KUHN FU von der Kette und auf die freigeistigen Ohren aller noch nicht Stream-versiffter Zeitgenossen los. „Chain The Snake“ kennt kein Erbarmen für jegliche Form von Ohrenschmalz.

FAZIT: Mit „Chain The Snake“ lässt die avantgardistische, weltmusikalische Jazz-Rock-Formation KUHN FU nichts, aber auch gar nichts anbrennen, sondern macht dem sich selbst aufgedrückten Musikstil als „Paranoide-Prog-Punk-Jazz-Performance“ alle Ehre. Experten werden begeistert, Allerweltsohren erschüttert sein!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2847x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (21:30):
  • Marco Messy Millionaire (4:46)
  • Gargamel (6:48)
  • Sonic Manah (5:26)
  • Oswaldo‘s Waltz (4:30)
  • Seite B (21:08):
  • Gustav Grinch (6:13)
  • Traktus (10:25)
  • Wolf‘s Muckenkogel (4:30)

Besetzung:

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