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Marjana Semkina: Sleepwalking (Review)
Artist: | Marjana Semkina |
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Album: | Sleepwalking |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Dream-Prog, Art Rock, Folk, Klassik |
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Label: | Kscope/Edel | |
Spieldauer: | 42:57 | |
Erschienen: | 14.02.2020 | |
Website: | [Link] |
MARJANA SEMKINA, wer diesen Namen der russischen Sängerin liest, wird vielleicht Schwierigkeiten haben, einen unmittelbaren Bezug zu ihrer Musik zu finden. Doch alle, die Art Pop und kunstvollen Progressive Rock mit Hang zur Melancholie lieben, denen wird garantiert ihre gemeinsam mit Gleb Kolyadin betriebenen, Dream-Prog-Band, welche sie mit wahrhaft himmlischer Stimme bereichert, sofort ein Begriff sein: IAMTHEMORNING.
Nun also begibt sich Marjana auf schlafwandelnde, melancholische und traurige Solo-Pfade, die im ähnlichen IAMTHEMORNING-Duktus tiefen Eindruck hinterlassen. Ein Titel wie „Am I Sleeping Or Am I Dead“ (Schlafe ich oder bin ich tot?) gibt hierbei die Grundstimmung von „Sleepwalking“ vor.
Schlafwandelnd zwischen Traum und Albtraum zieht die Sängerin ihre musikalischen Bahnen, wobei sie namhafte Musiker aus dem STEVEN WILSON- (Craig Blundell), DREAM THEATER- (Jordan Rudess) und LIFESIGNS-Umfeld (Nick Beggs) und zugleich das ST. PETERSBURG ORCHESTRA '1703' unterstützen. Wobei mit Hilfe gerade des russischen Streicher-Orchesters sogar apokalyptisch anmutende, bedrohliche Stimmungen entstehen, die ihren kafkaesken Höhepunkt in „Everything Burns“ finden: „And you are your only hope / When everything else burns“.
Auf dem ansprechend, ebenfalls im typischen IAMTHEMORNING-Stil gestalteten Album erwartet einen Melodramatik pur, allerdings ohne jegliche Kitsch- oder Schmalz-Attitüde. Der Hörer von „Sleepwalking“ leidet auf höchst erhabene Weise mit und versinkt in den Klangwelten, welche bereits das Audio-Magazin mit „voll anmutiger Schönheit und zauberhafter Melancholie“ beschrieb. Streicher umgarnen uns und laden zum gemeinsamen Trauern ein, weil wie in „Turn Back Time“ besungen, „I'm out of energy / And the walls / Are closing in“, sich eine bedrückende Stimmung am musikalischen Horizont breitmacht.
Mit einem toten Spatz und verwelktem Kraut auf der weiß bekleideten, einem Hochzeitskleid ähnlichen, Brust erscheint MARJANA SEMKINA totengleich mit geschlossenen Augen auf der Rückseite des Covers. Weiße Rose und Vogelschädel begegnen uns dann motivisch auf dem Inneneinleger, der im Digipak die CD extra in bester Vinyl-Manier umhüllt. Vom faszinierenden Naturliebhaber-Booklet mit ebenfalls vielen versteckten Motiven der Vergänglichkeit schaut uns Marjana an. Trauernd um den toten Spatz auf ihrer Brust. So als würde sie uns sagen: „Schaut nur, was ihr hier anrichtet – ihr Schlafwandler.“ Und im letzte Song des Albums „Still Life“ – in dessen dazugehörigem Video auch der tote Spatz begraben wird – bringt sie dieses Gefühl auf den Punkt: „And I feel / So sad / For all the words I've said“.
Ein schlafwandelndes Dream-Prog-Album voll Traurigkeit. Eine Traurigkeit, die manchmal in bester KATE BUSH-Manier bei „How To Be Alone“ ihr eigenes „Running Up That Hill“-Gefühl entfaltet und ein paar dynamischen Momenten mehr Platz einräumt. Überhaupt scheint eine KATE BUSH mit ihrer musikalischen und lyrischen Ader vielem in Semkinas Album innezuwohnen, so als würde Bushs 82er-Traum-Album „Dreaming“ oder dessen 85er-Nachfolger „Hounds Of Love“ das Schlafwandeln auf „Sleepwalking“ auslösen. Wobei zugleich die breitinstrumentierten Orchesterpassagen in Verbindung mit einer Stimme, die man nicht wieder aus dem Ohr bekommt, dem gesamten Kunstwerk, das keinen Höhepunkt besitzt, weil jeder Song für sich sein eigener Höhepunkt ist, eine noch intensivere Wirkung verleihen.
Auf diese Art lässt MARJANA SEMKINA selbst eine durchaus beeindruckende Musikerin wie KATI MELUA, deren ruhige Songs manchmal aber in etwas Eintönigkeit abdriften, noch hinter sich.
FAZIT: Schöner als auf „Sleepwalking“ von der IAMTHEMORNING-Sängerin MARJANA SEMKINA kann man gar nicht schlafwandeln. Dream-Prog voller orchestraler Streicher-Arrangements und mit namhafter Unterstützung von Musikern aus dem DREAM THEATER-, STEVEN WILSON- und LIFESIGN-Umfeld. Sehr traurig, sehr schön…
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Dark Matter
- Am I Sleeping Or Am I Dead
- Turn Back Time
- Ars Longa Vita Brevis
- Invisible
- Lost At Sea
- Skin
- How To Be Alone
- Everything Burns
- Mermaid Song
- Still Life
- Bass - Grigoriy Losenkov, Nick Beggs
- Gesang - Marjana Semkina
- Gitarre - Vlad Avy
- Keys - Grigoriy Losenkov, Jordan Rudess
- Schlagzeug - Svetlana Shumkova, Craig Blundell
- Sonstige - St.Petersburg Orchestra "1703" (Streicher)
- Sleepwalking (2020)
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