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Stick Men: Owari – feat. Gary Husband (Review)

Artist:

Stick Men

Stick Men: Owari – feat. Gary Husband
Album:

Owari – feat. Gary Husband

Medium: CD/Download/Do-LP/Deluxe/Media-Book
Stil:

Progressive- und Jazz-Rock

Label: MoonJune Records
Spieldauer: 77:09
Erschienen: 27.11.2020
Website: [Link]

Liest man nur den Namen STICK MEN, dann weiß der Insider und Freund progressiver Klangwucht der Marke KING CRIMSON, dass er es bei diesem Trio garantiert mit crimsoneskem Feinklang zu tun bekommt. Allein die Tatsache, dass mit TONY LEVIN und PAT MASTELOTTO zwei KING CRIMSON-Mitglieder zu den STICK MEN gehören und noch dazu um den Ausnahmegitarristen sowie Experten des Touch-Gitarrenspiels und FRIPP-Schüler MARCUS REUTER, der sogar Mitglied des THE CRIMSON PROJEKCTS ist, erweitert sind, dann wäre wohl alles, was sich nicht in diesem faszinierenden KC-Umfeld abspielen würde, eine große Enttäuschung.

Das aktuelle Album „Owari“, das in einem wunderschönen Foto-Digi-Book mit 28 Seiten Umfang daherkommt, enttäuscht diesbezüglich nicht, sondern begeistert rundum. Einen erheblichen Anteil daran hat auch der Gast hinter den Keyboards, Pianist GARY HUSBAND, der besonders durch seine enge Zusammenarbeit mit solchen Größen wie BILLY COBHAM, ALLAN HOLDSWORTH und JOHN McLAUGHLIN, aber auch JACK BRUCE und DEWA BUDJANA bekannt ist.

Die STICK MEN zeichneten sich seit ihrer Gründung im Jahr 2007 immer als eine Art musikalisches Prog-Vehikel aus, welches sich vorrangig auf Chapman Sticks und Schlagzeug abspielte, nun aber um reichhaltige Touch-Gitarren und im speziellen Falle von „Owari“ noch um Keyboards erweitert wurde, wobei die Mitwirkung von GARY HUSBAND der Musik deutlich tastenkräftige (auf akustischer wie elektrischer Ebene) Impulse verleiht.

Selbst wenn man zwecks jeglichen Fehlens von Publikumsreaktionen zwischen den 11 Stücken nicht den Eindruck gewinnt, hier gehe es live zur Sache, so täuscht dieser Eindruck. Das komplette Album ist live am 28. Februar 2020, nur wenige Tage vor dem großen Corona-Lockdown, im japanischen Blue Note Nagoya mitgeschnitten worden – selbstverständlich in sehr guter Soundqualität.

Japan scheint in gewisser Weise das Lieblingsland der STICK MEN zu sein, wenn diese touren, denn ihre letzten (nunmehr) drei Live-Veröffentlichungen stammen allesamt aus Japan, wobei auch MARCUS REUTER im Rahmen eines Interviews zu dem 2017er-Live-Album „Roppongi“ feststellte, dass die Kultur dort eine völlig andere und eigenständige ist, welche sich sehr auf ihre eigenen Traditionen beruft. Und dass die Japaner als Publikum besonders beliebt sind, weil sie richtig gut zuhören, aber auch (wie's scheint immer erst am Ende eines Konzerts) euphorisch begeistert sein können, wissen wir spätestens seit einem der besten Live-Alben aller Zeiten: „Made In Japan“ von DEEP PURPLE.

Doch hier zählen nicht Purple, sondern Crimson, weswegen natürlich für alle Fans der Prog-Götter und Urgesteine die Version der STICK MEN von „Larks' Tongues In Aspic, Part II“ sofort ins Ohr fallen wird. Natürlich genauso gespielt, als würde es auf so etwa jedem KING CRIMSON-Live-Album als fein improvisiertes Original durchgehen. Auch alle weiteren Stücke, inklusive des sehr atmosphärischen 16 Minuten langen Bonus-Titels „The End Of The Tour“ der Digi-Book-Deluxe-Version, tragen den Geist des crimsonfarbenen Könighofes in sich. Wobei das stille – oder doch besser laute – Highlight des Albums die Version von „Prog Noir“ des gleichnamigen 2016er-STICK-MEN-Albums ist.

Nicht ganz so überzeugend sind die wenigen Titel mit Gesang durch Tony Levin, die mal wieder beweisen, dass Levin zwar ein hervorragender Background-Sänger, egal ob nun bei KING CRIMSON oder PETER GABRIEL, ist, aber als Leadsänger nicht das Charisma zu verbreiten vermag, das einen Song zu etwas Außergewöhnlichem werden lässt.

Der Konzertbeginn dagegen ist sehr einfallsreich – denn auf „Hajime“ rezitiert Deborah Carter Mastelotto das PETER SINFIELD-Gedicht „Peace“, das den KING CRIMSON-Kennern natürlich auch als Opener des „In The Wake Of Poseidon“-Albums bekannt sein wird. Die Verknüpfung mit dem japanischen Wort „Hajime“, das so viel wie „Beginnen!“ bedeutet, und allen Judokas sowie Kampfsportlern von asiatischen Kampftechniken garantiert als Kampf-Startkommando bekannt ist, beweist zusätzlich die enge Bindung der STICK MEN zu ihrem Tour-Lieblingsland Japan.

FAZIT: Das bittere und überraschende Ende einer viel länger geplanten Japan-Konzertreihe der STICK MEN mit zusätzlicher Begleitung durch den Pianisten GARY HUSBAND, verleiht „Owari“ aus dem Blue Note Ngoya nunmehr gerade durch den komplett unmusikalischen, auch kulturtodbringenden Corona-Virus historischen Charakter. Was die Mannen aus dem KING CRIMSON-Umfeld hier abliefern ist großartiger Prog-Freigeist im besten FRIPPschen Sinne, der zum Glück auf Konserve verewigt wurde und den Zuschauern der bereits ausverkauften Konzerte in Osaka und Tokio traurig vor Gesicht führen, was ihnen nach dem Lockdown für ein progressives Konzert-Highlight „gekillt“ wurde.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3077x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Hajime (Peace)
  • Hide The Trees
  • Cusp
  • Larks' Tongues In Aspic, Part II
  • Schattenhaft
  • Crack In The Sky
  • Owari
  • Prog Noir
  • Swimming In T
  • Level 5
  • The End Of The Tour (Bonus Track)

Besetzung:

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