Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Utmarken: Svåra År (Review)

Artist:

Utmarken

Utmarken: Svåra År
Album:

Svåra År

Medium: CD
Stil:

Folk Metal / Hard Rock

Label: Eigenveröffentlichung / Einheit Produktionen
Spieldauer: 46:23
Erschienen: 26.02.2021
Website: [Link]

Die dritte Langspielplatte von UTMARKEN könnte nicht nur als Make-it-or-break-it-Album auf den Schultern der nordschwedischen Band lasten, doch Mathias Gyllengahm und seine Band begegnen den Titel stiftenden schweren Jahren mit unerhört viel Lebensfreude und Zuversicht, und zudem mit einer Veröffentlichungsstrategie, die Fachleute im Musikgeschäft lügen straft.

Nicht weniger als eine Handvoll Lieder hatte der Bandgründer nämlich bereits vorab veröffentlicht, ohne zu viele Gedanken daran zu verschwenden, dass ein Album mit zur Hälfte schon bekannten Songs nur halb so spannend ist. Was bei anderen Bands wohl einer kleinen bis mittleren Katastrophe gleichkommt, erweist sich bei UTMARKEN als kein Hindernis - im Gegenteil: Mit "Svåra År" legt das Quintett ein schwungvolles Album voller Hits zum Fäuste-Recken, Mähne-Schütteln und Tanzbein-Schwingen vor.
Bandgründer Mathias Gyllengahm entpuppt sich seit einigen Jahren als musikalischer Tausendsassa, der wahrscheinlich beim Morgenkaffee die ersten Folk-Melodien aus den Ärmeln schüttelt, und der ohne diese Leichtigkeit zu verlieren, hart an sich arbeitet. Wie souverän der Autodidakt allein als Sänger zu Werke geht, könnte mittlerweile Begehrlichkeiten von Power-Metal-Bands wecken, denn egal wie pathetisch der Mittvierziger auch seine Stimme erhebt: Sein Gesang klingt immer authentisch und bodenständig, gleichzeitig vermittelt Gyllengahm nahezu unentwegt das Gefühl, es ginge um ganz Grundsätzliches und Großes, und bei einem Lied wie "Friheten" mag das auch gar nicht weit hergeholt sein. Seine Band ist nach der Tour mit Raubtier super eingespielt und folgt dem folkigen Flow, der z.B. auch Gary Moore in den Achtzigern auszeichnete, so unumwunden wie kraftvoll.
Der Opener "Svåra År" ist ein Paradebeispiel für euphorisierende Melodieführung, Eingängigkeit und Arrangements, die Bombast locker-flockig zum Klingen bringen. Eines ist UTMARKENs Musik anno 2021 ganz sicher nicht, und zwar kompliziert - im Gegenteil: Wäre dieses Album vor vier Jahrzehnten erschienen, hätte ich mich wohl damals schon als kleiner Abba-Fan im Strampelanzug freudig dazu bewegt. Und auch heute kann ich mich der gute Laune verbreitenden Wirkung der Musik kaum entziehen - die Scheibe ist einfach zu stark, fast jeder Song ein Hit mit Ohrwurm-Refrain. "Hell Odin" läuft dem Hörensagen derweil in Asgard in nahezu jeder Disco, und den Titel "Älgtid, Björntid, Vargtid" wird niemand schnell vergessen, der diese Hymne mehr als einmal gehört hat.
Eine Einschränkung sei jedoch gemacht: Für griesgrämige Grolltrolle, denen es nur gut geht, wenn es ihnen schlecht geht (ein Eigenschaft, die auch unter Menschen allzu weit verbreitet ist), erweist sich "Svåra År" als pures Gift, auch wenn es nach zehn Krachern mit der Piano-Ballade "Livets Stav" bedächtig ausklingt.
Mark Seydewitz (dudespook) hat für "Svåra År" ein rustikales Winterwald-Cover illustriert, das hervorragend zur mitunter zwar kitschigen, mehr noch allerdings mitreißenden Folklore der Freiheit liebenden Hard-Rocker vom Dorf passt. Wem es gelingt, mit den Klängen der Nyckelharpa auch den gemütlichsten Biker zum Tanzbein-Schwingen zu motivieren, dem sei manch andere Grobschlächtigkeit verziehen.

Fazit: Rund 15 Jahre nachdem die Stilbezeichnung "Folk Metal" leider herabsank zum Warnhinweis für Qualitäts-bewusste Metaller, um die jeweilige Veröffentlichung einen möglichst großen Bogen zu machen, werten UTMARKEN den Terminus mit einer vor Lebensfreude übersprudelnden Musikalität auf und liefern mit ihrem dritten Album nicht weniger als einen Genre-Meilenstein ab. Ohne Berührungsangst vor schwedischem Schlager und noch weniger vor Hard Rock, haben die Jungs ihren eingängigen Metal von allem befreit, was nicht zum Ohrwurm taugt. Die Hymnen zünden zwar sicher auch im kleinen Club, dürften ihren Stadion-Rock-Appeal jedoch vor allem auf Festival-Bühnen entfalten.

Thor Joakimsson (Info) (Review 3890x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Svåra år
  • Jaktmarker
  • Hell Odin
  • Hedningablod
  • Älgtid, Björntid, Vargtid
  • Nordaland
  • Kampen är evig
  • Friheten
  • Triumfera
  • Vindlande stigar i natten
  • Livets stav

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!