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Jethro Tull: The Zealot Gene (Review)

Artist:

Jethro Tull

Jethro Tull: The Zealot Gene
Album:

The Zealot Gene

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Inside Out / Sony
Spieldauer: 54:16
Erschienen: 28.01.2022
Website: [Link]

Man hat es fast nicht mehr für möglich gehalten, doch JETHRO TULL kehren tatsächlich noch einmal mit einem komplett neuen Studioalbum zurück, nachdem lange Zeit nur Zweitverwertung angesagt war - oft im Kontext des Soloschaffens von Sänger und Flötist Ian Anderson, dem einzig verbliebenen Gründungsmitglied der Gruppe. Das letzte Werk der britischen Folk-Prog-Legende liegt schon eine ganze Weile zurück, und die Soloscheibe „Homo Erraticus“ war 2014 strenggenommen der Vorgänger von "The Zealot Gene"

Die neue Platte steht im Zeichen von Geschichten aus der Bibel, die Anderson allerdings allegorisch gelesen haben möchte. Ein Eiferer oder Fanatiker im Sinne des Titels des Albums ist der 74-Jährige allenfalls auf seine Musik bezogen, denn das neue Material, das schon eine Zeitlang fertig war, bevor die letzten Aufnahmen unter Dach und Fach gebracht wurden (Corona kam wie so oft in den letzten beiden Jahren dazwischen), markiert eine logische Fortführung dessen, was man zuletzt von JETHRO TULL zu hören bekam.

Das heißt: eingängige melodische Motive, oft virtuos von Ian auf der Querflöte verziert, teils elektrisch verstärkt und teils akustisch arrangierte Kompositionen und ein mindestens kammerorchestraler Ansatz beim Komponieren, der zu Liedern geführt hat, die paradoxerweise intim und ausladend zugleich anmuten. Mundharmonika wie in ´Jacob´s Tales´ und narrative Elemente wie im Titelsong kaschieren geschickt die Tatsache, dass Anderson (der ohnehin nie ein berauschender Sänger, wenn auch charismatisch war) bei allem Mittelungsbedürfnis in seinen Texten nur noch selten so hymnenhaft intoniert, wie es zu Hochzeiten der Band der Fall war.

Highlights enthält "The Zealot Gene" nichtsdestoweniger - insbesondere eben aufs rein Instrumentale bezogen -, als da wären: das weitläufige ´Mine Is The Mountain´ mit seiner komplexen Rhythmik, das tänzerische ´Shoshana Sleeping´ und das nahezu rein akustische ´Where Did Saturday Go?´ Ansonsten ist Andersons Wortwitz (höre etwa ´Mrs. Tibbets´) wieder die halbe Miete.

FAZIT: "The Zealot Gene" ist ein würdevolles Alterswerk einer Band, die zwar schon mal experimentierfreudiger war, doch wer JETHRO TULL von ihrer traditionell prog-folkigen Seite schätzt, fühlt sich hier zweifellos heimisch.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6473x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • 01. Mrs. Tibbets
  • 02. Jacob's Tales
  • 03. Mine Is The Mountain
  • 04. The Zealot Gene
  • 05. Shoshana Sleeping
  • 06. Sad City Sisters
  • 07. Barren Beth, Wild Desert John
  • 08. The Betrayal Of Joshua Kynde
  • 09. Where Did Saturday Go?
  • 10. Three Loves, Three
  • 11. In Brief Visitation
  • 12. The Fisherman of Ephesus

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Username
gepostet am: 29.01.2022

Ihr glaubt doch wohl nicht ernsthaft, dass Ian sich die Querflöte von einem anderen Bandmitglied vorspielen lässt?
Wolfgang
gepostet am: 28.02.2022

User-Wertung:
11 Punkte

Passt wunderbar in eine Zeit,
in der Entgrenzung und Radikalisierung oft nur hilflos und kopfschütteln hingenommen werden. Ian gibt uns wertvolle Hinweise, wie biblische Motive originell und kreativ für 2022 gelesen und neu verstanden werden können: als Inspirationsquelle, als Symbole für Respekt und Solidarität. Musikalisch ein echtes Tull- Album, keine Überraschungen, aber feine Arrangements. Wer das Christmas Album mochte, wird sich auch an Zealot Gene freuen.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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