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Stern-Combo Meissen: Finlandia – Klassik-Adaptionen im Konzert (1976 - 2022) (Review)
Artist: | Stern-Combo Meissen |
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Album: | Finlandia – Klassik-Adaptionen im Konzert (1976 - 2022) |
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Medium: | CD | |
Stil: | Symphonischer, adaptierter Klassik-Rock |
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Label: | Buschfunk/Sechzehnzehn Musikproduktion | |
Spieldauer: | 79:48 | |
Erschienen: | 16.09.2022 | |
Website: | [Link] |
„Sowohl erklärte STERN-COMBO MEISSEN-Fans als auch Kenner internationaler Veröffentlichungen dieses Genres werden bestätigen, dass die vorliegenden Ergebnisse jedem Vergleich standhalten. Leider war es der Band damals nicht vergönnt, dies auf internationalen Podien vorstellen zu können.“ (Walter Cikan im Booklet zur „Finlandia“-CD)
Setzen wir den einführenden Satz von Walter Cikan einfach mal fort: „Leider ist der STERN-COMBO MEISSEN auch heute – nach fast 60 Jahren (Die Band ist tatsächlich noch immer aktiv!) - nicht wirklich vergönnt, sich mit ihren symphonischen, progressiven Rockwerken und Adaptionen, die sich noch immer auf einem Niveau von beispielsweise EMERSON, LAKE & PALMER oder EKSEPTION bewegen, wegen des unerträglichen Desinteresses und des von vielen öffentliche Medien ignorierten Ostrocks nach dem Fall der Mauer die Aufmerksamkeit zu erhalten, die solche Musik und solches Können verdient hat.
Musik aus dem Osten scheint so eine Art Kainsmal zu tragen – so als hätten sich alle im Osten irgendwie schuldig gemacht und müssten nun büßen, obwohl sie auf musikalischer Ebene deutlich besser sind als viele ihrer westlichen Gegenspieler, die einfach nur mehr mediale Aufmerksamkeit erhielten.
Wer sich die Sammlung der live gespielten Klassik-Adaptionen unter dem Titel „Finlandia“ anhört und früher oder heute noch dem Progressive Rock – besonders dem von ELP – verfallen war, der kann sich nur ungläubig und fasziniert an den Kopf schlagen, wenn er diese Musik der STERN-COMBO MEISSEN aus über 45 Jahren vernimmt, und verblüfft fragen: „Was, die kommen aus der DDR und spielen heute noch? Warum habe ich Depp das eigentlich noch nicht mitbekommen?“
Und alle Anderen, die der STERN-COMBO längst verfallen sind, werden begeistert über diese Zusammenstellung unter dem Titel „Finlandia – Klassik-Adaptionen im Konzert (1976 - 2022)“ mit ausschließlichen Klassik-Adaptionen im progrockigen Gewand sein, das tatsächlich ganz ohne Gitarren funktioniert, und sich auf dieses Album stürzen.
Ein Album, welches außerdem nach ELECTRAs 1976 erschienener LP, die ausschließlich aus Adaptionen bestand und auch so hieß, das bisher einzige aus der DDR ist.
Natürlich kommen einem, wie bereits angedeutet, sofort EMERSON, LAKE & PALMER in den Sinn, wenn die ersten beiden Stücke – mit einer satten Laufzeit von insgesamt fast 40 Minuten – des Albums erklingen, die am 16. Juli 1976 live im Kulturhaus 'Fürstenwalder Hof' aufgeführt wurden und nicht nur musikalisch, sondern sogar auch vom Aufnahme-Sound (Rundfunk der DDR) her, für die damalige Zeit das Maß aller Dinge.
„Finlandia“ deckt nunmehr zwei maßgebliche Musik-Epochen der STERN-COMBO MEISSEN ab:
* die DDR-Epoche der Jahre 1976 – 1982, welche die ersten sieben Titel des Albums (rund 63 Minuten) mit Live-Aufnahmen aus Fürstenwalde und Berlin umfasst und so gesehen die klassischen SCM präsentieren, bevor sie ihre gruselige IC-Pop-Ära eröffneten;
* die Rückkehr zum Klassik-Rock unter dem 'begnadeten Jungspund' MANUEL SCHMID (rund 15 Minuten) ab dem Jahr 2014 bis zur Gegenwart mit Live-Aufnahmen aus Stendal, Böhlen, Baabe und Zwickau
Allerdings ist es nicht ganz richtig, wenn man dem Hinweis auf dem Frontcover vertraut, auf dem zu lesen ist: „Bisher unveröffentlicht: Klassik-Adaptionen im Konzert (1976 – 2022)“, denn gerade die beiden Aufnahmen, die das Album eröffnen, existieren bereits auf der großartigen CD „STERN-COMBO MEISSEN: Live“.
Wobei das im Grunde nicht wirklich wichtig ist, denn es wäre ein Frevel gewesen, hätte man auf diese beiden (auch soundtechnisch) vorbildlichen, 46 Jahre alten Aufnahmen für dieses Album mit Adaptionen verzichtet.
Auch werden viele, die in der DDR großgeworden sind, bereits „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ kennen, da dieses Stück bereits auf ihrer ersten LP aus dem Jahr 1977 veröffentlicht worden war und genau wie „Finlandia“ die Besonderheit besitzt, dass Norbert Jäger dafür jeweils eine kurze Textpassage beisteuerte, wobei die auf „Finlandia“ zu DDR-Zeiten mehr als riskant war, da es ja um die Freiheit geht – ein Wort, das man eben in der DDR (gerade nach Biermanns Ausbürgerung) besser aussparen sollte. Aber immerhin war Sibelius' „Finlandia“ ja auch als die Freiheitssymphonie bekannt, die sich versteckt gegen die immer stärker werdende Zensur des Russischen Reichs im Jahr 1899 wehrte. Und nun wehrten sich genauso versteckt mit diesem Kunstwerk absolute Ausnahmemusiker aus der DDR gegen die Zensur in ihrem Land und ließen nicht nur die Musik, sondern einen extra hinzugefügten Text noch für sich sprechen: „Dieses Lied im Flammenschein der Freiheit wird überall und immer sein!“
Kein Wunder dass diese symphonische Live-Hymne der STERN-COMBO MEISSEN zu DDR-Zeiten nie auf einem Tonträger erschien und man sich bei der Veröffentlichung damals nur auf Mussorgski („Licht in das Dunkel“ und „Das alte Schloss“) und Vivaldi („Der Frühling“) beschränkte.
FAZIT: Symphonischer Progressive Rock der Spitzenklasse, der sich im Grunde weltweit locker behaupten kann, auch wenn man ihm und dieser seit fast 60 Jahren bestehenden Band aus der DDR, die noch immer aktiv ist, nie die Aufmerksamkeit entgegenbrachte wie beispielsweise ELP. Was die STERN-COMBO MEISSEN als Vorreiter kunstvollen Symphonik-Rocks mit langen Stücken und ungewöhnlich arrangierten sowie stellenweise mit einem deutschen Text versehenen Klassik-Rock (Im Osten sprach man damals nicht von 'Artrock'!) zustande brachte, ist die Begeisterung pur für alle, denen Symphonischer Prog am Herzen liegt. Höchste Zeit also, um sich von Mussorgski bis Vivaldi über Händel sowie Gerschwin und Bach die musikalischen Bilder der STERN-COMBO MEISSEN zu erschließen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Finlandia (Jean Sibelius)
- Rhapsody In Blue (George Gerschwin)
- Toccata und Fuge D-Moll [BWV 565] (Johann Sebastian Bach)
- Concerto Grosso D-Moll Op. 6 Nr. 10 [HWV 328] (Georg Friedrich Händel)
- Das alte Schloss – aus 'Bilder einer Ausstellung' (Modest Mussorgski)
- Eine Nacht auf dem kahlen Berge (Modest Mussorgski)
- Der Frühling, I. Satz – aus 'Die vier Jahreszeiten' (Antonio Vivaldi)
- Bolero (Maurice Ravel)
- Promenade – aus 'Bilder einer Ausstellung' (Modest Mussorgski)
- Das große Tor von Kiev – aus 'Bilder einer Ausstellung' (Modest Mussorgski)
- Von fremden Ländern und Menschen – aus 'Kinderszenen' Op. 15 (Robert Schumann)
- Bass - Bernd Fiedler
- Gesang - Reinhard Fißler, Manuel Schmid
- Keys - Thomas Kurzhals, Manuel Schmid, Lothar Kramer, Sebastian Düwelt
- Schlagzeug - Norbert Jäger, Martin Schreier, Frank Schirmer
- Live (1996)
- Finlandia – Klassik-Adaptionen im Konzert (1976 - 2022) (2022)
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