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Toehider: I Have Little To No Memory of These Memories (Review)

Artist:

Toehider

Toehider: I Have Little To No Memory of These Memories
Album:

I Have Little To No Memory of These Memories

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Bird's Robe
Spieldauer: 47:47
Erschienen: 09.09.2022
Website: [Link]

Michael Mills nimmt altertümlichen Progressive Rock bekanntermaßen gerne mit all seinen Klischees auf die Schippe, und was läge dabei näher, als sich über die Königsdiziplin des sogenannten Longtracks lustig zu machen? "I Have Little To No Memory of These Memories" ist nun zwar nicht das erste Album eines Genre-Acts, das aus einem einzigen Song besteht, aber vermutlich das witzigste, und dabei qualitativ vielleicht sogar eines der hochwertigsten im umfangreichen Katalog des australischen Tausendasassas TOEHIDER.

Mills begreift das Album als zeitgenössische Rockoper zum Thema Erinnerungen und deren Notwendigkeit zu einer Zeit, in der Internet nichts zu vergessen scheint. Der Clou der Geschichte um einen Mann und eine Frau, einen Riesenvogel, einen begriffsstutzigen Außerirdischen und zwei für eine Weltraumschlacht aufgepimpte Boote besteht darin, dass sich der Projektkopf ein jeweils anderes Ende für die CD- und Vinyl-Version ausgedacht hat.

´I Have Little To No Memory of These Memories´ beginnt bereits detailverliebt mit augenzwinkernden Queen-Gesangsharmonien, ehe der Mann aus Melbourne rhythmisch komplexe Riff-Breitseiten abfeuert, die er mit Samples und rockigen Zwischentönen spickt den operettenhafen, ironisch gespreizten Gesang vom Anfang greift er zwischendurch immer wieder mal auf, doch das erste Drittel der Suite - diese Bezeichnung taugt am besten für die knapp 48-minütige "Nummer" ist fast poppigen Sonnenstrahlen vorbehalten, die man ohne schützende Erdatmosphäre - also im Weltraum - zu genießen glaubt.

Was Mills´ Vocal-Skills anbelangt, zeigt sich auf diesem Album mehr noch als zuvor, dass er die Schule von Spock´s-Beard-Mitbegründer Neal Morse besucht hat. Einen ähnlichen Beatles-Fetisch wie bei dem amerikanischen Altmeister erkennt man im weiteren Verlauf wiederholt, was sich ja im Grunde auch trefflich für das narrative Format eignet, das der Künstler gewählt hat.

Die innerhalb der letzten drei Jahre ausgearbeitete Komposition enthält logischerweise auch Hörspiel-artige Passagen, skurrile Doom-Passagen mit Dio-mäßigem Pathos und sowohl punkige Momente als auch Videospiel-Retro-Midi-Sequenzen. Das Ende zögert Mike mit mehreren ätherisch ruhigen Abschnitten hinaus, ehe Achtziger-kompatibler Stadionrock mit synthetischem Fundament das Grande Finale einläutet. Erschlagend, spaßig, langfristig reizvoll, Prog.

FAZI: "I Have Little To No Memory of These Memories" gleicht einem Streifzug durch ungefähr ein halbes Jahrhundert progressiver Rockmusik im weiteren Sinn. Gemeinsam mit Grafikdesigner Andrew Saltmarsh hat Mike Mills alias TOEHIDER auf seinem fünften Album - die insgesamt 22. Veröffentlichung einschließlich eines Dutzend EPS im Monatstakt im Jahr 2012 - alle stilistischen Register gezogen und sein künstlerisches Selbstverständnis (Prog is fun?) in einem erzählerischen Rahmen auf den Punkt gebracht. Eine der musikalischen Crowdfunding-Erfolgsgeschichten schlechthin als Statement gegen maximal einminütige TikTok-Reels? Gerne doch!

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2130x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • I Have Little To No Memory of These Memories

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  • keine Interviews
Kommentare
Ch.Ze.aus.SLS
gepostet am: 01.09.2022

Ist der Albumtitel eine Anspielung auf Olaf Scholzens Gedächtnislücken in der Cum-Ex-Geschichte?
Thomas
gepostet am: 11.10.2023

User-Wertung:
13 Punkte

Einer der wenigen Allrounder, bei denen auch der Gesang durchweg sehr positiv rüberkommt. Ganz starkes Album
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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