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Vieux Farka Touré: Les Racines (Review)
Artist: | Vieux Farka Touré |
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Album: | Les Racines |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Folk, Singer/Songwriter, Desert Blues |
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Label: | BMG | |
Spieldauer: | 47:17 | |
Erschienen: | 10.06.2022 | |
Website: | [Link] |
Man möchte es kaum glauben und in diesen Kritikerworten klingt keinerlei Ironie oder Übertreibung mit, aber der hochangesehene malische Gitarrist VIEUX FARKA TOURÉ trägt den musikalischen Spitznamen 'der HENDRIX der Sahara'. Und ja doch, diesen, jeden Gitarristen adelnden, Spitznamen trägt er – der Sohn des 'Desert-Blues-Pioniers' ALI FARKA TOURÉ, dem er den Titel „L'Âme“ widmet – völlig zurecht.
Nur wer jetzt denkt, auf „Les Racines“ gäbe es harten Blues-Rock mit rauen ekstatischen Gesängen geboten, der wird mit diesem Album nicht glücklich. Denn typisch gespielte E-Gitarren stehen auf diesem Album nicht im Mittelpunkt, sondern verstärkt auch akustische, größtenteils traditionelle Instrumente, sodass viele Gitarrenparts mehr nach einer Sitar oder reiner Blues-Gitarre als einer 'normalen' E-Gitarre klingen. Echt perfekt und doch für europäische 'Rock'-Ohren recht ungewohnt gespielt, womit klar wird, wie der singende Gitarrist VIEUX FARKA TOURÉ zu seinem ungewöhnlichen Spitznamen kam.
„Les Racines“ ist das Album vom Sohn des weltberühmten „Desert Blues“-Musikers Ali Farka Touré, in dem er, wie es schon der Albumtitel ankündigt, zu den 'Wurzeln' seine Heimat und der Musik zurückkehrt, die durch seinen Vater berühmt wurde und zu dem er feststellt: "Der Wunsch ein traditionelles Album zu machen, reifte schon seit langem in mir. Es ist mir und den Menschen in Mali wichtig, dass wir mit unseren Wurzeln und unserer Geschichte verbunden bleiben.“
Insgesamt arbeitet Touré Junior über zwei Jahre an dem Album und investierte dann zusätzlich durch den erzwungenen Lockdown noch mehr Zeit darin, da ein Touren ja ausgeschlossen war. So können bei genauerem Hinhören viele Feinheiten in der traditionellen Musik entdeckt werden und auch die Produktion ist sehr gut gelungen, sodass „Les Racines“ besonders von Vinyl ein klangvoller Genuss ist.
Im Inneren der LP-Hülle entdeckt man zudem einen vierseitigen LP-großen Einleger, der alle Texte in Tourés Muttersprache, so wie er sie auch auf der LP singt, aber auch zu jedem Text eine umfangreiche englisch- und französischsprachige Erläuterung enthält, sodass wir beispielsweise erfahren, dass der Song „Adou“ Tourés Sohn und allen Kindern dieser Welt gewidmet ist, nachdem sich der malische Musiker bereits beim Album-Opener „Gabou Ni Tie“ mit den schwierigen Erziehungs- und Bildungsidealen in Mali auseinandersetzte.
Gleich im Anschluss daran, nimmt sich VIEUX FARKA TOURÉ, dem vorrangig die Kinder wichtig sind, die Situation in seinem Land Mali vor, die er als sehr unterschiedlich in „Ngala Kaourene“ besingt, da viele verschiedene Glaubensrichtungen dort vorherrschen, die oftmals dazu führen, dass man sich voneinander entfernt oder sich gegenseitig ablehnt, sich gar bekriegt, wobei die einzige Lösung darin besteht, gemeinsam zusammenzurücken, sich die Hand zu reichen und immer den Frieden zu wahren und zu verteidigen. Touré wird sogar in eigenen Worten noch konkreter: „Zur Zeit befindet sich mein Heimatland Mali in einer schwierigen Situation. Meine einzige Bitte an meine Brüder ist, dass sie sich gegenseitig die Hand reichen, egal was ihre ethnische Zugehörigkeit sein mag. Wir müssen uns versöhnen, um gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden. Zusammenhalt schafft Stärke. Lasst uns Frieden schließen, denn nur in Zeiten des Friedens können wir weiter wachsen.“
So ist es dann auch auf dem Einleger nachzulesen.
Im Verlaufe seiner bisherigen 18jährigen Musikerkarriere, in der er unter anderem bereits mit DAVE MATTHEWS sowie JOHN SCOFIELD zusammenarbeitete, brachte Touré es insgesamt auf sechs Alben, wobei er diesmal der traditionellen Musik Westafrikas – auch durch eine Vielzahl traditioneller Instrumente – am nächsten kommt.
Dabei darf am Ende dann auch ein ganz typisches Liebeslied nicht fehlen, das völlig ohne Kitsch das „Ich liebe dich“ in bester Mali-Tradition verbreitet – denn eins ist klar, egal wo immer man sich bewegt und aufhält, die Liebe sollte einen dabei immer begleiten und kann so wie diese schöne, gar etwas psychedelisch anmutende Ballade „Flany Konare“ klingen.
FAZIT: „Wir sind nichts, wenn wir den Respekt vor der Vergangenheit verlieren, aber wir können die Kraft unserer Traditionen durchaus auch mit dem Modernen vereinen“, stellt der malische Musiker VIEUX FARKA TOURÉ (Sohn von ALI F.T.) zu seinem Album „Les Recines“ (Die Wurzeln) fest und vereint genau diese Eigenschaften als der „Hendrix der Wüste“ auf seinem nunmehr sechsten Album. In seiner von Gitarre, akustischen und traditionellen Instrumenten dominierten LP greift er textlich die Probleme seines Landes auf und verleiht ihnen einen eindrucksvollen Klang, der immer die Wurzeln im Blick hat, aber auch bis weit zum Horizont blickt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (23:34):
- Gabou Ni Tie (5:30)
- Ngala Kaourene (5:18)
- Les Racines (4:01)
- Be Together (4:16)
- Tinnondirene (4:29)
- Seite B (23:43):
- Adou (4:47)
- L'Âme (4:04)
- Flany Konare (4:41)
- Lahidou (3:44)
- Ndjehene Direne (6:27)
- Bass - Marshall Henry, Modibo Mariko
- Gesang - Vieux Farka Touré
- Gitarre - Vieux Farka Touré
- Sonstige - Soulemane Kane (Calabash), Moussa Dembele, Adama Kone (Percussion), Kandia Fa, Kande Sissoko (Ngoni), Madou Traore (Flöte)
- Les Racines (2022) - 12/15 Punkten
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