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Bryan Ferry: Mamouna / Horoscope / Sketches (3-CD-Edition) (Review)

Artist:

Bryan Ferry

Bryan Ferry: Mamouna / Horoscope / Sketches (3-CD-Edition)
Album:

Mamouna / Horoscope / Sketches (3-CD-Edition)

Medium: 3 CDs
Stil:

Art Pop, Singer-Songwriter, Funkrock

Label: BMG
Spieldauer: 126:16
Erschienen: 17.11.2023
Website: [Link]

Es gibt Alben, denen hört man besonders in der soundtechnisch "sterilen" CD-Version jedes Britische Pfund und jeden US-Dollar an. Jedes Gitarrenlick, jeder Basslauf, jeder Schlagzeugtakt dieser erlesenen Musikantenschar muss enorm viel Geld gekostet haben, ahnt man beim Blick auf die Teilnehmerliste. Und man denkt es erst recht, wenn man den monumentalen Sound hört, mit dem die Platte auftrumpft. "So" (1986) von Peter Gabriel etwa war eines dieser hochprominent besetzten, von HiFi-Fetischisten geliebten "Referenzalben", oder auch "The Seeds Of Love" (1989) von Tears For Fears. BRYAN FERRY, der Gentleman-Sänger von Roxy Music, gehörte ebenfalls nicht zu den Klangkunst-Kostverächtern. 

Seine zentrales 90er-Jahre-Album "Mamouna" bildete in dieser soundtechnischen Hinsicht wohl die Spitze des Eisbergs. Jetzt liegt das vor fast drei Dekaden erschienene Solo-Großwerk des eleganten Artpop-Sängers als Reissue mit zusätzlichen Kaufanreizen vor. Das neunte Soloalbum von BRYAN FERRY, dessen Karriere, neben dem Frontmann-Job bei Roxy Music, mit "These Foolish Things" (1973) vor genau fünf Jahrzehnten begann, wurde 1994 veröffentlicht - die Deluxe-Editionen auf Dreifach-CD und Doppel-Vinyl feiern also nun das bevorstehende 30-Jahre-Jubiläum der Platte. 

Für Fans der schwarzen Scheiben ist "Mamouna" eine zweite, zuvor unveröffentlichte Studioplatte mit dem Titel "Horoscope" beigelegt - Kollege Chefredakteur Thoralf Koß hat diese Edition bereits ausführlich gewürdigt. Zusätzlichen Mehrwert hat die CD-Version des "Mamouna"-Reissues zu bieten: In der schicken Silberling-Box kommt ein drittes, überwiegend instrumentales Raritäten-Album mit dem Titel "Sketches" zum Vorschein - dazu später mehr.

Die aufwendige und reizvoll erweiterte Wiederveröffentlichung zielt natürlich aufs Weihnachtsgeschäft und auf Fans, die sich der nicht allzu produktiven und eher schlecht beleumundeten 90er-Phase des Songwriters BRYAN FERRY neu zuwenden wollen. Zwar handelt es sich bei "Horoscope" nicht um ein waschechtes "lost album", weil es ja nicht nur aus gänzlich unbekannten Stücken besteht. Aber es ist dennoch spannend, anhand dieser sieben Tracks (plus eine fantastische neuneinhalbminütige Neueinspielung von Roxy Musics "Mother Of Pearl") den Weg zum letztlich dann veröffentlichten Album "Mamouna" nachzuvollziehen. 

Dessen Geschichte begann bereits, nachdem BRYAN FERY seine Welttournee 1988/89 abgeschlossen hatte. Der begnadete Sänger startete umgehend mit neuen Songs unter dem Projekttitel "Horoscope". Diese Arbeit wurde 1992 unterbrochen, weil er sich nun dem Cover-Album "Taxi" (1993) widmete. 1994 kehrte BRYAN FERRY zum "Horoscope"-Projekt zurück, fügte einige neue Songs hinzu und brachte die 10-Track-Sammlung als "Mamouna" heraus. Es gibt also Überschneidungen zwischen Ausgangs- und Endprodukt - so tauchen "The Only Face", "Desdemona"/"N.Y.C." und "Gemini Moon" in beiden Tracklists auf.

Die 1989 begonnenen Tracks der dritten Boxset-CD wiederum haben teilweise Demo-Charakter, einige enthalten Ferrys typischen Crooner-Gesang, manche driften in Richtung Ambient. Nicht immer können die "Sketches"-Fassungen von "Your Painted Smile" (drei an der Zahl) oder "The Only Face" (zwei) die Spannung halten, wirklich langweilig wird's aber auch nicht. Der in den ausgeformten Songversionen von "Mamouna" und "Horoscope" stets spürbare schwüle Funk-Groove deutet sich schon an, etwa in der knackigen 1991er "band version" von "Desdemona/N.Y.C." aus den Londoner Olympic Studios mit BRYAN FERRY an den Keyboards und einer All-Star-Truppe im Hintergrund. 

Zwar erhielt "Mamouna" seinerzeit von einigen Kritikern durchaus Applaus, etwa im "Rolling Stone". Doch heute wird das Album nicht zu den Glanzstücken von BRYAN FERRY gezählt - das Online-Magazin "Allmusic" etwa hört "some of Ferry's least compelling songs in a while" und nennt die Platte "pleasant without being involving". Dass dieser britische Musiker schon in den 80er-Jahren gelegentlich zum Produktions-Overkill neigte, ist bekannt - insofern lässt sich auch die Einschätzung nachvollziehen, dass die "Mamouna"-Tracks arg gediegen und wenig inspiriert/inspirierend klingen. Dennoch ergibt dieses Sophisticated-Pop-Projekt von Anfang/Mitte der grunge-orientierten Nineties Sinn, wenn man sich als Hörer einfach dem Sog der unfassbar gut produzierten Platte(n) hingibt. 

Und die Gesangs- beziehungsweise Instrumentalleistungen auf den "Mamouna"-Stücken faszinieren ja durchaus. Kein Wunder bei dieser Bandbesetzung: Nile Rodgers (Chic), Robin Trower (Procol Harum) und Phil Manzanera (Roxy Music) an den Gitarren; Nathan East, Guy Pratt und Pino Balladino als Bass-Männer; Steve Ferrone und Andy Newmark an den Drums; Maceo Parker am Saxophon; Carleen Anderson (Young Disciples, Incognito) und Ronnie Spector (The Ronettes)  als Background-Sängerinnen - um nur die bekanntesten Namen zu nennen. 

Für "sound treatments" sorgte übrigens ein gewisser Mr. Eno, der auch am Song "Wildcat Days" mitschrieb. Es war die erste Zusammenarbeit seit 20 Jahren. Bryan und Brian - diese bewährte Kombination aus den frühen 70ern erzeugte noch einmal Magie. Wer jetzt die dritte Boxset-CD "Sketches" mit ihren weiten Synthesizer- und Piano-Flächen einlegt, wird den Einfluss des Ambient-Pioniers Brian Eno auf BRYAN FERRY kaum überhören.

FAZIT: "Mamouna" gehört nicht zu den innig geliebten Werken von BRYAN FERRY, diese Solo-Platte wurde in der eher unproduktiven 90er-Jahre-Phase des britischen Singer-Songwriters lediglich von den beiden Cover-Alben "Taxi" (1993) und "As Time Goes By" (1999) eingerahmt. Die Wiederveröffentlichung zum 30-Jährigen bringt jedoch spannende Details ans Licht, wenn man sich nun das Original und seine Vorstufen ("Horoscope" auf Vinyl und CD, "Sketches" nur per Silberling) vornimmt. Ein mit viel Studio-Prominenz aufwartendes, formidabel klingendes und auch vom Songmaterial her bisher wohl doch unterschätztes Album.

Werner Herpell (Info) (Review 2017x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 – Mamouna (45:06)
  • Don’t Want to Know
  • N.Y.C.
  • Your Painted Smile 
  • Mamouna
  • The Only Face
  • The 39 Steps
  • Which Way to Turn
  • Wildcat Days
  • Gemini Moon
  • Chain Reaction
  • CD 2 – Horoscope (41:29)
  • Where Do We Go from Here (The 39 Steps)
  • The Only Face (Horoscope Version)
  • Desdemona (N.Y.C.)
  • S&M (Midnight Train)
  • Loop De Li (Horoscope Version)
  • Gemini Moon (Horoscope Version)
  • Raga
  • Mother of Pearl (Horoscope Version)
  • CD 3 – Sketches (39:41)
  • Mamouna (Instrumental Edit ’89/’94)
  • Your Painted Smile (Instrumental – First Draft ’89)
  • Your Painted Smile (with Guide Vocal) (Later Version ’89)
  • Your Painted Smile (Piano and Vocal ’93)
  • NYC/Desdemona (Instrumental ’91)
  • Robot (Instrumental) [first Draft ’89]
  • The Only Face (Instrumental) (First Draft ’89)
  • The Only Face (Piano and Vocal ’93)
  • Loop De Li (Instrumental) (first Draft ’89)
  • Horoscope Strings (Instrumental ’90)

Besetzung:

  • Sonstige - Vergleiche die Besetzungsliste zur Besprechung der Doppel-LP-Ausgabe!

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