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Cécile McLorin Salvant: Mélusine (Review)
Artist: | Cécile McLorin Salvant |
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Album: | Mélusine |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Jazz, Blues, Chanson, Singer/Songwriter |
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Label: | Nonesuch Records | |
Spieldauer: | 45:15 | |
Erschienen: | 24.03.2023 | |
Website: | [Link] |
„Ich wähle nur Songs aus, die mich ganz tief berühren. Ich glaube, ich habe noch nie ein Lied gesungen, nur weil es andere beeindruckt oder eine intellektuelle Herausforderung ist.“ (Cécile McLorin Salvant)
Als vor etwa einem Jahr CÉCILE MCLORIN SALVANT mit ihrem letzten Album noch alle guten wie bösen Geister weckte und mit „Ghost Songs“ heraufbeschwor, da kannte unsere Begeisterung kaum Grenzen.
Wie schwer muss es doch sein, solch einem Wahnsinnsalbum einen Nachfolger hinterherzuschieben, der all die Faszination wie „Ghost Songs“ erneut ausstrahlt?
Die Amerikanerin mit französisch-haitianischen Wurzeln besticht auch auf diesem (wiederum) Konzept-Album mit einer gewagten und gelungenen Mischung aus Chanson und Jazz, Traditionellem und Modernem, Verspieltem und Verträumtem, das alles durch ihre unbeschreiblich anmutende Stimme, welche zugleich in Engelshöhen und bedrohlichen Tiefen vordringen kann, zusammengehalten wird.
Noch dazu lotet sie auch auf „Mélusine“ mit ihren fantastischen Begleitmusikern, aber auch völlig solistisch (Sie, ihre Stimme und ein Synthesizer!) wieder Grenzen aus. Nur an einem fehlt es ihr diesmal: An dem Mut zu solch ausgiebigen musikalischen Experimenten wie auf „Ghost Songs“, was einerseits wohl dem neuen Konzept (auf dem LP-Einleger für jeden Song kurz nacherzählt) und dem sich diesmal fast ausschließlichen Beschränken auf die französische Sprache geschuldet ist.
Alle 14 Lieder, von denen neun bereits existierende Kompositionen sind, die bis ins 12. Jahrhundert zurückgehen und durch fünf Eigenkompositionen angereichert werden, welche sich nahtlos den Fremdkompositionen anpassen, drehen sich um die mythische Sagengestalt Mélusine, welche zugleich dem Album seinen Titel verleiht. Mélusine ist eine weibliche mythische Sagengestalt, welche sich jeden Samstag infolge eines Fluchs in eine Schlange verwandelt. So erklärt sich wohl auch das Cover-Motiv (Muss man nicht wirklich mögen…) mit der ausgestreckten (Schlangen-)Zunge. Mehr soll hier nicht verraten werden, auch wenn man sich bei der Geschichte an das ein oder andere bekannte Märchen erinnert fühlt. Darum drücken wir die Absicht hinter diesem Konzept am besten mit den Worten der Musikerin aus: „Ich erzähle weniger Geschichten, als dass ich Geheimnisse aufdecke. Auch die Schlange im Garten Eden enthüllt Geheimnisse. Sie verursacht Schmerz und Chaos, zeigt aber auch Wissen auf.“
Musikalisch wird auf „Mélusine“ ein Klangbild zwischen zartem Jazz und Blues, Chanson und Swing mit einem lateinamerikanischen Hang präsentiert, der dieses Mal auch viele perkussive Anteile besitzt. Angenehme Erinnerungen an ASTRUD GILBERTO und STAN GETZ kommen dabei auf. Oft fließen hierbei unterschiedliche musikalische Strömungen, Welten und Zeiten in Salvants Musik ein oder wie Salvant es ausdrückt: „Mein Album kombiniert Elemente aus der französischen Mythologie mit dem haitianischen Voodoo und Auszügen aus religiösen Schriften.“
Mit einem ungewöhnlichen Stück endet es darum auch. Denn „Dame Iseut“ übersetzte die Musikerin gemeinsam mit ihrem Vater vom Okzitanischen (eine uralte in Südfrankreich gesprochene Sprache) ins haitianische Kreol. Ein idealer Abschluss eines mythischen Konzept-Albums, das leider nicht ganz so mutig, aber nichtsdestotrotz ähnlich beeindruckend wie die „Ghost Songs“ ausgefallen ist.
FAZIT: Nach einem Meisterwerk wie „Ghost Songs“, das zwar eine zweifache Grammy-Nominierung, aber keinen Grammy erobern konnte, ist „Mélusine“ der schwere Nachfolger, welcher erneut einem Konzept folgt, aber etwas ruhiger, verhaltener und nicht ganz so mutig experimentierend ausgefallen ist. Über allem aber schwebt die magische Stimme von CÉCILE MCLORIN SALVANT, die, wenn überhaupt von Erinnerungen gesprochen werden kann, an die unwiderstehliche Faszination von ASTRUD GILBERTO erinnert und sich dabei spielend durch Zeit und Raum bewegt, während die mythologische Geschichte einer Frau erzählt wird, die sich von einer Schlange in einen Drachen verwandelt, sodass sie nicht nur züngeln sondern auch Feuer speien kann. Gleiches gilt für die Musik auf „Mélusine“.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (22:28):
- Est-ce ainsi que les hommes vivient?
- La route enchantée
- Il m'a vue nue
- Dites moi que je suis belle
- Doudou
- Seite B (22:47):
- Petite musique terienne
- Aida
- Mélusine
- Wedo
- D'un feu secret
- Le temps est assassin
- Fenestra
- Domna N'Almucs
- Dame Iseut
- Bass - Paul Sikivie, Luques Curtis
- Gesang - Cécile McLorin Salvant, Godwin Louis
- Gitarre - Daniel Swenberg
- Keys - Aaron Diehl, Sullivan Fortner, Cécile McLorin Salvant
- Schlagzeug - Kyle Pool, Lawrence Leathers, Obed Calvaire
- Sonstige - Godwin Louis (Saxophone, Flöten), Weedie Braimah (Percussion, Djembe)
- Ghost Song (2022) - 14/15 Punkten
- Mélusine (2023) - 12/15 Punkten
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