Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Tarja: Dark Christmas (Review)

Artist:

Tarja

Tarja: Dark Christmas
Album:

Dark Christmas

Medium: CD/Download/Do-LP
Stil:

Finstere, bombastisch orchestrierte Weihnachtslieder

Label: earMUSIC
Spieldauer: 51:56
Erschienen: 10.11.2023
Website: [Link]

Ja! Aber klar doch! Genau das hat uns allen gefehlt: Eine weitere (und insgesamt die dritte) Weihnachtsplatte von der Opern-Chanteuse und ehemaligen NIGHTWISH-Sängerin TARJA!
Und selbstverständlich muss das Teil finster sein – Gothic-Weihnachten so gesehen. Und auch der Album-Titel ist schon klar: „Dark Christmas“ - gleich mal benannt nach dem einzigen TARJA-eigenen Weihnachtssong auf der Doppel-LP!
Na, was will man denn mehr – so kurz vor Weihnachten, wo sich jede Scheiße, sowie nur ein paar Weihnachtsglöckchen darauf bimmeln, verscherbeln lässt. Und dann darf ja bei allen 12 Songs des Albums auch immer ein Kinder-Chor mitsingen, wie niedlich…
Nun ja, TARJA sieht das natürlich ganz anders, weswegen wir sie hier am Anfang der Review zur Doppel-LP selber mal zu Wort kommen lassen: „Es war faszinierend, in diese neue Welt einzutauchen. Sie werden es zu schätzen wissen, dass diese Weihnachtslieder mit unseren gruseligen Arrangements auf eine noch nie dagewesene Weise klingen. Es war mir eine Freude, erneut mit Jim Dooley und Tim Palmer zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, Sie werden in unsere Interpretation der dunklen Weihnachtsstimmung eintauchen.“

Große Worte – doch was für Taten, wenn tatsächlich das wortwörtlich gruselig permanent durchgenudelte Happy-Hour-Weihnachtsliedchen „Last Christmas“ von WHAM auf dieser schaurigen Weihnachtsplatte Berücksichtigung findet. Was reitet TARJA da nur?
Dark Christmas“ mit so einem weihnachtlichen Sonnenscheinliedchen, in dem es gar nicht um Weihnachten, sondern die Trennung eines Paares zwischen zwei Weihnachten geht, mit auf diese Doppel-LP zu hieven?
Ist das gothische Weihnachtslied-Blasphemie?
So sehr dieser weihnachtliche Radio-Dauerbrenner-Song auch verfremdet und in seiner ganzen Eigenartigkeit verlangsamt wird. Das scheint vielleicht interessant, ist es aber nach den acht vorherigen Bearbeitungen – alle in einer ähnlich düsteren Art – nicht mehr. Hier wäre ein offensichtlicher „Last Christmas“-Verzicht besser gewesen – denn andere Weihnachtslieder, vielleicht sogar mal ein deutsches bzw. der entsprechende englische Dauerbrenner „Silent Night“ wäre da die eindeutig bessere Wahl gewesen. Und der Kinder-Chor, in dem übrigens auch TARJAs Tochter Naomi mitsingt (Trommeln darf sie auf der Platte auch noch!), hätte sich gefreut.

Oder aber TARJA hätte sich nicht nur für die Weihnachtslied-Variante eines BEATLES „Wonderful Christmastime“ von Paul McCartney entschieden, sondern die um Längen bessere John-Lennon-Antikriegs-Weihnachtshymne „Happy Xmas (War Is Over)“ mit hinterhergeschoben – gerade in finsteren, kriegerischen Zeiten wie diesen, wäre das ein großartiger Abschluss für das Doppel-Album mit den dunklen Weihnachtsliedern gewesen. Weihnachtslieder, die sich tatsächlich eben nur um Weihnachten drehen – und nicht um Beziehungsprobleme unterm Weihnachtsbaum.

Die klassischen Weihnachtslieder hingegen klingen in den „Dark Christmas“-Versionen durchaus spannend und verblüffend.
So wird „Frosty The Snowman“, der sonst auch immer echt beschwingt durch die Weihnachtszeit erklingt, zu einer feinen dunklen Weihnachtsballade.

„The First Noel“, der Album-Opener, beginnt klassisch, um sich dann zu einer bedrohlichen und trotzdem hoffnungsvollen Melodie zu erheben, die im Grunde große Spannung auf den Rest des Albums erzeugt. Nur so neu ist das alles wirklich nicht. Denn wer die Weihnachtslieder-Alben des TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA kennt, der wird sich öfters bei diesem TARJA-Album an die progressiven Bombast-Rock-Amis erinnert fühlen, die durchaus auch ihre finsteren Seiten dabei offenbaren und deren Weihnachtsplatten eindeutig besser klingen, weil sie eben im Endeffekt auch mehr rocken.

TARJA meint es auf „Dark Christmas“ wirklich gut – vielleicht zu gut. Denn ein Album, das bei allen Gothic-Fans unterm Weihnachtsbaum erklingt, ist das eine, auch wenn man bei einigen besonders finsteren Liedern fast den Sargdeckel knarren hört. Die andere Seite ist aber, dass sich bei diesem Album irgendwie der Eindruck breitmacht, dass TARJA sich nun auch noch das Fest des Friedens für ihre finsteren Musik-Gedanken ausgesucht hat – und so im Grunde statt der Geburt des Jesuskindleins eher die Horrorversion eines wiederauferstandenen Weihnachtsmann-Zombies oder des Grinch zu vertonen scheint.

FAZIT: Wenn Licht und Schatten zu Weihnachten aufeinandertreffen und sich zu dunklen Weihnachtsliedern vereinen, dann hat die ehemalige NIGHTWISH-Chanteuse TARJA ihre langen Fingernägel und ihren Eisköniginnen-Charme mit darin, der allerdings bei einer Cover-Version von „Last Christmas“ etwas in die weihnachtlich eingefärbte Musik-Unterhose geht. Demgegenüber gibt es aber auf „Dark Christmas“ auch richtig starke, dunkel-gothic-inspirierte Weihnachtslieder zu hören, denen man sich kaum entziehen kann. Vielleicht hätte TARJA doch nur konsequent auf die Weihnachtslied-Klassiker zurückgreifen sollen, denn die klingen in der Version dieses außergewöhnlichen Weihnachtsalbums tatsächlich spannend und in ihrer Art mutig in die Finsternis gezerrt. Das alles entschädigt einen zwar für „Last Christmas“, hinterlässt aber trotzdem einen faden Beigeschmack und die Frage, ob dieses Weihnachtsalbum wirklich den Ansprüchen standhält, die man von einer epischen Metal-Symphonik-Queen wie TARJA erwartet. Da kann das LP-Gatefoldcover so viel mit dunkel aufgestreutem Schnee glitzern wie es will. Die schwarzen Rillen dahinter fahren mit dem Hörer dann manchmal doch ein wenig zu intensiv (auf einem tiefschwarzen) Schlitten – und das übrigens in 45er-Geschwindigkeit.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1808x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (10:54):
  • The First Noel (3:18)
  • Frosty The Snowman (3:07)
  • O Holy Night (4:29)
  • Seite B (12:10):
  • Dark Christmas (4:35)
  • Jingle Bell Rock (3:52)
  • White Christmas (3:43)
  • Seite C (15:19):
  • All I Want For Christmas Is You (5:18)
  • Wonderful Christmastime (5:31)
  • Last Christmas (4:30)
  • Seite D (13:33):
  • Jingle Bells (4:33)
  • Rudolpph The Red Nosed Reindeer (4:19)
  • Angels We Have Heard On High (4:41)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Wackerbold
gepostet am: 04.12.2023

User-Wertung:
1 Punkte

Die drei Lieder hier sind extrem grässlich.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!