Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Wang Wen: Painful Clown & Ninja Tiger (Review)

Artist:

Wang Wen

Wang Wen: Painful Clown & Ninja Tiger
Album:

Painful Clown & Ninja Tiger

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Art-, Indie- und Post-Rock

Label: Pelagic Records
Spieldauer: 52:04
Erschienen: 10.03.2023
Website: [Link]

„WANG WEN müssten spätestens jetzt weltweiten Anklang bei Musikfreunden finden, die wahrlich neue Klänge - also keine als Revolution verschleierte Effekthascherei - innerhalb vertrauter kompositorischer Prinzipien schätzen und bei allem intellektuellen Anspruch auch Gefühle nicht missen möchten.“ (Andreas Schiffmann in seinem FAZIT des Jahres 2018 zum WANG WEN-Album „Invisible City“)

Es ist ein regelrechtes Unglück, dass die so optimistische Prophezeiung meines Kollegen Schiffmann von vor gut vier Jahren zu den chinesischen Indie-Post-Rockern WANG WEN bis heute nicht mit Pauken und Trompeten (übrigens auch Instrumente, welche die Band benutzt) auch in Europa in Erfüllung gegangen ist. Das wird einem umso deutlicher klar, wenn man das aktuelle Album „Painful Clown & Ninja Tiger“ hört. Ein bedrückendes Album, denn hinter dem Clown und dem Ninja-Tiger verbergen sich die letzten beiden 'leidvollen' Jahre, welche von der Pandemie geprägt worden und bei denen besonders die Chinesen durch die 0-Covid-Strategie ihres diktatorischen Ober-Gurus noch mehr gequält worden waren als es irgendwem, der noch ein wenig demokratischen Freigeist besitzt, auch nur ansatzweise vorstellbar ist.

Entsprechend bedrückend und trotzdem noch immer richtungsweisend optimistisch – nach dem Motto: Wir lassen uns nicht unterkriegen – klingt nunmehr „Painful Clown & Ninja Tiger“.

Tiefe Basstöne bestimmen anfangs den Album-Opener „Light Behind The Wall“ bis WANG WEN ihre gewohnten Trademarks neben all den Effekten und Electronics aufleuchten lassen – eine mit dem Bogen gespielte Gitarre und die Trompete, was sich am Ende der acht Minuten alles zu einer Post-Rock-Wall-Of-Sounds erhebt.

WANG WEN beweisen erneut ihre ganz große Stärke, die darin liegt, dass sie gleich beim ersten Stück ihre Hörer auf eine Reise mitnehmen, der sie sich dann nicht mehr entziehen können. Und klar doch darf hierbei sofort behauptet werden, dass diese Band wie eine chinesische Entsprechung von SIGUR RÓS und EFTERKLANG samt einer megafetten Post-Rock-Prise der Marke GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR oder GOD IS AN ASTRONAUT klingt. Berauschend, betörend, beglückend und rundum atmosphärisch zugleich.

Doch was ist das?
Gewohnt beginnt auch das nächste Stück „Gone Library“, doch plötzlich taucht Gesang auf – und dann auch noch so extrem ungewöhnlicher: Eine dunkle, irgendwie geisterhafte Stimme schwebt durch die Klangräume, welche von den Instrumenten geschaffen werden. Noch dazu ist der Gesang chinesisch und klingt trotzdem genauso stimmig wie alles Englische. Danach braucht man unbedingt die schwarzen und weißen Pillen, welche der Musik einen klaren Rhythmus samt Folk-Note und CALEXICO-Trompete verleihen. Ein echtes Aphrodisiakum für die Ohren und Seele. Es geht eben nicht immer alles nur durch den Magen, sondern extrem wirkungsvoll bei WANG WEN durch die Ohren.

Und ein paar letzte Wort noch zum völlig überraschenden und neuen Gesang des Keyboarders und Gitarristen Xie Yugang, der tatsächlich mit seiner Stimme für den absoluten Aha-Effekt sorgt (und hoffentlich bei den Texten in China nicht gleich weggesperrt wird). Yugang verbreitet eine finstere Aura in den Songs, wie wir sie bestenfall von einem SCOTT WALKER kennen, als der sich in „The Drift“ oder „Tilt“ ganz tief in die finstersten Löcher des eigenen (vokalen) Daseins fallen ließ.

FAZIT: Egal, was man auch aus China hört – es gibt immer große Hoffnungsträger. Zumindest in der Musik. Und die tragen den Namen WANG WEN und verbreiten auf ihrem bedrückend aktuellen, sich mit der Pandemie auseinandersetzenden Album „Painful Clown & Ninja Tiger“ eine Atmosphäre wie es SIGUR RÓS oder GOD IS AN ASTRONAUT und ein SCOTT WALKER kaum besser können. Es passiert also so einiges hinter der größten Mauer der Welt, so wie es auch hinter einer kleineren noch vor 34 Jahren passierte. Man muss es nur wissen und neugierig sein und darf dann von den fragilen Früchten chinesisch eingemauerter Meisterwerke in vollen Zügen genießen. „Painful Clown & Ninja Tiger“ ist genau so ein Meisterwerk.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1956x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Light Behind The Wall
  • Gone Library
  • Black Pill & White Pill
  • Painful Clown
  • Ninja Tiger
  • There's A Walmart Underneath The Olympic Square
  • Wild Fire

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welche Farbe hat eine Erdbeere?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!