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Lost World Band: A Moment Of Peace (Review)

Artist:

Lost World Band

Lost World Band: A Moment Of Peace
Album:

A Moment Of Peace

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Samum/Just For Kicks
Spieldauer: 40:49
Erschienen: 22.03.2024
Website: [Link]

„Im Gegensatz zu 'Awakening of the Elements' ist dieses Album kein fröhliches Hörvergnügen. Es ist sehr persönlich und bezieht sich auf das wahre Leben. Es ist heute relevant und wird wahrscheinlich auch morgen noch relevant sein.“ (Andy Didorenkeo)

Manchmal weckt Wut die wildesten kreativen Ideen und hinterlässt in deren Ergebnis große Meisterwerke – so wie „A Moment Of Peace“ von der LOST WORLD BAND. Auch wenn diese 'Band' im Grunde das Solo-Projekt des amerikanischen Multiinstrumentalisten Andy Didorenko ist, der seit Anfang der 2000er-Jahre in trauter Regelmäßigkeit mit musikalischen Gästen ein knackiges Prog-Rock-Album nach dem anderen raushaut und sich dabei von komplexen KING CRIMSON bis ZAPPA inspirieren lässt, aber auch Erinnerungen an den symphonischen Artrock aus dem Osten, wie SBB, COLLEGIUM MUSICUM, FERMATA oder die STERN-COMBO MEISSEN weckt.

Eine Mixtur, die wir in ähnlicher Weise auch auf „A Moment Of Peace“ wiederentdecken, deren Anlass dieses Mal aber in ein paar wütenden Momenten liegt und das Album in eine ganz andere Richtung lenken sollten, denn eigentlich lief die Arbeit an diesem Album nicht wirklich so komplex und gut wie angedacht, wozu Didorenko bemerkt: „Am 2. Januar 2022, wütend und frustriert, aber voller kreativer Energie, schrieb ich den Anfang von 'Crumble Down' und nahm ihn auf. Ich dachte, das wäre ein toller Anfang. Ende Januar hatte ich die Demos von 'Crumble Down', 'Chimera's Jig', 'Urban Eye' und 'The Last Salvo' fertig. Das war es, was ich mit dem Album erreichen wollte - ein verzerrter, chromatischer Gitarrenrock.“


Doch dann nahm der wahre Schrecken seinen Anfang und die Russen marschierten in die Ukraine ein und geben „A Moment Of Peace“ eine völlig neue Richtung, nachdem der amerikanische Multiinstrumentalist glaubte, dass in so einem Moment (s)ein Musik-Album im Grunde keine Rolle mehr spielen sollte. Doch er erinnerte sich daran, dass er vor mehr als 30 Jahren, als er gemeinsam mit Vassili Soloviev die LOST WORLD BAND gründete, im September 1993 ein Antikriegslied geschrieben hatte, das plötzlich für „A Moment Of Peace“ eine völlig neue Bedeutung erlangen sollte: „Vassili und ich hatten damals im September 1993 ein Antikriegslied geschrieben und wir schrieben täglich haufenweise Material. Vassili sang darin und spielte die Gitarre; ich behielt das ursprüngliche Arrangement praktisch unverändert bei. Ich habe auch einen anderen meiner frühen Songs wiedergefunden, der auf Januar 1993 datiert ist und beide mit neuen Texten versehen, sodass 'A Moment Of Peace' und 'Still Love Now' nach über 30 Jahren wieder zum Leben erwachten.“


Natürlich ist es unter solchen Bedingungen zwar schwer, gerade seinen 'Moment des Friedens' zu suchen, aber unerlässlich. Wut gemischt mit Ruhe und der Suche nach inneren wie äußeren Frieden also. Allerdings hört man den 16 Stücken, die sich in der kurzen Laufzeit von 40 Minuten entfalten, mehr Wut als Ruhe an. Immer wieder spielt sich eine Violine wild in den Vordergrund und gleich zu Anbeginn glaubt man, sich erst in ein EMERSON, LAKE & PALMER- und dann ein KING CRIMSON-Album verirrt zu haben. Hier werden alle Fans der komplex-progressiven Urgesteine garantiert aufjubeln.


Demgegenüber stehen die drei besagten inneren wie äußeren 'Friedenslieder' (vorgetragen durch die beeindruckende Sängerin Phoebe Carter), deren Texte auch im vierseitigen Booklet nachzulesen sind, wobei gerade der Titelsong extrem bewegend ist, der mit den Zeilen endet: „Wenn sich der Wald grün färbt / und das Kind spürt, wie der Frühling vergeht / hört es seine Mutter ein zärtliches Schlaflied singen. / Bald schon wird es aber lernen / gegnerische Soldaten zu töten. Warum?“

Ruhig und bedrückend, aber auch hoffnungsvoll, klingt „A Moment Of Peace“, dem kurz darauf mit „A Touch Of Rain“ noch ein akustisches Gitarrenstück im besten frühen HACKETT-Stil folgt, aus.
Doch dann tauchen schnell wieder diese 'wütende' Violine, ein sich in den Vordergrund spielendes, kurz solistisch agierendes Schlagzeug und knarzige Gitarren auf und führen einen stehenden Fußes zu diesem...


...FAZIT: Ein wütendes Meisterwerk, das neben aller Wut besonders auch von seiner tiefen Ehrfurcht für den (inneren wie äußeren) Frieden und der damit verbundenen Schönheit lebt. Mit „A Moment Of Peace“ ist der LOST WORLD BAND des amerikanischen Multiinstrumentalisten Andy Didorenko ein mitten in diese kriegerischen Zeiten passendes und gleichermaßen zeitloses Album des Progressive Rock gelungen, das nach seinen Worten „mit einer fröhlichen, aber chaotischen Ouvertüre beginnt, die abrupt zum Stillstand kommt, dann wieder entflammt und eine verzweifelte Geigenklage samt eine Chimäre, die auf den Ruinen tanzt“ präsentiert. Dazu noch drei friedliebend von Phoebe Carter gesungene Songs und fertig ist ein Album, das im allerbesten Sinne gewagt komplexe (stürmische) und harmonische (beruhigende) Stücke in sich vereint und dem Hörer seinen ganz besonderen Moment des 'inneren Friedens' beschert.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1512x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Overture 2024
  • Crumble Down
  • Aflame
  • Chimera's Jig
  • A Moment Of Peace
  • Urban Eye
  • A Touch Of Rain
  • Mercurial
  • In A Vortex
  • Castle In The Air
  • The Last Salvo
  • Ashes
  • Chimera's Grin
  • Near And Fear
  • Still Love Now
  • Lighthearted

Besetzung:

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