Partner
Services
Statistiken
Wir
Tunng: Love You All Over Again (Review)
Artist: | Tunng |
![]() |
Album: | Love You All Over Again |
|
Medium: | CD/Download/Limitiert/LP farbig | |
Stil: | Folctronica, Folk und Akustisches wie Elektronisches |
|
Label: | Full Time Hobby/Rough Trade | |
Spieldauer: | 43:10 | |
Erschienen: | 24.01.2025 | |
Website: | [Link] |
Zurück zu den Wurzeln! Back to the roots – das scheint nach über 20 Jahren der neue Grundsatz der seit ihrer Gründung im Jahr 2003 und im Laufe von sieben Studioalben alle Grenzen zwischen akustischer und elektronischer Musik auslotenden TUNNG zu sein. Die Briten wurden so zum Synonym für das Folktronica-Genre, von dem sie sich im Laufe der Jahre nach und nach zu entfernen und nach neuen, moderneren (aber nicht wirklich besseren) Etiketten zu suchen schienen. Nun aber sind sie wieder zurück und reizen mit ihrem neuen Album „Love You All Over Again“ alle Grenzen ihrer musikalischen Folktronica-Vergangenheit aus.
Bereits unter ihrer 'bandcamp'-Seite machen TUNNG keinerlei Hehl aus dieser rückwärtsgewandten Tatsache, indem Bandleader Mike Lindsay klar und deutlich betont: „Ich habe mir die ersten beiden Alben angesehen, um zu hören, wie wir Genres verschmolzen haben - Dinge wie Davy Graham, Pentangle und den 'Wicker Man'-Soundtrack, die ich damals entdeckte, zusammen mit Expanding Records [dem in Shoreditch ansässigen Label für 'schöne elektronische Musik'], dessen Studioräume wir uns teilten. Das alles floss in die frühen Platten ein. Im Laufe der Jahre hat sich der Sound von TUNNG verändert und gewandelt, aber im Kern gibt es immer noch einen Hauch von dem, was Sam und ich auf dem ersten Album gemacht haben. Anstatt nach einem neuen Weg zu suchen, kehrten wir zu dem zurück, was wir zu tun pflegten, was sich nach all der Zeit wie ein neuer Weg anfühlte... 'Love You All Over Again' ist unsere Art, den Kreis zu schließen."
Eine bessere Entscheidung als genau diese konnten TUNNG gar nicht treffen, denn nun sind sie besser, als sie es je zuvor waren und kleiden noch dazu ihre mannigfaltigen Ideen in ein grandioses Sound-Gerüst, das einen bei all den Stereo- und Geräusch-Effekten regelrecht schwindelig macht.
TUNNGs Musik ist eine ungemein einfallsreiche Klangreise aus uralter Folkmusik, die auf moderne Elektronik trifft und mit den unterschiedlichsten Stimmungen spielt, dabei seltsame Geräuschkulissen einbezieht und auf diese Art zugleich die Fantasie des Hörers herausfordert. Ein verführerischer Hochgenuss für alle, die sich weniger im hektischen Diesseits wohlfühlen und dafür nach einem viel entspannteren Jenseits suchen – so als würde man gleichzeitig durch einen mystischen Wald und ein fortschrittliches Utopia wandern. Die Stimmung, die Instrumentierung und der Gesang sind hierbei genauso warm und schön und romantisch wie das (auf den ersten Blick in die Irre führende) LP-Cover von „Love You All Over Again“.
Denn die phantasievollen Texte hinter einigen der Songs, unter anderem dem, der wohl maßgeblich zur Cover-Gestaltung beitrug, erscheinen durchaus etwas gruselig, so wie „Didn't Know Why“, in dem es heißt: „Didn't know why / Wake up in the morning / Everybody eat your lungs and heart.“ (Weiß gar nicht, warum ich früh am Morgen aufwachte, während alle anderen dabei waren, deine Lungen und dein Herz zu verspeisen.)
Mit TUNNG werden definitiv alle Fans von EFTERKLANG rundum glücklich.
Denn „Love You All Over Again“ steht der dänischen Art-Pop-Band, aber auch den ebenso beeindruckenden Isländern ARSTIDIR, die bereits auf ihrem 2015er-Album „Himmlische Hemisphären“ erklommen, wahnsinnig nahe und errichten dabei auf ihrem aktuellen, sich der guten alten Zeit besinnenden LP (samt mit allen mythischen Texten bedruckter Innenhülle) eine ganz eigene 'himmlische Hemisphäre', die jeden Hörer mit Hang zur Melancholie wie Romantik und schauriger Aura sofort einfängt. Die akustischen Instrumente vereinen sich mit wunderschönem Gesang (der manchmal sogar an SIMON & GARFUNKEL erinnert) und verhaltenen Electronics, welche der Atmosphäre einen besonderen Kontrast hinzufügen. Es flimmert und flirrt, dreampopt und neofolkt, glänzt und strahlt an allen Ecken und Kanten, ohne je kantig oder sperrig zu klingen. Das hier ist Musik, um die Augen zu schließen und abzuheben, bis einen das seltsame Instrumental „Coat Hangers“ wieder aus der Traumwelt zurückholt und vorsichtig in der Realität, die eben nicht immer mit unseren Träumen vereinbar ist, bettet. Doch dieses „Love You All Over Again“ ist für TUNNG und alle, die sich ihnen hingeben, unvergänglich und wird es auch bleiben – oder um es mit den Worten von Mike Lindsay auszudrücken: „Damit TUNNG funktioniert, muss es sich überraschend, seltsam und und unvorhersehbar anfühlen, und das neue Album hat all das.“
FAZIT: Akustik und Poesie, Schönklang und Natürlichkeit, Mythologie und Verträumtheit, Folctronica und Soundzauberei. Und besonders unglaubliche Klanglandschaften erhabener Schönheit – genauso verführerisch wie die isländischen Seen- und Musik-Landschaften –, vorgetragen mit breit aufgestelltem, akustischem Instrumentarium, aber auch spannenden Electronics und so warmen Stimmen, dass einem mitunter (ganz ähnlich wie bei EFTERKLANG) das Herz überläuft. TUNNG haben mit „Love You All Over Again“ den Schlüssel zur Seele des Träumers gefunden. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass alle Musik-Träumer auch den Schlüssel zu TUNNG finden!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:56):
- Everything Else (5:15)
- Didn't Know Why (4:06)
- Sixes (2:44)
- Snails (5:10)
- Laundry (4:41)
- Seite B (21:46):
- Drifting Memory Station (4:14)
- Deep Underneath (5:29)
- Levitate a Little (3:23)
- Yeekeys (3:25)
- Coat Hangers (5:15)
- Love You All Over Again (2025) - 14/15 Punkten
-
keine Interviews