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Interview mit Blind Guardian (06.01.2013)

Blind Guardian

Die beste Metalband, die Deutschland je hervorgebracht hat (Widerspruch ist zwecklos), feiert 25-jährigen Geburtstag. Als LUCIFER'S HERITAGE fingen ein paar IRON MAIDEN- und HELLOWEEN-Fans aus Krefeld an, gemeinsam zu musizieren, nannten sich dann aber in das unverfänglichere BLIND GUARDIAN um. Und spätestens mit dem dritten Album "Tales From The Twilight World" hatte sich die Band ihre eigene Nische geschaffen, mit der sie immer erfolgreicher wurde. Wir unterhielten uns mit einem sehr gesprächigen Sänger Hansi Kürsch über Höhepunkte und Tiefschläge, seine Lieblingssongs sowie die nähere Zukunft. Dabei geht Hansi nicht nur auf das langersehnte Orchesterprojekt ein, sondern gibt auch erste Details zum neuen Album preis, das 2014 erscheinen wird.

Gebt ihr zurzeit viele Interviews oder hält es sich noch in Grenzen?

Das hält sich in Grenzen. Wir haben jetzt auch nicht so viele Tage zur Verfügung gestellt, dass da jetzt großer Stress aufkommen könnte. Ich mache zur Zeit so vier, fünf am Tag. Das kann man schaffen und man weiß noch, was man gesagt hat. Irgendwann wird das halt zu viel, wenn man fünf, sechs Tage hintereinander zehn oder 15 machen muss, dann ist es natürlich immer ein bisschen ungünstig, so ist es angenehmer.

Wobei das für mich jetzt natürlich schwieriger ist, weil der Kollege vom Rock Hard mit seinem Fünfseiter schon ordentlich vorgelegt hat

Das hat er gut gemacht, muss man sagen. Wir haben uns auch echt gefreut und waren sehr überrascht, dass es dann auch der Titel geworden ist. Wir haben ja ein ziemlich gutes Verhältnis zu den Kollegen, aber das war auch im Vorgespräch gar nicht so klar. Wir sind von einer guten Bio ausgegangen, aber das war doch schon überraschend

Ok, dann gehen wir mal ans Eingemachte. Zuerst: was waren die drei besten oder großartigsten Erlebnisse mit Blind Guardian in 25 Jahren?

Das war einmal das BLIND GUARDIAN-Festival, weil es an sich ein sehr gewagtes Unterfangen war, das wir da initiiert hatten, aber das hat sich dann auch super entwickelt und das war eine richtig geile Zusammenkunft zwischen den Die-Hard BLIND GUARDIAN-Fans, der Band und einigen befreundeten Bands und hat, soweit ich das beurteilen kann, allen Leuten Spaß gemacht und war für uns halt eben auch eine Erfahrung, wie so ein Festival organisatorisch zu bewerkstelligen ist. Von daher war es eine sehr schöne Erfahrung. Dann würde ich sagen, dass unsere erste Japantour für mich de facto dazugehört, weil wir da wirklich zum ersten Mal mit, ich sage mal, Mainstreamerfolg in Berührung gekommen sind und so ein Gefühl dafür bekommen haben, wie es ist, in großen Stadien zu spielen, obwohl es bloß große Hallen gewesen sind. Aber einfach die Begeisterung der japanischen Fans und das ganze Drumherum, dass man wirklich auf der anderen Seite des Erdballs die Leute so begeistern kann, mitnehmen kann und dann eben eine komplett andere Kultur kennenlernt, das war schon sehr beeindruckend. Das habe ich in der Form dann auch, egal wo wir gespielt haben und wie groß die Euphorie gewesen ist, nicht mehr so empfinden können. Für mich persönlich dann noch die gesamte Schaffensphase zur „Nightfall In Middle-Earth“, weil es eine Herzensangelegenheit gewesen ist, das Album zu machen. Und als dann eins zum anderen kam und man gesehen hat, dass die Sachen sich auch so entwickelt haben, wie man es sich selbst vorgestellt hat – das ist schon so eine Art magischer Moment, den wir häufiger schon im Songwriting erlebt haben, aber so geballt war es bei mir nur bei der „Nightfall“ der Fall, dass ich vom Anfang bis zum Ende einer Produktionsphase geflogen bin.

Würdet ihr so was wie das Festival Stand heute, also angesichts der Tatsache, dass es 100 Festivals im Jahr in Deutschland gibt, nochmal wagen oder erst wenn sich die ganze Sache wieder ein bisschen beruhigt hat?

Wird die sich nochmal beruhigen? Das ist die große Frage, momentan scheint es ja noch nicht so zu sein. Unabhängig von dieser Festivalmanie würden wir das aber durchaus nochmal in Erwägung ziehen, aber nur eben, wenn wir die dementsprechenden Aufhänger hätten, was für mich mit dem Orchesterprojekt gegeben wäre. Ich würde aber jetzt nicht 100%ig darauf setzen, dass wir das dann als Open Air planen, sondern ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man eine Konstellation in einer Halle schafft, die genauso atmosphärisch oder genauso gut ist und man eventuell darüber sogar den Sommerfestivals ausweichen und das einfach in den Winter oder Spätherbst legen könnte. Das ist noch nicht zu Ende gedacht, aber ja, wir werden es irgendwann machen. Unsere erste Intention war ja, das jedes Jahr oder jedes zweite Jahr durchzuziehen und das ist unmöglich, zumindest für uns. Ich weiß gar nicht, ob es das Ozzfest noch gibt, aber die Größenordnung hätten wir ja gar nicht und es wäre für uns logistisch und technisch einfach nicht machbar.

Die nächste Frage baut auf der ersten auf. Was waren denn die drei schlimmsten oder negativsten Erlebnisse, die ihr in der Zeit so hattet?

Wir hatten wenige schlimme Erlebnisse, deshalb wäre es für mich nach wie vor Thomens Ausstieg, was mich am meisten mitgenommen hat. Ich will nicht sagen, dass wir da ratlos waren, aber es gab doch eine schlechtere Stimmung eine Zeitlang. Es war kein Streit da, aber man hat über ein, anderthalb Jahre gespürt, dass irgendwas im Argen war und wir sind nicht mehr so richtig zusammengekommen. Das war schon ein Negativerlebnis. Anschließend daran die Trennung  von der Virgin, obwohl die relativ reibungslos vonstattenging. Das war sogar fast die gleiche Ära, in der wir uns auch von Thomen getrennt haben bzw. er sich von uns getrennt hat. Da wurde für uns einfach erkennbar, wie fragil diese Plattenindustrie ist. Vieles, was guten Bestand hatte, wurde einfach auseinandergenommen, so wie es in der Warenwirtschaft auch ist. Nicht immer unter dem Aspekt der Profitabilität und der Werthaftigkeit, sondern da wird einfach ein Shareholder Value über Kunst gestellt und so hat sich die Virgin nach und nach selbst über die EMI demontieren müssen und im Verlauf der letzten Jahre ist dann die EMI demontiert worden, so dass sie jetzt von Universal geschluckt worden ist. Das war in den 90ern anders, da haben die Majorfirmen noch wie eine normale Plattenfirma funktioniert, zumindest teilweise. Da ist wohl zu viel Geld ausgegeben worden, aber grundsätzlich war es eine sehr schöne Zeit, die wir bei der Virgin hatten, deswegen war es für mich schlimm zu sehen, wie schnell sich so eine Plattenfirma dann auch auflösen musste, obwohl sie gar nicht wollte und auch eigentlich nichts dafür konnte, weil die Produkte, die von der Virgin angeboten wurden, immer noch gut gelaufen sind, inklusive BLIND GUARDIAN. Aber da sitzt dann irgendwo irgendwer an einer Stelle und hat die Hebel in der Hand und entscheidet, dass wir uns jetzt gesundschrumpfen müssen, um noch mehr Profit zu machen. So sind die ganzen Systeme auseinandergerissen worden und das war schon schockierend. Wir hätten da auch leicht unter die Räder kommen können, haben dann aber die Bremse gezogen und darauf gedrungen, dass wir aus dem Vertrag entlassen werden. Das wurde uns dann glücklicherweise gestattet, so dass wir dann normal weiter machen konnten, aber logischerweise war das eine sehr unangenehme Phase. Die dritte, da muss ich jetzt überlegen, da muss ich schon fast etwas Allgemeines nennen. Wann immer ich auf Tour krank bin oder irgendwer auf Tour krank ist… als Thomen zum Beispiel 1990 seine Lungenoperation hatte und eine Zeitlang nicht so ganz klar war, wie es mit ihm weitergehen würde, war es schon eine bedrückende Situation. Ähnlich 1995, als André am Arm operiert werden musste. Das waren schon so fiese Situationen, weil man zum einen hofft, dass die Freunde nicht besonders stark leiden müssen, auf der anderen Seite aber auch, weil man sich eine gemeinsame Karriere aufgebaut hat und nicht wusste, wie es weiter geht. Solche Sachen sind aber auch schon so lange her, man war damals jünger und hat eh alles noch lockerer gesehen. Wir waren jetzt nicht in Weltuntergangsstimmung.

Stand denn jemals im Raum, die Band aufzulösen? Zum Beispiel in der Thomen-Krise?

Das war kein Gedanke, weil wir einfach zu viele Ideen hatten und im Kreativbereich dann doch eher von André und mir abhängig sind, als von Thomen. Von daher war das nie wirklich eine Diskussion. Wir haben uns unter anderem ja auch wegen unterschiedlicher Visionen getrennt und warum soll man, wenn wir glauben, dass unsere Vision die richtige ist und einem Kollegen etwas schief geht oder quer gekommen ist, die Band an den Nagel hängen? Das würde ich auch heutzutage nicht so machen. Wobei es schwieriger werden würde, weil wir von der Credibility leben, dass wir immer ein ziemlich konstantes Line-up gewesen sind und nach wie vor haben. Frederik ist ja auch schon sieben Jahre dabei und zurzeit sehe ich keine Gründe, dass sich daran etwas ändern würde.

Wie oft hat denn jemand wutentbrannt die Band verlassen, um zwei Stunden später wieder einzusteigen?

Blind GuardianDer einzige, der auch tatsächlich schon mal vorher die Band verlassen hatte, war Thomen. Er ist nicht wirklich der flexibelste gewesen, das geht auf die Ursprünge von LUCIFER’S HERITAGE zurück. Da ist Thomen in der Band gewesen, bevor wir unser erstes Demo gemacht hatten, hat die Band kurz vorher verlassen, um dann kurz nachher wieder zurückzukommen, um dann wieder auszusteigen. Er war dann eine Zeitlang draußen und es gab einen anderen Schlagzeuger, der praktisch vor Thomen schon mal in der Band gewesen ist. Das ist danach dann noch ein, zweimal passiert. Aber mit BLIND GUARDIAN nicht mehr, da war dann klar, dass wir ein Line-up sind und möglichst bis ans Ende der Zeiten zusammen bleiben wollen. Wobei uns da das Ende der Zeiten kein definierter Begriff gewesen ist, sondern wir sind einfach davon ausgegangen, dass wir eine gute Zeit haben und erfolgreich sein würden, aber da hat nie mal einer skizziert, dass wir jetzt zehn, 15 oder 20 Jahre lang Musik machen.

Wie oft fliegen denn bei euch bei einer Albumproduktion die Fetzen? Oder ist das doch eher so harmonisch, dass es fast nie zum Streit kommt oder kann es auch mal heftiger knallen?

Es knallt heftig, aber mit zunehmendem Alter und mit weniger Alkoholkonsum, was natürlich auch in den Studiophasen der Fall ist, sind die Differenzen wesentlich geringer. Es gibt noch so Situationen, wenn wir zum Beispiel ein Setup für eine Tour planen und erproben, da hat der eine das oder jenes schon mal lieber oder hat die und die Probleme und auf die wird dann von anderen nicht eingegangen oder nicht genug Rücksicht genommen. Klar, dann geht es heftig zur Sache und gerade, wenn es ein Kreativprozess ist, wenn ich bestimmte Lines geschrieben habe, die warum auch immer nicht ankommen oder André irgendwas komponiert hat, was eigentlich konträr läuft, wenn etwas nicht behoben wird, was hätte behoben werden müssen, was mir dann später Probleme macht oder dem Schlagzeuger oder wem auch immer, dann geht es halt zur Sache. Aber es ist weniger geworden und mittlerweile ist es ein reiner Entscheidungsprozess und wir ziehen eigentlich alle am gleichen Strang und die meisten Sachen sind tatsächlich bevor wir ins Studio gehen dann auch so ausdefiniert, dass es da nur noch wenig Diskussionsbedarf gibt. Vielleicht hilft auch ein bisschen, dass wir uns mittlerweile auch in den Kreativphasen kaum sehen. Wir arbeiten getrennt voneinander und schicken uns die Sachen eben zu und treffen uns vielleicht mal alle zwei, drei Wochen um die Sachen ein bisschen stärker auszudefinieren. Aber ansonsten arbeitet jeder für sich und dadurch sind auch nicht so viele Berührungspunkte gegeben, so dass wir, wenn wir auf Tour sind, auch ganz gut die ein oder anderthalb Jahre miteinander auskommen können, ohne dass wir uns direkt auf den Sack gehen. Selbst wenn wir in der Studioproduktion sind, was zur Zeit wieder der Fall ist, dann sind hier maximal zwei Leute der Band, die aufeinander treffen und das auch noch flexibel. Wir haben uns unsere Freiräume schon wohlweißlich geschaffen.

Was ist denn schwieriger? Jahrelang mit der gleichen Frau zusammen zu sein oder jahrelang mit den gleichen Jungs in einer Band zu spielen?

Mittlerweile eindeutig mit der gleichen Band zu spielen weil man doch diese kreativen Verbohrtheiten dann irgendwann, wie man sie auf eine natürliche Art auch zu schätzen weiß, auch als nervend empfindet. Wenn man die nicht 100% abstellen kann bzw. das Rad nicht so neu erfinden kann, dass die mal nicht ganz so nach vorne treten, wie man es selbst gerne hätte, dann nervt das schon ziemlich und das finde ich persönlich extremer, als in einer normalen partnerschaftlichen Beziehung.

Blind GuardianKommen wir mal zu etwas schöneren Themen, das war ja jetzt im Grundtenor ein bisschen negativ. Die Tour damals mit ICED EARTH ist ja für euch schon immer eine besondere gewesen. Abgesehen von dieser, welche waren denn noch denkwürdig oder besonders lustig, auch im Hinblick auf die beteiligten Bands?

Fast alle. NEVERMORE würden mir da direkt einfallen, zu denen wir ein gutes, aber nie so enges Verhältnis wie zu ICED EARTH hatten.  Wenn ich Fotos von damals Mitte der 90er sehe, dann kann ich erkennen, dass wir es auch noch sehr bunt getrieben haben. Aber obwohl die Jungs teilweise älter oder gleich alt gewesen sind, waren wir auf einmal in der Position des alten Hasen, der die ganze Sache schon ein bisschen professioneller und relaxter sieht, während die NEVERMORE-Jungs vollkommen ausgerastet und aus der Art geraten sind, aber auf eine sympathische Art und Weise damals, so dass wir zum ersten Mal für uns empfinden konnten, wie andere, ältere Bands uns vielleicht empfunden haben, meinetwegen SAXON oder so. Das war auf jeden Fall sehr besonders. Jede Japantour ist immer sehr besonders gewesen, gerade weil es bis Ende der 90er bei uns immer nur eine Crew gab, die auch nur aus Freunden bestand, da war kein einziger Professioneller dabei, so dass, wenn wir so eine Vorlage zum Partymachen bekommen haben, dann auch 14 Tage oder drei Wochen, je nachdem wie lange wir da gespielt haben, steil gegangen sind und die Nacht im wahrsten Sinne des Wortes zum Tage gemacht haben. Da ist dann doch einiges in der Verklärung geblieben muss ich sagen. Aber das waren immer so Sachen, die uns sehr viel Spaß gemacht haben. In Kombination damit auch unsere Ausflüge nach Thailand, wo wir diesen Superstarstatus zu spüren bekommen haben, obwohl uns da niemand kannte. Das waren teilweise auch sehr groteske Situationen, denen man da ausgeliefert gewesen ist. Jede Brasilientour ist ein Highlight. Wir sind 2007 mit ANGRA in Japan gewesen, das war auch ganz besonders, weil wir mittlerweile auch sehr laid back und erwachsen gewesen sind und ANGRA genauso und dann war man auf einmal als Erwachsener auf Tour mit einer erwachsenen Band und hatte trotzdem Spaß. Jede Zeit hat ihre Reize und jede Tour hat ihre Reize, man kann das so pauschal gar nicht sagen. Wenn ich jetzt länger drüber nachdenken würde, würden mir wahrscheinlich komplett andere Ereignisse einfallen.

Gab es auch mal Vorbands oder Hauptbands, mit denen ihr so gar nicht klargekommen seid?

Das gab es sogar relativ häufig, aber darüber spricht man natürlich nicht. Es ist in der Regel, also in 90% aller Fälle so, dass man mit den anderen Bands sehr gut auskommt. Wenn wir zum Beispiel Festivals spielen, ist es fast mit jeder Band eine Freude, auch jetzt bei den letzten Festivals, die wir mit Rock The Nations gemacht haben, auch wenn die Zuschauerzahlen in einigen Ländern gar nicht so doll gewesen sind, war das Verhältnis zu den Bands sehr gut. Auch wenn wir auf Tour gehen, haben wir eigentlich immer Vorbands dabei, die sehr sympathisch sind. Aber ein, zwei hatten wir dabei, auch welche, von denen man es nicht gedacht hätte, wo es echt unangenehm gewesen ist.

Kommen wir ein bisschen auf eure Platten zu sprechen. Welches eurer Coverartworks gefällt dir am besten und warum?

Blind GuardianAm besten, da würde ich impulsiv „Imaginations From The Other Side“ sagen, weil es in sich ein sehr stimmiges Konzept war. Marschall ist ein geiler Zeichner und es passt einfach. Für das, was wir machen und wofür wir stehen ein etwas neutraleres Cover als zum Beispiel „Nightfall“, aber absolut ausdrucksstark. Das hat mir immer am besten gefallen. Aber ich kann mit eigentlich allen Covern leben, die wir in unserer Karriere so zustande gebracht haben oder zustande bringen lassen haben.

Aber eines findest du doch bestimmt weniger schön, als die anderen, oder?

Ja, das liegt aber eher an uns. Das wäre für mich tatsächlich „Battalions Of Fear“ und „Follow The Blind“, weil die einfach zusammengeklaut sind. Das war eine Idee und wir haben dem Zeichner dann damals Vorlagen gegeben und er hat diese Vorlagen 1:1 umgesetzt. Aber das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders, während Andreas Marschall praktisch dann nur auf unseren imaginären Vorlagen aufgebaut hat und dementsprechend waren die schon stärker. Das hat sich dann konstant so umgesetzt. Dann gab es das eine oder andere, wo wir auch vielleicht ein bisschen ausgelaugt waren oder nicht gut genug erklärt haben, die sind dann schon bei den Singles ein bisschen schwächer gewesen, aber mir gefällt die Entwicklung von diesen ersten Covern bis jetzt zu Felipe (Machado Franco), der für „At The Edge Of Time“ und „Memories Of A Time To Come“ verantwortlich war. Die Zeiten haben sich ein bisschen geändert, das ist alles Fantasy und man geht heute an solche Sachen ein bisschen anders ran, was aber nicht heißt, dass wir in Zukunft nicht auch nochmal  mit Andreas Marschall arbeiten, wenn er dann noch tätig ist.

Kennst Du denn das Cover der neuen ORDEN OGAN?

Nee, da müsste ich jetzt mal eben… ich sitze hier am Computer… auf Amazon gucken. Ach ja ok, das ist so eine klassische Winter-Weihnachts-Landschaft von unserem Kollegen.

Erinnert dich das nicht spontan an das „Mirror Mirror“-Cover von euch?

Ein bisschen, wobei ich das hier noch ein bisschen stärker Richtung Weihnachten finde, weil es freundlicher wirkt. Aber klar, die Handschrift haste. Ich weiß nicht mehr, für welche Band es gewesen ist, es kann sogar sein, dass es OBITUARY war. Irgendwann gab es auch mal ein „A Past And Future Secret“-Cover von Andreas Marschall für eine andere Band, was die Welt anging, aber in andere Farben getüncht. Klar, da sind Künstlern halt manchmal auch Grenzen gesetzt, so geht es Felipe mit Sicherheit auch. Wenn ich da Sachen sehe, die er für IRON SAVIOR gemacht hat oder für RHAPSODY, dann sag ich auch „Ok, da sind Sachen drin, die auch schon bei uns drin gewesen sind“ oder umgekehrt Sachen bei uns, die schon in deren Covern waren, das lässt sich manchmal nicht verhindern. Man will natürlich immer ein möglichst perfektes, eigenständiges Cover haben und sucht sich dann auch immer die Leute dafür raus. Ich hab hier noch eines von einem anderen Künstler in petto für was-auch-immer wir das benutzen werden, von dem ich sehr überzeugt bin. Man weiß aber zum Schluss nicht genau, was man bekommt bzw. man hat natürlich schon einen gewissen Einfluss aber an irgendeinem Punkt muss man damit leben oder weiter sichten. Und dann sind einem meistens auch Deadlines gesetzt, die dann dazu führen, dass es irgendwann auch einen Kompromiss geben muss.

Bei der nächsten Frage brauche ich keine Begründungen. Welches ist jeweils der beste und welcher der am wenigsten gute Song auf euren Alben?

Ok. Gehen wir mal zur „Battalions“, da wäre der beste „Majesty“ und der schlechteste… da tendiere ich gerade zu „Battalions Of Fear“. Auf der „Follow The Blind“ wäre der beste „Banish From Sanctuary“ und der schlechteste Song darauf ist „Hall Of The King“. Auf der „Tales From The Twilight World“ hab ich ja zum Glück „Run For The Night“, der beste Song darauf ist „Lost In The Twilight Hall“ und der schlechteste wäre halt „Run For The Night (live)“, es gibt keine schlechten auf der „Tales“. Wenn ich einen nennen müsste, würde ich mich nach langem Hin und Her als Sänger für „Weird Dreams“ entscheiden. Auf der „Somewhere Far Beyond“ ist das auch der beste Song und der schlechteste ist definitiv… oh Gott, das darf ich ja gar nicht sagen… jetzt mach ich mich ja schon fast strafbar… eine von den Coverversionen. Alternativ könnte man nur noch die zweite  Version von „Theatre Of Pain“ sagen, aber die ist nicht wirklich schlecht. Bei der „Imaginations“ ist das fast schon Majestätsbeleidigung. Der beste ist der Titelsong, der schlechteste ist „Another Holy War“. Der beste Song auf der „Nightfall“ ist – auch schwer – „Time Stands Still“, aber das ist super eng. Der schlechteste Song fällt mir genauso schwer… boah… das ist echt ein bisschen wie zwischen den Kindern entscheiden, ich hab zum Glück nur einen Sohn… aber sagen, welches Kind nicht ganz so gut gelungen ist? Da wird es echt eng…

Welchen singst du denn am wenigsten gern, so in die Richtung?

Da gibt es einige, aber das liegt eher daran, dass die live schwer umzusetzen sind. Der schwächste ist vielleicht… vielleicht „When Sorrow Sang“, aber das kann man so gar nicht sagen. Echt, Quatsch. „A Night At The Opera“ wäre für mich der stärkste Song „And Then There Was Silence“ und der schwächste Song wäre „Sadly Sings Destiny“. Dann haben wir „A Twist In The Myth“, da wäre der stärkste Song für mich „Otherland“ und der schwächste Song „Lionheart“. Und auf der „At The Edge Of Time“ wäre „Wheel Of Time“ der stärkste Song und der schwächste wäre… mal eben durchgehen… das ist auch schwierig… „Valkyries“.

Welche drei Songs von euch würdest du als unterbewertet einschätzen, so verkannte Perlen?

(wie aus der Pistole geschossen) „Noldor“… ähm… da müsste ich mal ganz kurz nachdenken. „Age Of False Innocence“ und…

Einen schaffen wir noch…

Ja, einen schaffen wir noch, ich muss mich nur entscheiden, das ist schwer. Weil von den guten gibt es einige, die so ein bisschen verkannt sind. Ich würde fast auch „Wait For An Answer“ sagen.

Es gibt nicht allzu viele Coverversionen von euch, wenn man es mit anderen großen Bands vergleicht. Woran könnte das liegen?

Weil wir für viele Musiker nicht fassbar sind. Die Musiker, die uns gut finden, wissen, dass wir kaum zu covern sind. Ich glaube da brauchst du wirklich schon irgendwelche Japaner, die über alle Zweifel erhaben sind und einfach eine 1:1-Kopie bilden, weil wir sehr individuell an jeden einzelnen Song rangehen und viele Sachen, die wir durchziehen, sich erst beim Erarbeiten als schwieriger herausstellen könnten. Dann ist es halt wirklich ein Unterfangen, die glaubhaft rüberzubringen, das ist in den meisten Fällen nicht so einfach. Ich habe gerade eine Anfrage von einer relativ bekannten Band, ich will da auch noch nichts vorgreifen, die eine Coverversion machen. Da bin ich ziemlich gespannt wie es wird und ich freue mich schon drauf. Ich werde auch ein bisschen mitsingen dürfen. Von denen würde man es auch nicht denken und da könnte man eventuell  in Zukunft noch einiges zu hören bekommen, weil wir doch sehr starken Einfluss auf bestimmte Death und Black Metal Bands hatten, die relativ erfolgreich sind und irgendwann auch mal eine Alternativversion anbieten. Das ist glaube ich auch die einzige Möglichkeit, wie man sich uns annähern könnte und an und für sich von uns eher so gewollt.

Es gibt ein „Tales From The Underworld“-Tributalbum, kennst du das?

Ja, das ist mit unserem Goodwill entstanden.

Und, wie findest du es?

Gut. Das sind Bands, die mit BLIND GUARDIAN aufgewachsen sind, das sind Bands die natürlich nicht dieses Budget zur Verfügung hatten und größtenteils Bands, die nicht aus der ersten Reihe gekommen sind. Aber man merkt schon diese Verbundenheit.

Wie findest du denn VAN CANTOs Version von eurem „Bard’s Song“?

Gut, aber die ist mir zu nah dran.


Und allgemein die Sache, die VAN CANTO da machen?

Super.

Echt? Live ist das ja noch ganz witzig, aber auf Platte finde ich das unerträglich.

(lacht) Das ist mal ein Ansatz, was anderes zu machen und hat für mich allein deswegen schon einen extrem hohen Wert. Man muss sich so eine Sache erst mal ausdenken und das dann so konsequent umzusetzen bedarf nicht nur extremer Fähigkeiten, sondern spricht auch für eine Vision, die da ist und deswegen kann ich mir das auch auf Platte anhören. Es wäre für mich mit Sicherheit keine neuen QUEENSRYCHE oder keine neuen METALLICA, klar, aber es hat schon Anspruch.

Die nächste Frage, wer euch denn mal covern sollte, hast du vorhin ja schon selber beantwortet. Das sollte dann eher was aus dem extremeren Metalbereich sein?

Muss nicht unbedingt extremer Metal sein, gibt ja tausend Sachen, auf die man selbst nicht kommt. Für einen Jazzer ist es dann vielleicht doch ein bisschen langweilig, die Sachen zu machen, vielleicht auch nicht, keine Ahnung. Aber ich würde mich über jede andere Stilistik freuen, die sich an uns vergreift. Wobei einige Sachen, die wir machen natürlich schon sehr stark im Metal verhaftet sind und da kommt man auch nicht wirklich raus.

Gibt es nach 25 Jahren Bandgeschichte noch irgendetwas Bestimmtes, was man erreichen möchte?

25 Jahre Bandgeschichte… Wenn es nicht gerade unser Anniversary wäre, hätte ich das schon längst wieder vergessen. Wir sind eigentlich noch genauso ambitioniert und genauso heiß auf neue Musik, wie wir es damals gewesen sind. Und wir wollen dementsprechend natürlich möglichst lange noch bessere Musik präsentieren, wir wollen uns nicht wiederholen und wir haben das bis jetzt glaube ich auch ganz gut hingekriegt. Klar, über allem thront für mich immer noch dieses Orchesterprojekt, das fertigzustellen ist auf jeden Fall meine Zielsetzung für die nächsten zwei, drei Jahre und danach muss man dann mal weitergucken, wie man da noch einen drauf setzen kann. Aber bis dahin haben wir auf jeden Fall noch Luft nach oben.

Ich habe im Moment ein bisschen das Gefühl, dass die Art Metal, die ihr spielt, nicht ganz so angesagt ist. Traditioneller Death Metal ist wieder stark im Kommen und die ganze Retro-/Vintage-/Okkultrock-Schiene wird sehr hoch gehandelt, während der melodische Metal ein bisschen aus dem Fokus geraten ist. Siehst du das auch so?

Hmm, puuh. Das ist für mich eine schwer zu beantwortende Frage weil wir uns zwar im melodischen Metal-Bereich zuhause fühlen, aber bei uns tickten die Uhren schon immer ein bisschen anders. Ich kann mich dran erinnern, dass in den 90ern, als alle gesagt haben „Metal ist tot“, wir die Band gewesen sind, die komplett durchgestartet ist, zumindest in Relation gesehen zu allen anderen Bands um uns herum. So hat sich das dann auch fortwährend entwickelt, die Märkte waren kaputt, die Szene war kaputt, unsere Musik gab’s nicht mehr, blaBlind Guardianblabla. Bei uns war die Richtung eigentlich immer vorgebeben und die war immer nach oben und wir waren mit jedem Album und jeder Tour noch ein bisschen erfolgreicher als mit der davor. Von daher mache ich mir solche Gedanken ehrlich gesagt nicht besonders. Ich könnte jetzt auch nicht sagen, ob das für andere Bands tatsächlich so extrem ist, aber ja, es gibt natürlich eine Überpräsentation an Bands und es gibt ein paar harte Metiers, die momentan stärker nach außen Anklang finden, das liegt aber in der Natur der Sache. Vielleicht nehmen sich melodischen Metalbands auch ein bisschen mehr zurück und es liegt auch daran, dass die anderen Bands noch fünfmal mehr touren, als einige Melodic Metal Bands es schon tun. Generell sehe ich da eine Überpräsentation in jeder Hinsicht und da muss man aufpassen. Wir haben uns da ja auch zurückgenommen, wir haben ja ganz klar gesagt wir spielen in diesem Jahr (2012 – d. Verf.) nicht mehr und im nächsten Jahr auch nicht und ich glaube das ist auch eine Frage, wie man sich selbst präsentiert und ob man sich da auch mal ein bisschen zurücknehmen kann. Obwohl wir jetzt eine Best Of herausgebracht haben und diese Box mit der EMI zu Beginn des nächsten Jahres herausbringen, machen wir uns eigentlich rar und das hat uns immer ausgezeichnet und deswegen sind wir von diesen ganzen Trends auch immer verschont geblieben.

Hat es euch eigentlich geärgert, dass „At The Edge Of Time“ nur auf Platz 2 in den Charts gelandet ist und nicht an der Spitze?

Ja. Das war an und für sich nicht so vorauszusehen. Ich hab UNHEILIG logischerweise auch überhaupt nicht verfolgt und mir war gar nicht klar, dass da irgendeine Platte draußen ist, die schon seit sechs Monaten an #1 ist und die da allen die Show gestohlen hat, aus welchen Gründen auch immer und uns im Endeffekt ja auch. Wir haben natürlich intern schon mit der #1 gerechnet, aber, mein Gott, gestorben sind wir nicht. Ich weiß auch gar nicht, ob wir in irgendeinem anderen Land auf der #1 waren, ich glaube mit dem Album nicht, aber ich bin mir auch nicht sicher. Es war ein erfolgreiches Album, das war für uns eigentlich im Endeffekt logischerweise entscheidender, denn von der #1 kann ich kein Butterbrot kaufen. Wenn Einheiten verkauft werden und ein Album generell erfolgreich ist, dann weiß ich, die Zukunft ist gesichert und wir können ein nächstes Album machen, darum geht es ja auch viel mehr. Das war relativ schnell klar und ist natürlich auch immer so der entscheidende Aspekt an der Sache. Bei der „Twist“ ist uns ähnliches widerfahren, bei der „Opera“ auch, aber irgendwann werden wir auch mal auf der #1 sein, die Verkaufszahlen, die wir haben, reichen auf alle Fälle in Normalzeiten locker für die #1, eventuell sogar in der zweiten Woche und von daher… man muss aber auch die Kirche im Dorf lassen, denn so wichtig ist es dann auch nicht.

In Sachen Nebenprojekten ist bei euch abgesehen von ein paar Gastbeiträgen ja derzeit nicht so viel los. Keine Zeit, kein Interesse?

Naja, ich hatte ja DEMONS & WIZARDS, das ist schon eine zeitintensive Sache, weshalb wir noch kein drittes Album gemacht haben, was wir aber gerne machen würden. André hat da null Lust und überhaupt keine Ambitionen, weil er sich auch bei dem, was wir machen, komplett ausleben kann und der genießt sein Leben ansonsten auch in vollen Zügen, von daher würde ich da auch als Fan kein Soloprojekt oder eine Kooperation mit anderen Künstlern erwarten. Marcus und Frederik geistern ja dann noch mit SINBREED durch die Gegend und sind damit auch ganz glücklich und müssen sich ansonsten auch nicht weiter verwirklichen und bei mir… also ich kann mich jetzt über mangelnde Arbeit in BLIND GUARDIAN nicht beklagen. Ich bekomme im Jahr, ich will da nicht übertreiben, zwischen zehn und 20 Anfragen für irgendwelche Gastappearances, wo ich, wenn ich mit Bands befreundet bin oder ich gerade die Zeit dafür habe, auch vier oder fünf im Jahr mitnehme. Das wird in diesem Jahr auch wieder so sein, aber damit bin ich dann auch zu, mehr brauche ich nicht.

Was gefällt Dir denn an der „A Traveler’s Guide To Space And Time“-Box am besten?

Am  besten gefällt mir, dass wir die Möglichkeit hatten, alles so darzustellen, dass es unseren Stempel trägt, nämlich qualitativ in Ordnung. Darüber hinaus gefällt mir persönlich am besten, dass man sich rein theoretisch hinsetzen könnte und diese Werke in einem durchhören könnte und es tatsächlich auch wie eine Serie klingen wird. Man hört natürlich einen Unterschied zwischen „Battalions“ und „Nightfall“, was den Sound und die musikalischen Qualitäten angeht, aber die technischen Voraussetzungen, die wir den Werken geschaffen haben, die sind gleichwertig. Man wird ein einheitliches Klangerlebnis über sich ergehen lassen dürfen und das macht die Sache ganz interessant.

Blind GuardianIch werde mir dann mal eine Nacht dafür Zeit nehmen und das durchexerzieren.

(lacht) Sieht auch geil aus, davon abgesehen. So was ist ja auch immer entscheidend. Es ist nix, wofür wir uns verstecken müssen, das ist auch nix, was wir in den nächsten zehn oder 20 Jahren so nochmal realisieren werden, von daher hat es glaube ich schon genug Value. Es gibt ja auch bloß 8.000, auch das finde ich eine ambitionierte Hausnummer, aber im Endeffekt doch relativ klein. Wir haben da schon ein ganz gutes Gefühl, dass die Leute zufrieden sein werden, die Plattenfirma wird auch zufrieden sein, reich wird davon keiner, aber hey, wir leben trotzdem davon, dass es Leuten gefällt. Wenn es Leuten nicht gefällt, ist es scheiße.

Wie lange habt ihr daran gearbeitet?

Zu lange.

Wie immer also.

Acht Monate, neun Monate waren es. Wir haben fünf Sachen nochmal direkt remixt, dann alles remastert, dann die Sachen orten, sichten, zusammenstellen. Auch was den visuellen Bereich angeht hat das viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich gedacht hatte. Ich hab ja so ein bisschen Erfahrung über die Alben, aber dass das dann doch so extrem sein würde, wenn man dann praktisch so eine Biografie oder Diskografie aufarbeitet, hätte ich niemals gedacht.

Der einzige Kritikpunkt, den ich vielleicht als Fan anbringen würde, ist, dass es nur unveröffentlichte Versionen bekannter Songs gibt aber keine komplett unveröffentlichten Songs. Gibt es da nichts, was man den Fans noch als Überraschung hätte spendieren können?

Äh, jein. Wir wollten nicht so viel Zeit spenden. Wir haben noch immer diese zwei Sachen von der „Nightfall“, die man hätte fertigstellen können und die mit Sicherheit dann auch den Value für den kritischeren Fan gebracht hätten und mit Sicherheit auch noch eine stärkere Rechtfertigung. Nur waren die zu dem Zeitpunkt, als wir an der Box arbeiten wollten, noch nicht so weit fortgeschritten, dass wir sie hätten veröffentlichen können, sprich mit anderen Worten, wir hätten noch stark an den Aufnahmen arbeiten müssen. Wir haben ursprünglich gedacht, dass wir diese ganze Geschichte in acht Wochen durchkloppen können, in diesen acht Wochen hätten wir aber diese zwei Songs nicht machen können. Hätten wir gewusst, dass es acht Monate dauert, hätte man vielleicht an irgendeinen Punkt ansetzen können und sagen „Ok, vielleicht sollte man die Sache jetzt veröffentlichen und vielleicht können wir uns noch einen Kopf machen, wie man die Sachen gut veröffentlicht.“ Der Zug ist an uns vorbei gefahren, das kann ich nicht anders sagen. Das sind aber auch wirklich die einzigen beiden Sachen, die überhaupt machbar gewesen wären. Der Rest, den wir zu Ende komponiert haben, ist tatsächlich auch veröffentlicht worden. Es gibt bestimmt den einen oder anderen Part, der in dem einen oder anderen Song war, der dann keine Verwendung gefunden hat und dann in der Schublade verschwunden ist, aber darüber hinaus gab es nix. Nur diese beiden Songs der „Nightfall“-Session, die nicht fertig gestellt worden sind.

Wie sieht denn der Zeitplan für die nächsten Wochen und Monate bei euch aus?

Wir arbeiten an neuem Material und sind ziemlich gut im Rennen. Ich habe gerade eine E-Mail vom André gekriegt, da ist mittlerweile Song fünf in der Pipeline, den ich mir jetzt gleich herunterladen darf.

Also dauert es nur noch drei Jahre?

Sagen wir mal anderthalb. Um es abzukürzen, es dauert bis Mitte, Ende 2014, bis es ein Album gibt. Auch wenn ich die Auskunft auch schon ein paar Mal erteilt habe, bin ich mir dieses Mal ziemlich sicher, dass ich nicht daneben liegen werde: es wird im direkten Anschluss, also innerhalb der dann folgenden zwölf Monate, das tausendfach erwähnte Orchesterprojekt zu hören geben. Da bin ich mir zu 99% sicher, weil wir mittlerweile in den Aufnahmen stecken, die Songs sind größtenteils fertig, teilweise kurz vor Fertigstellung, da geht es nur noch um Abarbeiten, sprich das Orchester muss zum einen einige Songs noch einspielen und ich muss noch an dem textlichen Konzept feilen und die Sachen in einer ruhigen Kaffeestunde mal einsingen.

Da freue ich mich auch schon sehr drauf.

Ich kann versprechen, dass das glaub ich noch mal alle Perspektiven auf uns verändern wird und unser Universum nochmal extrem erweitern wird. Da kommt auch eigentlich niemand dran vorbei. Wir arbeiten jetzt seit mehr als 14 Jahren da dran, wenn wir fertig sind, werden es knappe 16 sein und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es bis dahin nichts Gleichwertiges oder Adäquates geben wird.

Letzte Frage: kannst Du schon irgendeinen kleinen Appetizer in den Raum werfen, irgendeinen Titel, irgendein Detail worum es beim nächsten Album gehen wird?

Nicht ganz exklusiv, aber der erste Song, den wir für das neue Album fertiggestellt haben, heißt „Encrypted Times“, da wird das Schlagzeug im Januar aufgenommen. Ist eine sehr schnelle Nummer, man könnte die als Speed-Metal-Nummer bezeichnen, trägt aber trotzdem auch die „A Night At The Opera“- und „A Twist In The Myth“-Handschrift, von daher bin ich sehr gespannt, wie die Leute die aufnehmen werden. Der Rest der Songs ist sehr Guardian-lastig, teilweise orchestral, da arbeiten wir gerade an einer Nummer, die heißt „The Ocean“, die wird auch im Januar schon vom Orchester eingespielt und Frederik wird sie dann schlagzeugtechnisch aufnehmen. Der Rest, der in der Pipeline ist, ist irgendwo zwischen Irish Folk Speed Metal und typisch BLIND GUARDIAN. Mehr kann ich noch nicht sagen.

Das reicht auch erst einmal, da bin ich schon sehr glücklich mit. Vielen Dank, dass du dir so viel Zeit genommen hast.

Andreas Schulz (Info)
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