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BOCHUM TOTAL 2019 | Samstag - Bochum Innenstadt - 06.07.2019
Bochum Total 2019 – Tag 3
Heute schon sehen, was man morgen hört …
Bochum Total 2019, 6. Juli
Ok, hier kommt der Bericht und die Bilder vom 3. BoTo-Tag. Nachdem der Freitag wettertechnisch ziemlich ok war, war am Samstag relativ schnell klar, dass es so nicht weitergehen würde. Aber ich war noch zuversichtlich und ließ daher die Regenjacke im Auto. Heute hatte ich dann auch ein Lanyard (Schlüsselband) dabei, damit ich meine Akkreditierung nicht wie Freitag in der Hand rumtragen musste. <facepalm>
Mein erster Weg führte mich am Samstag zur 1LIVE-Bühne und dem Heimspiel der sechs Bochumer, FIGUR LEMUR. Zeitlose Beats, komplexe Sounds, energiegeladene Texte und die Besucher stehen nicht still. Keine stumpfe Mitgröhl-Mukke, kein verkopfter Philosophen-Rap, sondern etwas dazwischen. Etwas was mitreißt, sich aber auch positioniert. Figur Lemur stehen für handgemachte, konsequente Popmusik mit einem gesunden Anteil Selbstbewusstsein sowie Nerdrum und schaffen es mühelos sich zwischen verschiedenen Genres zu bewegen.
Analog zum Vortag ging es dann nach zwei Songs weiter in Richtung Coolibri Ring-Bühne. Dort tobten bereits LIQUID ASSETS über die Bühne. Die Live-Performance der Band und insbesondere das charismatische Auftreten ihrer Sänger André Twilfer und „Lady“ Nico muss den Vergleich mit internationalen Top Bands nicht scheuen.
Auf der Sparkassen-Bühne gab es danach ein echtes Unikat zu bestaunen. „Die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun“ so könnte man denken, wenn man einen Auftritt von Garage 3 erlebt. Genau aus diesen Latten, sowie ein paar alten Zigarrenkisten baut Friedel Geratsch, Sänger und Gitarrist der Band, seine Instrumente. Mit 3 oder 4 Saiten bespannt und einem Bottleneck gespielt, sind sie die Basis für den rauen, ungeschliffenen Sound des Trios. Das rhythmische Fundament dafür liefern Schlagzeuger Stephan Schott und Bassist Tom Baer. Garage 3 ist Ruhrpott-Rock mit deutschen Texten, authentisch und eigenständig.
Und während ich dann so langsam in Richtung 1LIVE-Bühne zurückschlenderte, fing es dann auch schon an zu regnen und sollte für den restlichen Konzerttag auch nicht mehr wirklich aufhören.
Um 18:15 Uhr spielten dort die britischen Indie-Rocker TOM ALLAN & THE STRANGEST. Die beiden Briten träumen davon, der Gitarrenmusik mit Energie, Melodie, Melancholie und vor allem mit Haltung wieder mehr Geltung in der Popwelt zu verschaffen. Zwei hochtalentierte junge Musiker und Texter, denen es gelingt, sich einiges vom Besten aus der jüngeren musikalischen Vergangenheit zu eigen zu machen, zu modernisieren und in die Gegenwart zu transportieren.
Im gewohnten Rhythmus bleibend, machte ich mich danach auf den Weg durch den Regen in Richtung, na …, Coolibri Ring-Bühne. Zwei Sängerinnen an Gitarre und Bass und ein Typ am Schlagzeug, der langsam nicht kann! SHIRLEY HOLMES, die Band aus Berlin, lieben das Unangepasste, machen Musik zum Tanzen und nennen das Resultat nonchalant Sport mit Gitarren. Mit ihrem Komm-du-willst-es-doch-auch-Charme, tumultigen Battle-Gesangsparts, smart-rotzigen Texten auf Deutsch und Englisch und einer verblüffenden Live-Energie haben sie Club- und Festivalbühnen deutschlandweit vollfreudig mit ihrem Schweiß überzogen. Im Studio waren sie unlängst mit US-Produzentin Sylvia Massy (Red Hot Chili Peppers, Prince, System Of A Down, Skunk Anansie). Gitarristin und Sängerin Mel kommt interessanter Weise aus der Heimatstadt von Nena, Hagen.
Die Sängerin MOLA zeichnet zeitgleich auf der Sparkassen-Bühne in ihrer Musik die ungeschönte Antithese zu einer rosaroten Welt. Es ist ein musikalischer und textlicher Gegenentwurf zur bloßen Funktionalität, die in den letzten Jahren allgegenwärtig wurde; Anti- statt Bubble-Pop. Ob zwischenmenschliche Beziehungen, alkoholgetränkte Nächte oder Ziellosigkeit, bei MOLA werden alle Erfahrungen misstrauisch auf links gedreht, um zu sehen was sich hinter der alltagstauglichen Fassade verbirgt. Die rauchige Stimme fügt sich in synthielastige Plastikbeats, angereichert durch organische Elemente, Trap-Hihats, 808 Drums, sphärische Gitarren und Dancehall-Einflüsse.
Für meinen Geschmack erster Headliner des Tages war die aus Berlin stammende Indie-Rock und Alternative-Pop Band KENSINGTON ROAD, deren Name einer Straße in Kanada entlehnt sein soll. Die Füße stillhalten? Cool bleiben? Das gelingt bei den Songs der Berliner Band Kensington Road nur eiskalten Stoikern. Alle anderen sind sofort angefixt vom internationalen Sound der Band, der gekonnt eine Brücke zwischen Indierock und Alternative-Pop schlägt. Authentische Songs, die ohne Schnickschnack und Künstelei auskommen – denn nach Tausenden von Kilometern im Tourbus durch ganz Europa und unzähligen Live-Shows, weiß die „hard-working band“ KENSINGTON ROAD ganz genau wovon sie singt.
Wer auf gut gemachte Rockmusik mit intelligenten Texten und charmanten Bläsersätzen steht, kommt an RANTANPLAN, und somit an einem Besuch der Coolibri Ring-Bühne, längst nicht mehr vorbei. Dieser Sound aus dem Hamburger Rotlicht hilft ein gutes Stück weit mit, den Rock’n’Roll über diese unsäglich-aalglatten Copy&Paste-Produktions-Zeiten zu retten. Live aufgenommen und ehrlich von der Seele gebrüllt. In kalten Zeiten besinnen sich RANTANPLAN auf das Wesentliche: das Rudel. Hier wird gerannt, gebellt, gebissen, gefressen und geschmust. Das muss Liebe sein und so soll es auch sein.
Hiernach habe ich mir dann erstmal eine Pause im VIP-Bereich gemacht, der in diesem Jahr im Restaurant Pasta auf der Viktoriastraße untergebracht war. Leckeres Essen ein kühles Getränk und interessante Gespräche mit den Künstlern oder Kollegen. So sollte es auf jedem Festival/Konzert sein. Nach diesem kurzweiligen Intermezzo kam dann auch schon mein zweiter und letzter Headliner für diesen Tag.
JAMARAM, DIE Reggae-Band aus dem Weißwurst-Sektor. „To The Moon And The Sun“ nennt sich der 2019er Longplayer der Reggaenauten um Captain Tom Lugo, die ohne Pause seit zwei Jahrzehnten im Reggae-Universum mit ihrem Spaceship JAMARAM zu neuen Galaxien unterwegs sind. Dabei fungieren Fans und Band als so eingespieltes Team, dass jeder Abend zum einzigartigen Erlebnis wird. Fixsterne sind neben Reggae, Dubwise und Modern Roots all die spacigen Facetten von Afro, HipHop und Urban Grooves.
Ich war echt versucht bereits hier den Abend bei Reggaeklängen ausklingen zu lassen, hatte aber noch die Jungs von BETONTOD aus Rheinberg auf dem Plan. Also machte ich mich mal wieder auf den feuchten Weg in Richtung Coolibri Ring-Bühne. Da der Regen stärker wurde und absolut kein Durchkommen zur Bühne möglich war, musste ich den Abstecher bei BETONTOD jedoch leider abbrechen. Sorry Jungs … Kollege Stefan hat Euch aber bestimmt beim Castle Rock Festival abgelichtet.
Da ich BATOMAE bereits beim Mittagessen getroffen hatte, beschloss ich den Samstag mit einem Besuch der Sparkassen-Bühne abzuschließen. Der Bassist von Luxuslärm war in diesem Jahr solo bei Bochum Total unterwegs. BATOMAEs Songs sind die perfekte Symbiose aus Tiefgründigkeit und Leichtigkeit, seine Auftritte ergreifend, nahbar und außergewöhnlich. BATOMAE liebt sein Leben, weiß wertvolle Momente zu schätzen und genau diese bejahende Einstellung spiegeln seine Songs & Auftritte wieder. Bei seiner neuen Single „Niemand ist wie Du“, überzeugt BATOMAE wie bei allen seinen Songs mit starker Melodie und einem gefühlvollen, lebensnahen Text. Der Song ist ein musikalisches Kompliment an alle unsichtbaren Alltagshelden. Jedenfalls hatte er seinen Fanclub dabei, die alle Songs mitsingen konnten.
Damit schließe ich meinen Bericht vom Samstag bei Bochum Total 2019 und übergebe wieder an Stefan, der vermutlich kurzfristig seinen Sonntagsbericht hinterher schiebt.
Vielen Dank an CoolTour und Bochum Marketing für die Akkreditierung.
Weitere Bilder von unserem Fotografen Dietmar Seifer gibt es auf seiner Facebook-Seite.
Links
Infos zum Line-Up und das Programmheft mit Informationen zu den Bands und Künstlern findet Ihr hier: http://www.bochum-total.de/programmheft.html