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Anyone's Daughter: Live (1984 - remasterte Ausgabe von 2012) (Review)

Artist:

Anyone's Daughter

Anyone's Daughter: Live (1984 - remasterte Ausgabe von 2012)
Album:

Live (1984 - remasterte Ausgabe von 2012)

Medium: CD
Stil:

Deutscher Progressive Rock "absolut live"

Label: Tempus Fugit / SPV
Spieldauer: 105:57
Erschienen: 23.11.2012
Website: [Link]

Trotz der „Neue[n] Sterne“, dem 4. Album von 1983, das irgendwie eine immer stärkere Abkehr von allen progressiven Einflüssen bei ANYONE'S DAUGHTER erkennen ließ, durfte 1984 jeder Fan dieser zurecht liebgewonnenen Band darauf hoffen, dass ihr Live-Album sich stärker auf die progressiven als die eingängigen Töne konzentrierte. Und diese Hoffnungen wurden in keiner Weise enttäuscht! Die vier noch immer so jungen, fast kindlich wirkenden Burschen aus Calw, der Geburtsstadt Hesses, bewiesen auf „Live“ ihre ganze musikalische Größe, ihr progressives Feingefühl, ihr textliches Geschick und ihre hervorragenden Live-Qualitäten.

Im Grunde genommen ist dieses Album zugleich das letzte Stück Musikgeschichte der „authentischen“ AD-Band, die man bei der Nennung des Namens ANYONE'S DAUGHTER im Kopf behält, denn danach trat 15 Jahre musikalische Stille ein, der „Danger World“ (2001) folgte – ein Album, dem der typische AD-Sound, genauso wie auf dem Nachfolger „Wrong“ (2004), beinahe komplett abhanden gekommen war, was wohl auch am neuen Sänger und dem Fehlen von HARALD BARETH und PETER SCHMIDT lag.

Diese 2012 in hervorragender Soundqualität remasterte Ausgabe ist für den Fan unverzichtbar, was nicht nur am Klang liegt, sondern auch daran, dass im Gegensatz zur 96er CD-Ausgabe diesmal alle Titel des Vinyl-Doppelalbums, inklusive „Tanz und Tod“ sowie vier Videos mit einer Laufzeit von etwa 20 Minuten in mäßiger Ton- und grottenschlechter Bild-Qualität, enthalten sind. Trotzdem sind diese Konzertausschnitte, aufgezeichnet 1983 in Magstadt, für jeden Sammler unverzichtbar, weil sie eben nicht von der bisher wohl einzigen DVD-Live-Aufzeichnung „Request Document (Live 1980-83) 1 & 2“ stammen. Diesbezüglicher Magstadt-Konzerteindruck (trotz der schlechten Qualität): Beachtlich, wirklich beachtlich, was die jungen Burschen da auf der Bühne leisten, selbst wenn Bareth vom Äußeren her in seiner Kleiderordnung doch etwas verunsichert. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten – einfach anschauen und jeder weiß, was ich meine ... das poppt eben!

Das Konzert selber enthält eine geschickt aufeinander abgestimmte Kombination einzelner Songs aller vier Studio-Alben, wobei besonders bei den englischsprachigen Titeln einige Schwächen beim Intonieren offensichtlich und unüberhörbar sind. Darum gilt für mich uneingeschränkt, selbst wenn mir hier alle progressiven Fraktionen deutscher Herkunft vehement zu widersprechen versuchen: Es ist eindeutig ein Vorurteil, dass progressive Rockmusik nur über Englisch, aber nicht die eigene Muttersprache funktioniert, so als wäre Deutsch immer ein echtes Kainsmal im klanglichen Prog-Rock-Umfeld gewesen. Auf diesem Live-Album treten genau in dieser Beziehung die vier musikalischen Calwer den Beweis für das Gegenteil dieser vorurteilbehafteten Ansicht an, weil sie einerseits ihre frühen englischen Kompositionen im akzentuierten Schulenglisch-Duktus vortragen, während sie andererseits ihre stellenweise wundervoll lyrischen Texte mit deutlich mehr Gefühl live zum Ausdruck bringen. Und dass der zweite Beweis für diese Behauptung ELOY mit dem schrecklich akzentuierten englischen Bornemann-Gesang sind, wird sicher jeder wissen.

Die Aufnahmen von „Live“ stammen von den 83er-Konzerten in Esslingen, Biberach, Aalen sowie Reutlingen und enthalten den eindeutigen Hinweis: „Es wurde nichts hinzugefügt – dieses Album ist absolut live!“ Eine Tatsache, die wirklich schwer beeindruckt, wenn man bedenkt, dass die vier Musiker zu diesem Zeitpunkt im Schnitt 24 Jahre alt waren und hier höchst kunstvollen Prog-Rock ohne - sieht man mal vom englischen Gesang ab - Makel live raushauen. Allerdings lässt sich natürlich zugleich vermuten, dass bei den Konzerten nicht alles so glatt lief wie auf diesem Live-Album, da es ja letzten Endes eine Art „Best Of“ aus vier Konzertmitschnitten geworden ist. Ein zusätzlicher Kaufanreiz ist natürlich auch, dass fast ein Drittel der Aufnahmen von „Live“ auf keinem Studio-Album der Band enthalten sind und es tolle Gitarren- („Come Away – Adonis I“), Bass- („Land's End“) und Schlagzeug-Solos („Peterchens Mondfahrt“) zu bewundern gibt.

Einzig bitterer Beigeschmack bleibt am Ende, dass beim Erscheinen von „Live“ ANYONE'S DAUGHTER schon nicht mehr existierten und in dieser Art (und Besetzung) auch nie wieder musizierten!

FAZIT: Tolles Live-Album in nunmehr hervorragender Klangqualität, das zugleich der Abgesang für eine der bedeutendsten deutschen Prog-Bands der 80er-Jahre wurde und den Beweis antrat, dass, ganz im Gegensatz zu den mühlböckschen NOVALIS-Schüttelreimen, sogar die deutsche Sprache hervorragend in der progressiven Rockmusik funktionieren kann.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4843x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • CD 1:
  • Konsequenzen
  • Der Begleiter
  • Treance
  • Tanz und Tod
  • Viel zuviel
  • Sundance Of The H.P.
  • November
  • Sambuca
  • Carrara
  • ========== Bonus:
  • Videos – Live in Magstadt 1983:
  • Konsequenzen
  • Viel zuviel
  • CD 2:
  • Land's End
  • Come Away (Adonis I)
  • Peterchens Mondfahrt
  • Neue Sterne
  • Der Plan
  • Moria
  • Anyone's Daughter
  • ========== Bonus:
  • Videos – Live in Magstadt 1983:
  • Neue Sterne
  • Moria Stage View

Besetzung:

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