Partner
Services
Statistiken
Wir
Meshuggah: Koloss (Review)
Artist: | Meshuggah |
|
Album: | Koloss |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Math Metal |
|
Label: | Nuclear Blast | |
Spieldauer: | 54:32 | |
Erschienen: | 23.03.2012 | |
Website: | [Link] |
Eines vorweg: Der neueste MESHUGGAH-Brocken ist ein Album, das beim Verfasser dieses lyrischen Ejakulats eine gewisse schizophrene Wahrnehmung provoziert. Einerseits machen die Herren aus dem schwedischen Umeå alles richtig, andererseits alles falsch. „Koloss“ ist eine Acht und eine zwölf zugleich. Aus konsequent subjektiver Sicht, versteht sich.
Die Urväter des Math Metal - oder, wie PERIPHERYs Misha Mansoor es vor etwas mehr als einer Dekade im Internet etablierte, des „Djent“, besinnen sich auf ihrem nunmehr siebten Vollzeithirnverdreher im Grunde auf genau das, was sie am besten können, und so erleben wir die Urgewalt und einige andere typische Merkmale von „Destroy:Erase:Improve“ und „I“, den nihilistischen Ansatz vom extrem zermürbenden, angepissten „Nothing“, die Kälte und Beklemmnis von „Chaosphere“, etwas Aktualität meets Retroshuggah, wie sie bereits bei "obZen" ungebremst kollidierten. Gekrönt wird der anabolisierte Jimmy Neutron-Metal durch Jens Kidmans gewohnt monotones Brutalogeschrei, das seit der „None“-EP eher als fünftes Instrument statt Gesang gelten dürfte, und das Gesamtresultat wurde in einen ungemein schwergewichtigen Sound gepackt, der wohl noch nie so heavy war wie dieses Mal.
Auch sind die Songstrukturen trotz der typischen Komplexität, fußend auf Polyrhythmik und Polymetrik, regelrecht nachvollziehbar. Erfreulicherweise findet man ebenso erfrischend viele atmosphärische, spacige Cleangitarrenparts auf dem 54-Minüter, allen voran das an GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR erinnernde, elegische Outro „The Last Vigil“. MESHUGGAH zeigen sich demnach von ihrer qualitativ höchstwertigen Seite und schaukeln den Kahn souverän nach Hause.
Doch ein neues MESHUGGAH-Album zu hören war in der Vergangenheit immer wieder an ein gewisses Maß an Überraschung gekoppelt. Man freute sich als Hörer, für die Folgezeit ordentlich etwas zu knabbern zu haben, so lange, bis der Kiefer schmerzt. Selbst die Enttäuschung barg Freude in sich, denn die Skandinavier haben, beide Mittelfinger vor die Linse des inneren Auges gestreckt, immer nur einfach das getan, wonach ihnen war. Ob man das als Fan nun mochte oder nicht - friss oder stirb, hier hast du, sieh halt zu, was du damit machst.
Doch nun? Nun hat man nach rund zehn Durchläufen das Album im Kopf, jeder Rhythmus, dessen Verschiebungen, die synkopischen Riffs um das Gerüst mäandernd, alles ist gespeichert. Sitzt. Ist in den zerebralen Chip eingebrannt., und verdammt, ja, die „Verrückten“ dürfen nach einem Vierteljahrhundert Existenz fucking tun und fucking lassen, was sie wollen, aber fast scheint es so, als würden sich MESHUGGAH mit diesem Album ein wenig auf ihrem Kultstatus ausruhen. Gefährlich dabei ist, dass TEXTURES, TESSERACT, VILDHJARTA, ANIMALS AS LEADERS sowie einige andere „intellidjente“ Bands zuletzt verflucht starke Alben veröffentlicht haben, die musikalisch mindestens ebenbürtig sind - oder gar besser. Und vor allem teilweise deutlich mutiger.
FAZIT: Soll man es nun loben, dass MESHUGGAH mit „Koloss“ das wohl erwachsenste Werk ihrer Bandgeschichte abliefern oder muss man sich grämen, weil man sich insgeheim dann doch etwas mehr infantile Naivität und Experimentierfreude gewünscht hätte? Dieses Album hat die Seele des Rezensenten wie ein scharfes Beil entzweit, doch die experimenteller veranlagte „Hälfte“ derselben ist das gewisse zehntel Prozent größer.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- I Am Colossus
- The Demon's Name Is Surveillance
- Do Not Look Down
- Behind The Sun
- The Hurt That Finds You First
- Marrow
- Break Those Bones Whose Sinews Gave It Motion
- Swarm
- Demiurge
- The Last Vigil
- Bass - Dick Lövgren
- Gesang - Jens Kidman
- Gitarre - Fredrik Thordendal, Mårten Hagström
- Schlagzeug - Tomas Haake
- Chaosphere (1998) - 13/15 Punkten
- Catch Thirty Three (2005)
- Koloss (2012) - 10/15 Punkten
- The Violent Sleep Of Reason (2016) - 12/15 Punkten
- Immutable (2022) - 12/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Mirko
gepostet am: 27.03.2012 User-Wertung: 13 Punkte |
Ich hatte anfangs auch größere Probleme mit der Scheibe; das hat sich nach Dauerrotation aber gegeben. Das Album ist sicherlich nicht das, was viele erwartet haben, für mich auf seine Weise aber trotzdem ein Volltreffer. |
Six Six Six
gepostet am: 31.03.2012 User-Wertung: 11 Punkte |
Du bist auch synkopisch.. |
Orgasmatron
gepostet am: 08.04.2012 |
Klar, Meshuggah haben, was Vertracktheit anbelangt, auf diesem Album einen Gang zurückgeschaltet und beweisen damit eigentlich, dass es ihnen, wie sie in vielen Interviews immer wieder betonten, um den Groove geht. Bei Meshuggah war Technizität und Polyrhythmik nie ein reiner Selbstzweck. Obwohl gerade das ein entscheidender Spassfaktor der Band war. Letztlich ist es genau das, was die Band von anderen abhebt. Denn im Gegensatz zu vielen Djent Bands, kommt es bei Meshuggah auf das Klangresultat an und nicht darauf, nach dem wievielten male man ein Riff verstanden hat. Bei Meshuggah hat jeder Song Charakter und eine Seele! Ich habe mir auch Vildhjarta gekauft und ich mag das Album, aber die Songs haben niemals diese Tiefe, aus welcher die Lieder von Meshuggah schöpfen. Hört euch doch mal "Marrow" an und seid ehrlich: wann habt ihr das letzte mal solch ein kreatives Riffing gehört? Da kommt auch der, für meinen Geschmack zu klinisch klingende, Sound von Periphery nicht ran. Und Kidmans Stimmorgan ist eine Offenbarung. Brutal und ohne dieses häufig nur kitschig wirkende klare Rummgesäusele welches mir schon den Spass an mancher Djent-Scheibe versaut hat.
12.5 Punkte, wobei "Nothing" mit 15 Punkten der Richtwert ist. |
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 08.04.2012 |
Kann gar nicht sein mit dem Richtwert, der gehört nämlich zu "Destroy:Erase:Improve". So! ;) |
Orgasmatron
gepostet am: 09.04.2012 |
DEI kriegt bei mir 14.5 ;-) |
hos
gepostet am: 05.09.2012 User-Wertung: 11 Punkte |
Unterm Strich: Sound geil, Songs ok, Solos kacke.
Auch wenn die kreative Hochphase des Albums (alles von "Marrow" bis "Demiurge") ein höchst befriedigtes Dauergrinsen verursacht - "ObZen" empfand ich aufgrund seines psychedelischen Moments wesentlich spannender - im Gesamtkatalog muss ich das neue Werk eher weiter hinten einordnen. Vielleicht sogar ganz hinten - aufgrund des unerwartet hohen Abnutzungsfaktors. |
Rollz
gepostet am: 17.06.2018 |
Lange Zeit war Koloss eher auf den hinteren Rängen meiner ganz eigenen Meshuggah Rangliste. Das Album ist aber so wahnsinnig bei mir gewachsen, dass es heute 13 Punkte von mir bekommt ;) |