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King Of The World: Can't Go Home (Review)
Artist: | King Of The World |
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Album: | Can't Go Home |
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Medium: | CD | |
Stil: | Blues Rock |
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Label: | K.O.T.W. Records/Bertus | |
Spieldauer: | 62:22 | |
Erschienen: | 25.10.2013 | |
Website: | [Link] |
Wer kennt sie nicht – die Kneipen mit zerschlissenen Chaiselongues, muffig-behaglicher Atmosphäre, früher durchzogen von dichten Rauchschwaden; die Tische älter als die meisten Gäste; eine brauereiabhängige Biersorte im Ausschank, ordentlich gezapft, wobei man die Gläser vorm Füllen nicht allzu genau betrachten sollte. Häufig existiert eine höherprozentige Spezialität, die an bestimmten Tagen, bzw. Abenden, zu Sonderpreisen verkauft wird, manchmal ist es auch nur ein bestimmte Whiskysorte, die seltsamerweise nie über Geheimtippstatus herausgekommen ist, dank der angeblichen Beziehungen des Wirtes aber zu verdammt günstigen Konditionen in den Verkauf gelangt.
Nach dem dritten Glas ist man geneigt der kleinen Legende Glauben zu schenken. Und immer noch, wenn der Laden sich zu später Stunde leert, lediglich Stammgäste und vertrauenswürdige Gelegenheitsgäste den Schankraum bevölkern, gerne um die mittlerweile etwas klebrig gewordene Theke verteilt, werden die Aschenbecher hervorgeholt und mit einem gepflegten „Scheiß auf die Vorschriften“ gesundheitsverachtend, aber umso genussvoller, die darbenden Lungen malträtiert. Und jeder der Anwesenden fühlt sich für einen nostalgischen Moment wie der KNG OF THE WORLD. Oder die Queen…
Aktuelle Klänge haben schon längst ausgedient, wenn sie denn überhaupt je dem CD-Player des Ladens (nix ist mit Laptop) entlockt werden. Und später, wenn zum wiederholten Mal der völlig entspannte Blues von KING OF THE WORLD, der Band um Erwin Java, den ehemaligen Gitarristen der niederländischen Blues-Heroen „CUBY AND THE BLIZZARDS“, aus den Lautsprechern tönt, ist man geneigt, das für wahre, beständige Musikgröße zu halten, die sich nicht um Zeiten und Fortentwicklungen schert. Hier und Jetzt, vielleicht auch Gestern oder Vorgestern verschmelzen zu einer untrennbaren Einheit. Während der Albumtitel mit einem Seufzen geradezu nach einem Tattoo verlangt: „Can’t Go Home“.
Dann das Erwachen. Man sitzt mit den Kindern in einem günstigen Vorort-Lokal, dessen Einrichtung einem Katalog des Gelsenkirchener Barock entstammt. Die lieben Kleinen essen Pommes mit Fischstäbchen, die Gattin Matjes mit Bratkartoffeln („Da kann man nichts mit verkehrt machen“) und man selbst ein Jägerschnitzel, dessen Panade in Champignon-/Möhren-/Zwiebelsauce aus dem Eimer ertrinkt. Als Begleitmusik gibt’s „Bin ich von allen guten Geistern verlassen“ von ANDREA BERG. Doch dann hat der Typ hinterm Tresen die Faxen dicke und legt KING OF THE WORLD in den Player (natürlich keine mp3s vom Laptop). Und auf einmal schmeckt das Jägerschnitzel nach mit Wonne abgelehntem Michelin-Stern, und Erinnerungen werden wach, an jene Stammkneipe, die nur in der Erinnerung oder in Träumen existiert.
Nee, ist nicht die „Die kleine Kneipe in unserer Straße, da, wo das Leben noch lebenswert ist“. Vielleicht aber doch…
FAZIT: Der Ersteindruck: Nichts Neues unter der Sonne. Relaxter Blues-Rock wie ihn tausende von Bands spielen. Instrumental vielleicht ein bisschen (oder auch weit) ausgefeilter als von der Wald- und Wiesen-Combo vor Ort, aber genauso unbelastet von modischen Strömungen und der Sehnsucht nach Grenzüberschreitungen. Hier wird gedudelt als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, den Blues zu spielen. Sollte jeder mal getan haben. Es gibt geschmackige Gitarrensoli („She’s A Burglar“ – (Herz gestohlen oder was? Natürlich!), wirklich brillieren darf der Mann an den Tasten, Govert van der Kolm. Respekt für ein Werk, dessen hauptsächliche Bezugsperson ein Gitarrist ist. Das Ruud Weber als Sänger überzeugt – gar nicht weit weg von Chris Thompson, weshalb „Can’t Go Home“ mitunter einen ganz leichten MANFRED MANN-Touch besitzt (die ersten Takte) – als Bassist eine sichere Bank ist und Drummer Foke de Jong sein Handwerk ebenfalls beherrscht, ist die Antwort auf eine Frage, die gar nicht gestellt zu werden braucht.
Manchmal geht es, wie im im weiteren Verlauf des Openers oder dem mediokre Standards abhakenden „Gone Gone Gone“, arg bieder und trivial zu. Was ja mittlerweile, angesichts einer hochtechnokratischen, dauerüberwachten Umwelt, ein bisschen nach Hoffnungsträger klingt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Bluesified
- Evil Thing
- Help Me Find The Way
- Gone Gone Gone
- Mr. Big Shot
- Learn How To Cry
- Wrong Side Of Life
- Better Leave While You Can
- Broke And Lonely
- She's A Burglar
- Let's Go Get Stoned
- Number One
- Can't Go Home (For 'Q')
- Bass - Ruud Weber
- Gesang - Ruud Weber
- Gitarre - Erwin Java
- Keys - Govert van der Kolm
- Schlagzeug - Foke de Jong
- Can't Go Home (2013) - 10/15 Punkten
- Live At Paradiso (2015)
- Cincinnati (2016) - 12/15 Punkten
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